Fernweh, Cremeschnitten und viele Fragen

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Jasskarten-Musical à la Stahlberger auf der Klosterbühne.Bild Edith Fritschi

Neues aus dem Kopf nennt Manuel Stahlberger sein Soloprogramm. Er eröffnete am Samstag das NordArt-Klosterbühne-Programm.

VON EDITH FRITSCHI

Verhalten kommt er daher, aber kaum steht die Einmannband Stahlberger auf der Bühne, beginnt die Reise nach «Absurdistan». Was geht in diesem Kopf vor? fragt man sich und bekommt einen Einblick, wenn Stahlberger sich mit grossen Lebensfragen nach dem Woher und dem Wohin auseinandersetzt. Auf ganz eigene Art, mit bitter-melancholischen Untertönen, humorigen Unterzügen und überbordender Fantasie. Vom «Krischtalltunnel» singt er im ersten Lied, und was es damit auf sich hat, erfährt man wenig später, wenn der Poet aus St. Gallen die Gitarre hinstellt, sich in den Lehnstuhl setzt und einen mitnimmt auf die Reise zu den «Destiny Points», wo es Karmapunkte zu gewinnen gibt.

Stahlberger ist eben nicht nur Mundartliedermacher und -sänger sondern auch Comiczeichner. All das packt er in diesen Abend mit Liedern einer Diashow mit Jass-Musical – und schon ist man mit ihm auf der Reise zur Raststätte nach Kölliken-Nord, wo es die besten «selbst gedrehten» Riesencremeschnitten gibt. Neben seinen dunklen Parts, in denen der St. Galler den tristen Paar- und Familienalltag besingt und von all den verpassten Chancen und Gelegenheiten erzählt, ist er urkomisch und schräg; etwa, wenn er sich als Hobbyheraldiker geriert und eigene Wappen wie das der Familie Sparschälerberger kreiert. Dann wird es laut im Saal, Lachtränen fliessen, und es verwundert nicht, dass manche Besucher das Programm fast auswendig kennen. Stahlberger wechselt von Gitarre und E-Piano zur Diashow – und damit wechseln die Stimmungsebenen zwischen komisch und tiefgründig. Seine Lieder erzählen vom Stau im Mittelland, vom Treffen zweier in Bad Gastein oder von frustrierenden Familienferien in Schweden, wo der ­Vater gegen die Birke «ginggt. Er singt das Fernwehlied «Leaving Eggersriet», in dem auf kleinem Raum das Leben eines Paars erzählt wird, das seine Pläne begräbt und in den banalen Alltag ins kleine Kaff zurückkehrt, vor dem es geflohen ist. Es ist das Leben mit seinen Höhen, Tiefen, Bagatellen und bohrenden Fragen, die Stahlberger umtreiben. Ein Grübler, der die Worte findet für die Sehnsüchte und verpassten Chancen und der versucht, dem Chaos im Kopf Struktur zu geben. Das Publikum dankte mit viel Applaus.

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