Seit 70 Jahren eins mit dem Städtchen und dem Rhein

Ernst Hunkeler | 
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Der harte Kern des Motorbootclubs (v.l.): Präsidentin Monika Vogelsanger, Heinz Forster, Beny Grimm, Eduard Schulz, Aktuarin Myriam Bruderer und Martin Müller. Bild: Ernst Hunkeler

Der Motorbootclub Diessenhofen zählt zwar nicht gerade zu den grössten Vereinen des Rheinstädtchens, zweifellos aber zu den ältesten.

Als Stunde null des Clubs mag der 14. November 1947 gelten, denn an diesem Tag wurde er im Gasthaus Falken, der heutigen Pizzeria Da Leone, gegründet. Weshalb denn erst im November? Tja, im Sommer habe man eben keine Zeit gehabt, wird die Frage aus heutiger Sicht beantwortet, da habe man eben «geböötlet». So begann denn die aktive Zeit der Diessenhofer Freizeitnautiker eben erst im Sommerhalbjahr 1948 und mithin vor exakt 70 Jahren.

Die 20 heutigen Aktivmitglieder verfügen über nahezu ebenso viele Schiffe fast aller «Tonnagen» und haben inzwischen den Jubiläumssommer gebührend zelebriert: Im Frühjahr fand an Bord des Fährboots von Heinz Forster eine gemeinsame Geburtstagsfahrt nach Radolfzell statt, wobei man sowohl auf dem Hin- als auch auf dem (späten) Heimweg in den Häfen Pausen einlegte, die schon von den Clubahnen mit Vorliebe angesteuert worden waren. Übrigens: Das Landen an deutschen Ufern war für Schweizer während der Kriegs- und Nachkriegszeit verboten und ist erst seit 1950 wieder zulässig.

Winterquartier – die ewige Suche

Am vergangenen Samstag fand im Garten von Clubpräsidentin Monika ­Vogelsanger in Etzwilen so etwas wie ein Jubiläumsgrillhock statt. Mit dabei Myriam Bruderer, die nach etlichen ­Diskussionen einst als erste Frau in den Club aufgenommen worden war, sowie der Schaffhauser Baumeister Beny Grimm, der den Diessenhofer Böötlern 1974 beigetreten war. Und wenn wir schon bei den Jahreszahlen sind: Gründungspräsident Hans Gysel stand dem Club bis 1974 vor, dann wurde er von Paul Vogelsanger abgelöst, der das Amt ebenfalls ein Vierteljahrhundert innehatte. Die aktuelle Präsidentin ist Vogelsangers Tochter Monika; sie übernahm das Amt im Jahre 2000 und ist des­sen noch keineswegs überdrüssig. In 70 Vereinsjahren drei Präsidenten – das spricht für Kontinuität. Nicht so grad­linig verlief die Geschichte der diversen Winterquartiere, die der Club für die Boote innehatte. In den 50er-Jahren waren sie im Schuppen von Maler Wegelin an der Schmiedgasse, dann im ­später abgerissenen Gebäude vis-à-vis des Restaurants Adler domiziliert, 1958 konnten sie das ehemalige Schlachthaus bei der Schifflände mieten. Man schuf sich eine Infrastruktur mit Kran, was bis 1986 den Bedürfnissen genügte. Da kündigte die Stadt Diessenhofen als Eigentümerin den Mietvertrag, und die Leute konnten ihre Schiffe noch einen Winter lang im Lager der Baufirma Rütimann unterbringen. Seither muss der Club ohne gemeinschaftliches Winterquartier auskommen.

«Niemand fühlte sich zuständig»

Auch die Verfügbarkeit von Boots­anlegeplätzen verlief nicht ganz so grad­linig wie die Besetzung des Präsidentenamtes. 2014 erinnerte sich das 2017 verstorbene Gründungsmitglied Urs Roesch wie folgt: «Der Rhein floss damals noch ziemlich verkehrsfrei ­dahin. Ausser den Einheiten der Schifffahrtsgesellschaft gab es keinen Bootsverkehr. Bis ich eigenhändig sowie aus ­Teilen vom Autoabbruch ein Motorboot baute und 1947/48 den Motorbootclub Diessenhofen mitbegründete.

Als wir dann anfragten, wo wir denn nun unsere Eigenbauten vertäuen dürften, wurden wir von einer Instanz zur nächsten geschickt, denn niemand fühlte sich zuständig. Da installierten wir schliesslich in der Gegend des ­Museums die immer noch existierenden Pfähle.» Wobei auch diese Installationen, von den Bootsclubmitgliedern noch eigenhändig gesetzt, inzwischen neuen Generationen gewichen sind und 1989 von der Stadt übernommen wurden. Doch im Schatten des Henkiturms, wo einst alles begann, haben heute noch etliche Clubmitglieder ihre Boote stationiert.

Seit Jahren sind Bootsplätze auch in Diessenhofen Mangelware, gilt doch für das Ergattern eines Miet­platzes eine Wartefrist von sage und schreibe 40 Jahren. Will heissen, wer sich heute auf die Warteliste der Stadt setzen lässt, der kann damit rechnen, 2058 einen Bootsplatz zu bekommen. ­Exakt zum 110-Jahr-Jubiläum des ­Motorbootclubs.

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