Städtisches Parlament: SP verliert zwei Sitze – der Freisinn gewinnt einen und PUSH zieht ein

Das bürgerliche Lager geht leicht gestärkt aus der Erneuerungswahl zum Schaffhauser Stadtparlament hervor. Die grünen Parteien wahren den Besitzstand. Und einige neue Gesichter werden ab Januar im Grossen Stadtrat sitzen.
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Zwei Gewinner hat der gestrige Wahlabend hervorgebracht. Die Freisinnigen, die erst vor zwei Monaten eine bittere Pille schlucken mussten, zählen zu jenen, die bei der Wahl zum Grossen Stadtrat jubeln durften. Nachdem mit dem erfolglosen Kandidaten Stephan Schlatter der letzte FDP-Stadtratssitz verloren ging, konnte Schlatter als Parteipräsident gestern Gratulationen entgegennehmen. Einen Sitz wettgemacht hat die Partei. «Ich glaube, wir haben die letzten vier Jahre eine gute liberale Politik gemacht, und das kam gut an», sagte Schlatter gestern sichtlich glücklich. Neu zieht neben den fünf Bisherigen, die alle wiedergewählt wurden, der politische Newcomer und 35-jährige ETH-Ingenieur Jean-Marc Behr in den Rat ein.
«Wir haben die letzten vier Jahre eine gute liberale Politik gemacht, und das kam gut an.»
Tanner: «Ich war hypernervös»
Der zweite glückliche Gewinner ist alles andere als ein Newcomer: Urs Tanner schafft den Wiedereinzug, der für ihn dennoch wie ein erstes Mal ist. Er kandidierte nämlich als Anführer der von ihm gegründeten Liste PUSH (Parteiunabhängige Schaffhausen). «Ich war tatsächlich hypernervös», gesteht Tanner, der dem Rat seit 1999 bis vor zwei Jahren als strammes SP-Mitglied angehörte. Tanner relativiert gleich selbst (und selbstironisch): «Mit mir wurde ein alter Linker gewählt.» Nachdem er und zwei Gleichgesinnte der SP den Rücken kehrten («SPexit») und einer davon, Marco Planas, als Parteiloser im August in den Stadtrat gewählt wurde, durfte man gespannt sein, ob die Marke «parteilos» die Wähler anspricht.

Tanner zeigte sich gestern eher enttäuscht dass man den «Planas-Schwung» nicht habe mitnehmen können. Ob die Liste PUSH überhaupt eine Zukunft habe, könne er zurzeit nicht sagen. Nicht geschafft hat es der zweite Abtrünnige, Shendrit Sadiku, er hatte den Juso-Sitz bis zuletzt behalten, der Jungpartei aber im Zuge des «SPexit» den Rücken gekehrt.
SP bleibt stärkste Partei in der Stadt
Die SP-Liste verliert zwei Sitze, wenn man bedenkt, dass sie nach der Fusion mit der Alternativen Liste 2022 total 12 Sitze hatte. Das war aber vor dem «SPexit». Co-Parteipräsident Thomas Weber: «Wir mussten davon ausgehen, dass die PUSH-Liste mit zwei ehemaligen SPlern an der Spitze auf unsere Kosten Stimmen machen würde, und so ist es auch gekommen.» Die neue Besetzung der SP-Delegation zeigt sich mit vielen neuen Gesichtern: Neu dabei sind die Kommunikationsfrau Romina Loliva, die Psychologin Mirjam Senn, die Bereichsleiterin Nicole Hinder und die Campaignerin Nicole Silvestri. Nicht wieder gewählt wurden Jeannette Grüninger und Christian Ranft.
«Wir mussten davon ausgehen, dass PUSH auf unsere Kosten Stimmen machen würde. Und so ist es leider auch gekommen.»
Die SP bleibt indes mit 28,64 Prozent anteilsmässig die stärkste Partei in der Stadt. Die SVP folgt mit 23,49, die Freisinnigen mit 16,35 Prozent. Die SVP hält ihre acht Sitze im Parlament, während auch die EDU-Frau Sandra Schöpfer den ihren hält. Aus Sicht des SVP-Präsidenten Hermann Schlatter ist gestern das bürgerliche Lager insgesamt gestärkt worden – er spekuliert nämlich bereits, dass der Steuerverwalter Roland Hauser – er hat als Neukandidat den Mitte-Sitz verteidigt – sich einer bürgerlichen Fraktion anschliessen könnte.
Ein Ehepaar, zwei Parteien
Und während national sowie im Kantonsrat im September die grünen Parteien Federn lassen mussten, haben sie in der Stadt Schaffhausen ihre Sitze gehalten. Die GLP zieht in genau gleicher Besetzung wie bisher mit vier Männern in den Rat. Die Grünen mit Daniela Furter und neu Maurus Pfalzgraf, der bereits im Kantonsrat politisiert. Und grün ist auch die EVP: Den Sitz der Kleinpartei erobert der WWF-Geschäftsführer Simon Furter – er ist der Ehemann von Daniela Furter. Bei den Jungen Grünen musste das Los entscheiden: Die bisherigen Lena Jaquet und Gaétan Surber lagen mit genau 1329 Stimmen gleichauf – aber die Jungpartei hatte nur Anspruch auf einen Sitz. Der Entscheid fiel auf die Dame.