Alt-Bundesrat Kaspar Villiger nennt als mögliches Angriffsziel Putins unter anderem Diessenhofen – Warum?

Elena Stojkova | 
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Das Rechenzentrum in Diessenhofen hatte unter erhöhtem Schutz gestanden - die Thurgauer Kantonspolizei hatte ein Sicherheitsdispositiv erstellt, um das Rechenzentrum vor Sabotage zu schützen. Bild: SN-Archiv/Selwyn Hoffmann

Der frühere FDP-Bundesrat Kaspar Villiger befürchtet, dass die Neutralität der Schweiz doch eher schaden als nützen könnte. Als mögliches Ziel für einen russischen Angriff nennt er das Swift-Rechenzentrum in Diessenhofen. Würden solche Anlagen angegriffen, würde dies ganz Europa schaden.

Schützt die Neutralität die Schweiz tatsächlich vor militärischen Angriffen oder macht sie sie erst recht zu einem militärischen Ziel für russische Angriffe? Diese Frage wirft der frühere FDP-Bundesrat Kaspar Villiger auf. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, nennt er unter anderem Diessenhofen als mögliches Angriffsziel Putins. Doch Warum? Greift ein Staat ein Nato-Mitglied an, steht dieser automatisch im Krieg mit allen Mitgliedstaaten des Militärbündnissen. Dies ist so im Nordatlantikvertrag geregelt. Für die Schweiz, die kein Mitglied ist, würde dieser Artikel des Vertrags somit nicht greifen.

Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, hatte Villiger als Verteidigungs- und Finanzminister - er war 1989 bis 2003 Bundesrat - für «erhebliche Investitionen in die Schweizer Armee» und für eine «Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit» plädiert. Ebenso dafür, dass die Schweizer Armee die Zusammenarbeit mit der Nato im Kriegsfall trainiert, nicht plädiert hat er für einen Nato-Beitritt. Nun sagt Villiger, auch die Schweiz müsse Attacken befürchten, und zwar nicht nur im Cyberraum, sondern auch solche auf Infrastrukturen, die für die Schweiz oder für ganz Europa wichtig seien.

Im März 2022 befürchtete Finanzdienstleister Swift schon einen Angriff 

Neben dem «Stern von Laufenburg», einer Stromdrehscheide von europäischer Bedeutung im Aargau, nannte er auch das Rechenzentrum in Diessenhofen. Es ist eines von nur dreien weltweit und ist vom Finanzdienstleister Swift fünf Stockwerke tief in den Boden gebaut. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt Villiger: «Putin könnte damit ganz Europa treffen, ohne den Bündnisfall auszuläsen.»

Schon Anfang März 2022 hatte der Finanzdienstleister Swift einen Angriff vonseiten Russland befürchtet. Er hatte damals Russland aus dem Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Das Rechenzentrum hatte unter erhöhtem Schutz gestanden - die Thurgauer Kantonspolizei hatte ein Sicherheitsdispositiv erstellt, um das Rechenzentrum vor Sabotage zu schützen. Einzelheiten hatte die Polizei 2022 nicht bekanntgegeben. Das Rechenzentrum in Diessenhofen wurde vor über 20 Jahren gebaut. Swift steht für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication.

Über diese Gesellschaft wickeln mehr als 11000 Finanzdienstleister aus über 200 Ländern ihre Transaktionen ab. Das mehrheitlich unterirdische Rechenzentrum ist umgeben von Überwachungskameras sowie von Stacheldraht und hohen Mauern.

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