Rapperin Kitoko: «Musik ist das Schöne für mich»

Mahara Rösli | 
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Immer erfolgreicher: Die Ossinger Sängerin und Rapperin Kitoko schrieb früher in der Schule Gedichte, heute nimmt sie ihre selbst geschriebenen Songs im Studio auf. Bild: Mahara Rösli

Sie sang bereits im Winterthurer «Albani» und tritt im Vorprogramm von Lo & Leduc auf: Die Sängerin Kitoko macht sich zurzeit einen Namen in der Schweizer Musikszene. Ein Zustand, welcher der jungen Ossingerin vor ein paar Jahren noch unerreichbar schien.

«Tut mir leid für die Verspätung», sagt die Sängerin und Rapperin Kitoko und fährt mit ihrer Hand durch ihre langen dunkelbraunen Braids. Es ist kurz nach 20 Uhr, als Kitoko direkt vor dem Eingang der Arch Bar steht. «Ich war länger im Studio als gedacht», erklärt die 22-Jährige mit kongolesischen Wurzeln. Noch gestresst von ihrem Schultag und den anschliessenden Stunden in den Winterthurer «Big Wave Studios», kommt die Ossingerin nun langsam zur Ruhe. Denn seit Kitoko vor zwei Jahren ihre erste Single «Melody» innerhalb des Formats «Next Up» veröffentlicht hat, sind ihre Termine dicht aneinandergedrängt.

«Es ging alles relativ schnell», erzählt Kitoko, mit echtem Namen Jenny Gasser. Besonders gut erinnern könne sie sich an den Moment, an dem «Melody» zum ersten Mal im Radio gespielt wurde. «Ich habe mich sofort mit meiner Mutter ins Auto gesetzt und mein Lied gehört. Da kam uns schon die eine oder andere Freudenträne», erinnert sie sich zurück.

«Genau für solche Momente lebe ich»

In der Sekundarschule, erzählt Kitoko, habe sie begonnen, Gedichte zu schreiben. Es sei lange ihr Weg gewesen, ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Früher bereits, vor den kleinsten Auftritten mit Herzklopfen, steht sie jetzt, acht Jahre später, als Kitoko auf den Konzertbühnen von Winterthur.

«Damals hätte ich mir nie vorstellen können, einmal vor 750 Leuten zu singen», sagt sie rückblickend. Neben der zweijährigen Berufsmatur arbeitet die junge Rapperin noch in einem Büro: «Von der Musik lässt es sich noch nicht leben», merkt sie an und lacht. Doch irgendwie bringe sie alles unter einen Hut – immerhin macht sie sich in der Schweizer Musikszene zurzeit einen Namen.

«Ich musste herausfinden, wer ich als Künstlerin sein möchte.»

Jenny Gasser Sängerin («Kitoko»)

Bereits mit dem Schweizer Rapper Pronto aufgetreten, sang Kitoko als Vor-Act von FlexFab & Ziller Bas an den Afropfingsten Winterthur im «Albani». «Es war erst mein zweites Livekonzert und das Clublokal war fast voll, so etwas ist nicht selbstverständlich!», sagt Kitoko. Einige Monate später heizte sie im Vorprogramm von Lo & Leduc dem Salzhaus Winterthur ein. Dies sei bis anhin ihr grösstes Konzert gewesen. Vor dem Konzert nervös, habe sie auf der Bühne alles um sich herum vergessen. «Genau für solche Momente lebe ich», schwärmt Kitoko, die alle ihre Songs selbst schreibt. Ab und zu textet sie auch für andere Künstlerinnen und Künstler.

Alles, nur nicht gradlinig

Als Künstlerin möchte sich Kitoko für «Self-Love», Power und Kreativität einsetzen.

Dies war jedoch nicht immer so. Denn dafür musste sie sich zuerst selbst besser kennenlernen. «Ich musste herausfinden, wer ich als Künstlerin sein möchte und welche Message ich meinen Hörern weitergeben will.»

Auch über ihren Künstlernamen habe sie sich lange den Kopf zerbrochen. Den Namen «Kitoko» habe dann ihr Vater vorgeschlagen, nachdem sie ihn gefragt hatte: «Mit welchen Worten würdest du mich beschreiben, wenn du nur eines zur Verfügung hättest?» Das kongolesische Wort bedeutet in der Landessprache «lingala», das Schöne. Dies habe sie sofort überzeugt. «Denn Musik ist das Schöne für mich», sagt die Künstlerin mit einem Lächeln im Gesicht.

Ihre eigene Musik beschreibt die Ossingerin als «ganz und gar nicht gradlinig». So sind auf ihrer Spotify-Playlist Songs von Pop über Old School Rap bis hin zu Rock auffindbar. «Ich lasse mich sehr gerne von verschiedenen Genres inspirieren.» Denn Musik sei schliesslich eine Form der Kunst und könne nicht «einfach etwas» sein, so Kitoko. Auf eine Musikrichtung möchte sie sich vorläufig nicht festlegen. «Das Wichtigste ist, dass ich mit meiner Musik Leute erreiche und in ihnen etwas auslösen kann», sagt Kitoko und ergänzt: «Das ist, was zählt.»

Grosse Visionen, grosse Bühnen

«So let me chill, let me vibe» singt Kitoko in ihrem Song «Vibes», einer ihrer bisher sechs veröffentlichten Singles. «Das ist mein ‹most catchiest song›», sagt die Weinländerin. «Den feiern die Leute bei Konzerten so richtig.» Auch wenn die Musik für die 22-Jährige bisher noch ein Nebenverdienst ist, habe sich die Arbeit gelohnt. Denn für sie sei jeder Auftritt eine einzigartige Erfahrung. Zurzeit noch «independent», wie Kitoko sagt, organisiere sie das gesamte Management und Booking mit ihrem eigenen Team. «Es gibt nichts Schöneres, als mit den Leuten aufzutreten, mit denen ich begonnen habe, Musik zu machen», so Kitoko. Sich an ein Label zu binden, komme vorerst nicht infrage.

Auch wenn die Rapperin diesen Sommer ihre Berufsmatura abschliesst und sich eigentlich auf die Prüfungen fokussieren sollte, kann sie nicht aufs Musikmachen verzichten. Diesen Monat veröffentlicht sie ihre neue Single «Airport», im Sommer dann den Song «Uh La La». 

In Zukunft sieht sich die junge Musikerin aber auf grösseren Bühnen als jenen Winterthurs. Sie möchte ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Auch wenn sie weiss, dass dies wenigen Künstler:innen in der Schweiz gelingt, wolle sie es nicht unversucht lassen. Ihr Ziel: in zwei Jahren an grossen Schweizer Festivals wie dem Open­air Frauenfeld aufzutreten. 

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