Viele Alzheimerbetroffene haben gar keine Diagnose

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Raimund Disch berät Menschen mit Demenz und Angehörige in der neuen Demenz-Anlaufstelle an der Schmiedgasse 16 in Diessenhofen. Bild: zvg

Die Zahl von Menschen mit Demenz steigt – auch in der Region Diessenhofen. An der Schmiedgasse hat der Verein Alzheimer Thurgau nun eine von acht neuen Anlaufstellen im Kanton eröffnet.

Schon heute berät Raimund Disch ältere Menschen und ihre Angehörigen in der Region Diessenhofen. Das Spektrum der Themen ist breit: Es reicht von der Wohnsituation über finanzielle und rechtliche Fragen bis hin zur Gesundheit. «Immer häufiger taucht dabei das Thema Demenz auf», sagt Disch. Der diplomierte Sozialarbeiter, der seit mehreren Jahren für die Pro Senectute arbeitet, leitet die neue Anlaufstelle von Alzheimer Thurgau an der Schmiedgasse 16, die gestern eröffnet wurde.

Alter ist das grösste Risiko

Die Bevölkerung wird immer älter. Und weil das Alter der grösste Risikofaktor ist, erkranken immer mehr Menschen an Demenz. Im Kanton Thurgau lebten Ende 2016 schätzungsweise 4150 Menschen mit Demenz. Auch in der Region Diessenhofen steigt die Zahl der Betroffenen. Mit ihnen leiden die An­gehörigen. Für sie sei es häufig noch schwieriger, mit der Krankheit umzugehen, als für die Betroffenen selbst, sagt Disch.

Niederschwellige Beratung

Trotz der steigenden Relevanz werde das Thema Demenz aber gerne tabuisiert – mit Folgen. «Schätzungsweise nur jeder zweite bis dritte Mensch mit Demenz hat überhaupt eine Diagnose, und nur jeder vierte hat spezifische Medikamente», betont Sophie Fritsche von der Geschäftsstelle von Alzheimer Thurgau in Frauenfeld. Der Kanton Thurgau hat deshalb ein Geriatrie- und Demenzkonzept erlassen. Darin kommt Alzheimer Thurgau eine wichtige Rolle zu.

Die Organisation hat vom Kanton den Auftrag erhalten, der Bevölkerung niederschwelligen Zugang zu ­Information und Beratung zu bieten. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Senectute Thurgau, die sich mit Altersfragen befasst, hat Alzheimer Thurgau gestern acht regionale Anlaufstellen im Kanton eröffnet, neben Diessenhofen auch in Amriswil, Arbon, Frauenfeld, Kreuzlingen, Münchwilen, Romanshorn und Weinfelden. Betroffene und Angehörige finden dort Informationen zum Thema Demenz, in Diessenhofen können sie sich nun an die Fachperson Raimund Disch wenden. In ländlichen Regionen sei die Unterstützung innerhalb der Familie oder der Nachbarschaft zwar sehr gross, sagt er. Dennoch seien auch der besten Pflege meist Grenzen gesetzt. «In solchen Fällen suchen wir gemeinsam nach Lösungen und vermitteln bei Bedarf Kontakte zu entsprechenden Fachstellen und Institutionen.»

Fachgerechte Unterstützung

In der Anlaufstelle an der Schmiedgasse gibt es Informationen rund um Demenz in Form von Broschüren und Merkblättern. Daneben gibt Disch auf individuelle Fragen Auskunft und bietet Unterstützung an – beispielsweise durch die Organisation von Entlastungsmöglichkeiten oder die Vermittlung von Fachstellen und Institutionen. Je nach Komplexität der Situation können zudem Termine bei speziell geschulten Fachpersonen vereinbart werden.

Gesprächstermine mit Disch in der Anlaufstelle Diessenhofen können am einfachsten via Telefon 071 626 55 44 oder per E-Mail auf anlaufstellen@alz.ch vereinbart werde.

Das Angebot von Alzheimer Thurgau ist kostenlos.

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