Müssen es zersägte Bänkli sein? Fünf bessere Ideen der Redaktion zur Belebung der Altstadt
Das städtische «Bänkliversägen» wird reihum auch als «Bänkliversagen» gebrandmarkt und in der Tat ist die Aktion recht kostspielig – aber zumindest die Urheber haben sicher einen guten Schnitt gemacht. Die Belebung der Stadt ist aber auch kostengünstiger möglich: Hier sind fünf Ideen der Redaktion, wie es besser geht. Die Vorschläge gibt es übrigens umsonst.
Idee 1: Apéro-Offensive in der Altstadt
Die Stadt lädt jeden Einwohner der Stadt zwischen 18 und 100 zu einem Apéro/Umtrunk in ein Restaurant in der Altstadt ein, es müssen mindestens zwölf zufällig ausgewählte Leute beieinandersitzen, aber nicht mehr als 15. Das erste alkoholfreie Getränk wird übernommen, jedes weitere Getränke geht auf Kosten der Teilnehmer. Man ist per Du und fängt mit einer Vorstellungsrunde an. Wenn das noch ein bisschen spannender sein soll, wird in die Gassenküche eingeladen und dann liegt auch ein Essen drin – und man lernt noch mehr Menschen kennen. Kostenpunkt pro Anlass: 15 x 5 = 75 Franken. Die Stadt könnte das also über 1200 Mal durchführen, dann bleibt auch noch bisschen etwas für die Organisation.
Idee 2: Hallen für Neue Kunst: Revival für ein Jahr
Statt die Kammgarn-Flächen leerstehen zu lassen, werden die Hallen für Neue Kunst für ein Jahr lang reanimiert und die Besucher können die (noch vorhandenen) Werke noch einmal bestaunen. Natürlich wird es mit der Versicherung nicht ganz einfach und ein Sponsoring muss gefunden werden, aber die Miete aus den Hallen dürfte mit 100’000 Franken ziemlich genau abgedeckt sein. Immerhin. Die Menschen dürfen sich die Ausstellung gratis anschauen – das holt nicht nur Stadtbewohner in die Kammgarn, sondern auch Kunstfreunde aus der weiteren Umgebung in die Stadt. Und Hallen-Gegner Martin Egger darf sogar rund um die Uhr rein.
Idee 3: Eine Stadt glotzt in die Röhre – die Kamera-Röhre
Alle Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt stellen sich in einem kurzen Videostatement vor und erklären, was ihnen an Schaffhausen gefällt. Die Videos werden gesammelt und auf einer Plattform der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. So lernt man sehr viele Menschen aus der Stadt kennen – und kann sie auf einer separaten Mailadresse kontaktieren, welche die Stadt allen Teilnehmern einrichtet. Geht man vom Einsatz von Videoaufnahme-Geräten aus, die in den Quartieren aufgestellt werden, geht die Rechnung so: Für die Miete der Aufnahmegeräte und das Hosting der Videos gehen 30’000 Franken drauf, dazu die geschätzten 25’000 Mailadressen à 3.50 Franken und Jahr (jeder Teilnehmer bekommt eine von der Stadt geschenkt!), macht zusammen 117’500 Franken. Mit einem freiwilligen sozial-subversiven Zustupf der Riklin-Brüder in Höhe von 17’500 Franken – so viel sollte ihnen Kultur also schon wert sein – geht das sauber auf.
Idee 4: Komm, du bist eingeladen!
Die Stadt lädt die Menschen aus den umliegenden Gemeinden (die in einem begrenzten Perimeter liegen) ein – und übernimmt nachträglich das ÖV-Ticket für die Anreise – egal ob Bus, Bahn oder Schiff. Konkret: Wer den Besuch an einem bestimmten Tag umsetzt und dazu per Quittung eine Konsumation oder einen Einkauf in der Altstadt von mindestens 100 Franken vorweisen kann, erhält die Anreisekosten zurückerstattet. Abzüglich 15’000 Franken Administrationskosten ergibt das bei einem geschätzten Durchschnittspreis von 18 Franken rund 4100 Anreisen – es hät solangs hät!
Idee 5: Camping-Fieber: Wiesen zu Zeltplätzen!
Während der Sommerzeit werden Stadtbewohner mit grossen Gärten aufgefordert, ihre Wiesen für Camper zur Verfügung zu stellen: Über eine einfache Buchungsplattform kann man seinen Garten oder Wiese in Nähe des Wohnhauses anbieten. Wenn in einem Garten Menschen mit dem Zelt übernachten, wird das mit einem Obulus entschädigt. Das gilt übrigens auch für die Stadt, welche ihre Areale unentgeltlich zur Verfügung stellt – also den Mosergarten, die Munot-Wiesen, die Fäsenstaub-Promenade, die Breite-Plätze, das Windegg-Hüsli, das Seckelamts-Hüsli… Mit dem Rest des Geldes wird eine digitale Plattform erstellt, in der alle Teilnehmenden kurz mit Text und Bild vorgestellt werden. 50’000 Franken werden für die gesponserten Übernachtungen verwendet, 20’000 Franken für die Plattform, die Umtriebe – Neuansaat der benutzten Flächen – werden nochmals 10’000 Franken eingesetzt. Mit den restlichen 50’000 Franken kaufen wir ein paar neue Bänkli für die Altstadt oder behalten den Rest einfach in der Stadtkasse. Das geht übrigens auch.