«Braatle» – die «Rennpiste» von Eschenz?

Darina Schweizer  | 
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Besonders im «Braatle»-Abschnitt in Eschenz würden die Autofahrer rasen, so ein Anwohner. Bild: Darina Schweizer

Ein Eschenzer Anwohner beobachtet immer wieder, dass in der 30er-Zone im Eschenzer Unterdorf, wo er wohnt, zu schnell gefahren wird. Er fordert, Blitzkästen aufzustellen.

«Schon wieder einer!» Ein Anwohner der Eschenzer Unterdorfstrasse – er möchte seinen Namen nicht nennen – steht an seinem Fenster und schaut nach draussen. Ein Auto fährt von der «Braatle» runter und weiter an seinem Haus vorbei. Hier ist 30er-Zone. Der Wagen fährt schnell. Zu schnell? Der Anwohner ist sich sicher. Er beobachtet solche «Raser» schon länger. Genauer gesagt seit gut neun Monaten. Im Juni 2018 wurden bei ihm im Unterdorf 30er-Tafeln aufgestellt und Bodenbeschriftungen angebracht. Viele Autofahrer interessiere dies jedoch wenig, sagt er.

«Meist sind es Quartierbewohner und Werd-Besucher. Sie brettern schon mal mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde die Strasse herunter, als seien sie auf einer Rennpiste.» Auffällig, so der Anwohner: In anderen 30er-Zonen in der Umgebung, zum Beispiel auf der westlich gelegenen Mettlen- oder östlich gelegenen Unterdorfstrasse, die ebenfalls von der Hauptstrasse abzweigen, komme es viel seltener zu Geschwindigkeitsüberschreitungen. Dies habe er von Anwohnern erfahren.

Eigene Wahrnehmung vs. Messung

Den Hauptgrund sieht er darin, dass dort allgemein weniger Autofahrer unterwegs sind. Der direkteste und kürzeste Weg ins Unterdorf führt den «Braatle»-Abschnitt herunter. Hier gibt es keine verkehrsberuhigenden Massnahmen wie etwa Schwellen. Ausserdem fällt die Strasse leicht ab, was das schnelle Fahren begünstigt. Und zusätzlich geben die Autofahrer auf dem kleinen «Braatle»-Stück auch gerne einmal Gas, damit sie nicht ein anderes Auto kreuzen müssen. Dafür gibt es – abgesehen von einem Parkplatz eingangs Strasse – nämlich wenig Platz. Der Anwohner sieht aber auch bei der Beschilderung ein Problem. Die 30er-Gebotstafel steht direkt Anfang «Braatle». «Eigentlich müsste sie erst rund 30 Meter weiter hinten aufgestellt werden», sagt er. In erster Linie sorgt er sich um die Sicherheit. Besonders, seit nebst dem Wanderweg auch der Schulweg hier durchführt, sieht er Kinder gefährdet. Deshalb nahm er Anfang Jahr Kontakt mit dem Gemeinderat auf. Sein Vorschlag: Man solle Blitzkästen aufstellen.

«Als Anwohner hat man eher mal den Eindruck, dass jemand zu schnell fährt.»

Dominik Spycher, Eschenzer Gemeinderat

Gemeinderat Dominik Spycher, Ressort Verkehr, sagt, dass Blitzkästen nicht so einfach zu bewerkstelligen seien. Seit den letzten zwei bis drei Wochen gebe es dafür auch keinen Anlass mehr. Dann wurden nämlich oberhalb und unterhalb der Kreuzung «Braatle»/Unterdorf-/Mettlenstrasse mit einem verdeckten Gerät Messungen durchgeführt. Und zwar mittels V85-Messung, welche die Geschwindigkeit ermittelt, die von 85 Prozent der Autofahrer nicht überschritten wird. «Das Ergebnis zeigt, dass diese oberhalb der Kreuzung bei 33 und unterhalb der Kreuzung bei 32 Kilometern pro Stunde liegt», so Spycher. Erst, wenn das Tempolimit um fünf Kilometer pro Stunde überschritten wird, also in diesem Fall bei 36 km/h und mehr, müssen Massnahmen eingeleitet werden. Im Unterdorf ist dies jedoch nicht der Fall. «Als Anwohner hat man eher mal den Eindruck, dass jemand zu schnell fährt», so Spycher, der an der Mettlenstrasse wohnt. «Natürlich gibt es immer Leute, die sich nicht an das Tempolimit halten, aber das sind Einzelfälle», sagt er. Er warte nun noch die Einschätzung des Kantons ab. Im Juni, ein Jahr nach Einführung der 30er-Zone, werden die Messungen wiederholt.

Der Anwohner ist nach wie vor überzeugt, dass man gegen die zu schnellen Autofahrer vorgehen sollte. Auch stört er sich, dass er vom Gemeinderat noch keine Antwort erhalten habe. Spycher erklärt: «Ich erhalte von diesem Anwohner oft unsachliche Anfragen, die sich auf bereits beschlossene Sachverhalte beziehen sowie Tatsachen verdrehen.» Dazu meint der Anwohner: «Wenn es um die Sicherheit geht, werde ich gerne unpopulär.» Er könne seine Äusserungen jedoch stets begründen. Trotz Ernüchterung betreffend Blitzkästen könnte ihn eine verkehrsberuhigende Massnahme erfreuen: Spycher denkt darüber nach, an der Kreuzung «Braatle»/Unterdorfstrasse» Rechtsvortritte einzuzeichnen.

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