Das Rätsel der gestohlenen Stimmen

Schaffhauser Nachrichten | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare

Das diesjährige Weihnachtsmärchen der Kleinen Bühne feierte am Wochenende vor vollen Rängen Premiere. Mit «Der Stimmendieb» brachte das Ensemble einen wahren Kinder-Krimi ins Stadttheater.

von Liv Weltzien

Der erste Gong ist noch gar nicht ertönt, da kommt am Samstagabend bereits Leben auf die Bühne des Stadttheaters. Zwei Darsteller in blauen Jogginganzügen, die sich später als Erzählerin und Erzähler herausstellen, spielen in einer Kulisse aus grossen, bunten Bauklötzen mit kleinen Versionen derselben. Alles andere als Schauplatz eines Verbrechens, könnte man meinen. Und doch entpuppt sich das diesjährige traditionelle Weihnachtsmärchen «Der Stimmendieb» der Kleinen Bühne als unterhaltender Krimi.

Mittendrin die kleine Susi, die zusammen mit ihrer Mutter – der Vater gilt nach der Teilnahme an einem Ballonfahrwettbewerb als verschollen – und Hund Otto in einem kleinen Häuschen lebt. Susi und Otto sind unzertrennlich, verbringen Stunden tollend auf dem verwilderten Nachbarsgrundstück oder vernaschen Kekse bei Herrn Näbewiler. Der erzählt eines Tages Sonderbares. Er habe seine Karriere als berühmter Opernsänger an den Nagel hängen müssen, da ihm eines Nachts die Stimme geklaut worden sei. «Darum, schlaft nie mit offenem Mund, habt ihr verstanden?», warnt er die beiden, die schwer glauben können, was sie gehört haben. Doch mit dem Einzug des unheimlichen Konstantin Akustikus in die Villa von nebenan erscheint die Geschichte nicht mehr ganz so abwegig. Sein feines Gehör erlaubt es dem düsteren Nachbarn, jeden Herzschlag zu hören. Laute Geräusche bringen ihn deshalb zur Weissglut. Es kann kein Zufall sein, dass auf einmal die Vögel verstummen und Ottos Bellen nicht mehr aus ihm, sondern aus Akustikus’ Haus erklingt. Für Susi ist klar, jetzt muss gehandelt werden. Da kommt es gerade recht, dass ihre Mutter sich in Akustikus verguckt hat und ihn zum Abendessen einlädt. Die Gelegenheit, sich in der labyrinthartigen Villa des Nachbarn auf die Suche nach den verlorenen Stimmen zu machen.

Regisseur René Egli und den Darstellern gelingt es mit der liebevoll inszenierten Mundartfassung des ursprünglich englischen Stückes, die ganze Familie zu unterhalten. Ob für Gross oder Klein, bei dem Mix aus Spannung und Spass ist für jeden etwas dabei. Vor allem der flauschige Otto sorgt durchgehend für Lacher, wenn er sich etwa auf zwei Füssen an Katzen heranschleicht oder einen beschwipsten Herrn Näbewiler vom Fahrrad bellt. Dass das Publikum nach der Pause sogar mitmachen darf, bereitet besonders den Jüngsten Vergnügen. Tatkräftig unterstützen sie Susi und Otto auf der Suche durch die unheimli- che Villa. «Sollen wir über eine Rutsche in die Waschküche oder durch den Geheimgang in der Wand?», wird gefragt und abgestimmt. So ist es auch dem Publikum zu verdanken, dass das Rätsel um die gestohlenen Stimmen am Ende gelüftet wird und dem fiesen Nachbarn in einem äusserst unerwarteten Showdown doch noch das Handwerk gelegt werden kann.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren