Das sagen unsere Leserinnen und Leser zu den zersägten Bänkli
Wut, ein wenig Freude und viel Kopfschütteln: Die Riklin-Brüder haben mit ihrem «sozialen Kunstprojekt» für Aufsehen gesorgt. So reagiert die Leserschaft der SN auf die zersägten Bänkli.
Erst stritt sich der Grosse Stadtrat über das damals noch geheime 100’000-Franken-Projekt. Dann, als Stadträtin Christine Thommen (SP) und ihr Ratskollege Daniel Preisig (SVP) zum Auftakt das erste Bänkli auf dem Walther-Bringolf-Platz zersägten, musste die Polizei wegen Drohungen Schmiere stehen. Und danach macht sogleich die JSVP Stimmung gegen die Aktion, sie fordern das Geld zurück.
Kurz: Das «soziale Kunstprojekt» der Riklin-Brüder erhitzt die Gemüter.
Dementsprechend viele Zuschriften gingen bei den SN ein, auch von ausserhalb der Stadtgrenzen. Die meisten liessen kein gutes Haar an den zersägten Bänkli.
«Ist das Kunst?»
Die Kritik richtet sich mehrheitlich nicht an die Aktion per se, sondern an die Kosten dahinter. «In einem offiziellen Akt und medienwirksam werden mehrere neue Parkbänke von unserem Stadtrat zersägt», schreibt Elisabeth Anna Rufener aus Schaffhausen. Sie fragt sich: «Ist das Kunst? Ist das lustig? Nachhaltig? Ist das vorbildlich?» Die Antwort dazu liefert sie gleich selbst: «Nein. Diese teure Aktion ist nicht anderes als dekadente Verschwendung.»
Eine andere Leserin, Irene Ziesemer aus Dörflingen, fragt sich, ob «dieses unnötige Geldausgeben und das Zersägen von intakten Bänken» tatsächlich etwas mit Kunst zu tun habe. «So ein Blödsinn!», lautet ihr Fazit. Sozial- und Sicherheitsreferentin Christine Thommen (SP) «hat wohl gut daran getan, dass diese Aktion nach den Wahlen stattgefunden hat».
Warum sich die Dörfler beschweren
Aber auch der zweite an der Aktion beteiligte Stadtrat, Finanzreferent Daniel Preisig (SVP), muss sich einiges anhören. Ein Amtskollege, der Gächlinger Finanzreferent Siegmar Deuring, kritisiert Preisigs Beteiligung an der Aktion vor dem Hintergrund der Revision des Finanzausgleichs. Der Kanton will diesen zugunsten der Landgemeinden abändern, die Stadt wehrt sich mit Händen und Füssen.
Dass Preisig als städtischer Finanzchef sich um die finanziell gute Stellung der Stadt fürchte und den Vorstoss des Kantons ablehne, will Deuring ihm nicht ankreiden. «Als Finanzreferent habe ich Verständnis, dass Herr Preisig über eine mögliche Schmälerung seines Etats nicht gerade glücklich ist, aber muss es denn eine Kunstaktion für 90’000 Franken sein, bei der auch noch die Möblierung der Stadt zersägt wird? Mit diesem Betrag hätten wir sämtliche Exkursionen unserer Primarschüler für die nächsten drei Jahre finanzieren können», schreibt Deuring in seinem Leserbrief.
Es finden sich auch positive Worte
Ausschliesslich negativ sind die Rückmeldungen aber nicht, wie ein Leserbrief von André Sauter aus Schaffhausen zeigt.
Für ihn drückt dieses Projekt und die Reaktionen darauf aus, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, was für eine Stadt Schaffhausen sein wolle. «Eine konservative, rückwärtsgerichtete mit einer Altstadt voller Parkplätze und Autoverkehr […] oder eben eine, die Modernes wagt und sich traut, auch national aus ihrem ‹Schattendasein› zu treten.» Für ihn steht das Kunstprojekt offensichtlich für Letzteres. «Danke, Christine Thommen, Daniel Preisig und ganzer Stadtrat, dass ihr den Mut habt, neue Impulse zu setzen und die Stadt als lebendigen Raum zu gestalten, der mehr zu bieten hat als nur Parkplätze und Autoverkehr.»
Sauter stellt allerdings eine Ausnahme dar: Die meisten Leserinnen und Leser, die sich bei den SN gemeldet haben, zeigen sich nicht gerade begeistert ob dem «sozialen Kunstprojekt». Mit Witz auf den Punkt gebracht hat Leser Beat Zoller das negative Grundrauschen aus den Zuschriften: «Ich hätte eine Gartensitzbank zum Zersägen anzubieten. Besten Dank im Voraus an den Stadtrat für die Überweisung der 100’000 Franken.»