Grosser Stadtrat will keine Ernährungsregeln für Schule und Heim

Elena Stojkova | 
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Der Rat schickte das Postulat zu einer Ernährungsstrategie für städtische Institutionen bachab. Bild: Pexels

Eine Ernährungsstrategie für städtische Institutionen forderte Daniela Furter (Grüne) in einem Postulat. Nach einer hitzigen Diskussion schickte der Rat die Idee aber bachab.

Gemein sei es zwar, zu später Stunde über Essen zu reden, sagte Daniela Furter (Grüne) am Dienstagabend gegen 20 Uhr an die Mitglieder des Grossen Stadtrats gewandt. Aber sie war entschlossen, ihre Kolleginnen und Kollegen von einer Ernährungsstrategie für die Stadt Schaffhausen zu überzeugen. In einem Postulat forderte sie den Stadtrat auf zu prüfen, wie eine gesunde und regionale Ernährung in städtischen Institutionen verankert und gefördert werden kann.

Sie sprach unter anderem von der Reduktion tierischer Produkte, von der Steigerung der Menge an regionalen Produkten und vegan-vegetarischer Angebote oder von Weiterbildungen für Küchenpersonal zum Thema «Kochen ohne Fleisch». Dafür gebe es viele gute Gründe, sagte sie. Die Umwelt, die Gesundheit und: Würden die Wege von regionalen Landwirten zu den Küchen der Stadt kürzer, käme das auch der regionalen Wirtschaft zugute. Zwar fanden die Ratsmitglieder Furters Grundanliegen gut, viele aber kritisierten den Vorstoss.

«Um Himmelherrgottswillen»

Baureferentin Katrin Bernath (GLP) erklärte, was in den Küchen der Alterszentren sowie der Kinder- und Jugendbetreuung bereits für die nachhaltige Ernährung getan wird. «Es ist sinnvoll, diese Aktivitäten weiter zu unterstützen.» Der Stadtrat war deshalb bereit, das Postulat entgegenzunehmen. So weit kam es aber nicht.

Die SP würde die Förderung von gesunder und regionaler Ernährung natürlich unterstützen, sagte Livia Munz (SP). «Schwierig wäre jedoch, dem Fachpersonal vorzuschreiben, wie es seine Arbeit zu erledigen hat.» Walter Hotz (SVP) fand, es zeuge von Arroganz, vorschreiben zu wollen, wer was essen oder trinken darf, vor allem in Altersheimen. Kaum still sitzen konnte Nicole Herren (FDP), wie sie sagte. «Warum, um Himmelherrgottswillen, sollen wir das Postulat überweisen?» Regional, saisonal und abwechslungsreich zu kochen sei heute bereits selbstverständlich für die städtischen Köche.

Strategie sei nicht nötig

Bernhard Egli (GLP) hielt eine flammende Rede gegen das Postulat. «Wir sind nun einmal Allesfresser», sagte er. Jeder solle sich selbst um seine gesunde und nachhaltige Ernährung kümmern, die Regierung solle nicht alles vorkauen. «Die Anliegen sind super, aber es ist nicht nötig, dass der Stadtrat eine Strategie zu Papier bringt, die er bereits umsetzt», fügte Marco Planas (parteilos) hinzu.

Bernath fand es schade, dass die Diskussion in Richtung Angstmacherei vor Fleischlosigkeit ging. Und auch Furter meinte am Schluss, dass es überhaupt nicht so sei, dass sie im Sinn habe, den Fleischkonsum zu verbieten. Es gehe um die Menge. «Solange es im Altersheim dreimal täglich ein Fleischangebot gibt, wird es auch genutzt», sagte sie. Sicher sei sie, dass niemand reklamieren würde, wenn das nicht immer so wäre. Aber es nützte nichts: Das Postulat wurde mit 20 zu 9 Stimmen bei 6 Enthaltungen abgelehnt.

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