Mutter und Tochter zeigen ihre Kunst

Ernst Hunkeler | 
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Die Novemberausstellung in der Steiner Falkengalerie hat es in sich: Gleich zwei hochkarätige Malerinnen füllen den Raum mit beeindruckenden Bildern – Heidi Schumacher und Claudia Keller.

Talent scheint sich durchaus zu vererben: Die Malstile der beiden Damen sind zwar völlig unterschiedlich, doch faszinierend sind beide Ausrichtungen allemal: Mutter Heidi Schumacher begann 1995 ernsthaft zu malen, als sie noch als Postangestellte arbeitete. Damals existierte noch die später aufgelöste «Künstlervereinigung Post/Swisscom», der Heidi Schumacher alsogleich beitrat. Die beteiligten Pöstler – von der Schalterbeamtin bis zum Paketzusteller – einigten sich jedes Jahr auf ein Thema und stellten dann gemeinsam in immer wieder anderen Landesteilen in einem posteigenen Domizil aus. Doch auch als es die Institution schliesslich nicht mehr gab, hatte Heidi Schumacher kein Problem, neue Ausstellungsmöglichkeiten zu finden. So stellt sie nun bereits zum dritten Mal in der Steiner Falkengalerie aus und meint dazu: «Es isch wie heicho.»

Insgesamt ist es ihre 36. Ausstellung, und sie verblüfft einmal mehr mit ihrer Virtuosität, die sie sich einerseits in Kursen, andrerseits als Autodidaktin angeeignet hat. Sie präsentiert meist grossformatig ihre stimmungsvoll in Acryl umgesetzten Lieblingsmotive: Bäume, Wasser und Schnee – zum Teil auf ein und demselben Bild eingefangen. Und sie liebt Wasser und Schnee nicht nur als massgebliche Elemente ihrer Bilder, sie beherrscht die Darstellung dieser vielleicht am schwierigsten zu interpretierenden Motive auch in Perfektion. Mit ihren Baumreihen entlang von Schneeflächen etwa schafft sie Tiefenwirkungen, die den Betrachter förmlich ins Bild hineinziehen. In einem Triptychon hat sie den Erlensee bei Winterthur wiederum in sommerlicher Pracht auf die Leinwände gebracht. Alle Bilder bis auf eine Abstraktion sind fast schon fotorealistisch gemalt.

Schon als Kind gerne gemalt

Während auf den Werken der Mutter keine Personen vorkommen, haben sie in den Arbeiten von Tochter Claudia Keller in allen Arbeiten Hauptrollen inne. Sei es das Frauenporträt in Mischtechnik, das unter dem Titel «Stop and Stare» auf den Betrachter eine fast schon hypnotische Wirkung ausübt. Die meisten Benennungen der zumeist abstrahierten Motive etwa von Menschengestalten in der ­reduzierten Darstellungsweise eines Giacometti in Häuserschluchten hat die Malerin intuitiv von Musiktiteln hergeleitet. Sie arbeitet zumeist in Acryl, das sie teils so dick aufträgt, dass sie mit einem Kamm dann noch eine Struktur einbringen kann. Die Tochter hat schon als Kind gerne mit Farben hantiert, doch richtig «gepackt» hat es sie, als sie vor drei Jahren mit einer malenden Freundin in Paris unterwegs war und von dieser dann dort mit dem Virus infiziert wurde. In der Falkengalerie weilt sie zum ersten Mal, doch ihre Ausstellungspremiere hatte sie im Juni dieses Jahres an der jährlichen Winterthurer Grossausstellung «Die Unjurierte».

«Es isch wie heicho.»

Heidi Schumacher, Malerin

Und die beiden Künstlerinnen scheinen jede Menge Fans zu haben, war die Galerie an der Steiner Oberstadt zur Vernissage am Mittwochabend doch wahrhaft gut gefüllt. Claudia Schumachers Freundin Simone Fust hielt eine sehr persönliche und informative Laudatio, der tschechische Singer/Songwriter Jakub Ondra, der während der Coronazeit die Leute als umherziehender Quartiermusiker unterhielt, sang zur Gitarre. Er hatte damit in Schaffhausen sowie vielen weiteren Schweizer Städten für Beachtung, Aufheiterung – und für Präsenz im Schweizer Fernsehen gesorgt. Und dieselbe Begeisterung wie damals in den Quartieren schlug ihm auch vom Publikum in der Falkengalerie entgegen.

Die Ausstellung in der Falkengalerie dauert noch bis 27. November, Dienstag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Heidi Schumacher ist stets anwesend und zum Gespräch bereit.

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