KSS: Schliessung um jeden Preis verhindern

Dario Muffler | 
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Nun sei genug mit dem Finger auf Freizeitanlagen gezeigt worden, findet der KSS-Chef Ueli Jäger. Er geht deshalb in die Offensive und präsentiert eine Reihe von Massnahmen im Hallenbad und auf der Eisanlage. Es wird auf Kosten des Komforts gespart.

Ueli Jäger, Geschäftsführer der Freizeitanlage KSS Schaffhausen, wähnt sich in einem Déjà-vu. «Wie in der Debatte um das verdichtete Bauen und bei der Solidarität in der Coronapandemie sagen alle ‹Etwas machen ist schon wichtig› – aber niemand will selbst davon betroffen sein», sagt er im Restaurant der KSS am Dienstagmorgen. Er hat eingeladen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass er nicht so denkt, sondern sich seiner Verantwortung bewusst ist. Denn Hallenbad, Aussenschwimmbecken, Eishalle und Ausseneisfeld verbrauchen viel Strom und Gas. Doch beides droht diesen Winter knapp zu werden. Jäger will aber wenn immer möglich den Betrieb erhalten: «Man hat in der Coronapandemie gesehen, was die Schliessung von Freizeitanlagen auslöst.»

Energieverbrauch laufend reduziert

Anderthalb Wochen ist es her, seit der Schaffhauser Stadtrat der KSS den Auftrag erteilt hat, sich Sparmassnahmen zu überlegen, um einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Herausgekommen ist eine ganze Reihe davon. Alles in allem spart die KSS laut Jäger damit rund 400 000 Kilowattstunden Gas und Strom. Diese Energiemenge entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch Strom von 100 Haushalten mit vier Personen. Zum Vergleich: 2021 verbrauchte die KSS gemäss Jahresbericht gut 6 Millionen Kilowattstunden. Die aktuellen Sparmassnahmen machen also etwa 6,6 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. Aber das seien nicht die ersten derartigen Massnahmen, die getroffen worden seien, betont Jäger.

Bereits in den letzten sieben Jahren habe die KSS laufend in Effizienzsteigerung investiert. Insgesamt konnten Spareffekte von 1 Million Kilowattstunden pro Jahr erzielt werden. «Wir geben uns Mühe», sagte Jäger und weist das Klischee zurück, dass Freizeitanlagen nur Unmengen von Energie verschleudern würden. Die Million Kilowattstunden sind aber nur ein theoretisch gesparter Verbrauch. Denn seit 2014 sei laufend mehr hinzugekommen, das Energie verbrauche.

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Sich wärmer anziehen

Die Sparmassnahmen, die jetzt ergriffen werden, spürt die Kundschaft der Freizeitanlage. Das soll aber möglichst wenig der Fall sein, wie der KSS-Geschäftsführer sagt. Schliesslich dürfte es von Person zu Person und ihrer Aktivität im Wasser unterschiedlich sein. Tatsache ist, dass die Wassertemperatur um 1 Grad sinkt. Im 50-Meter-Becken, das während der Wintersaison überdacht wird, sinkt die Wassertemperatur auf zwischen 25 und 26 Grad. Im Hallenbad wird das Schwimmerbecken noch 28 statt 29 Grad warm sein, das Wasser im Ausschwimmkanal wird auf 32 statt 33 Grad ­geheizt. Damit wird die KSS Gas sparen, denn damit heizt sie hauptsächlich.

Gesenkt wird auch die Temperatur in den Räumlichkeiten der KSS. So arbeiten Jäger und seine Mitarbeitenden in 2 Grad kühleren Büros, auch die Kundinnen und Kunden des Fitnesscenters Kieser sind von dieser Massnahme betroffen. «Die Mitarbeitenden selbst haben die unterschiedlichsten Vorschläge gebracht», sagt Jäger.

Die Eissportanlage wird ebenfalls in die Sparüberlegungen miteinbezogen. So wird das Eis weniger stark gekühlt als normalerweise, womit viel Strom gespart werden kann. Die Temperatur der Ausseneisfläche wird um 1 Grad angehoben. Das Eis ist damit noch minus 4 Grad kalt und damit ­etwas weicher. Weil in der Eishalle Wettkampfsport durchgeführt wird, wird die Temperatur dieses Eises nur um 0,5 Grad angehoben. Einen grossen Spareffekt hat zudem, dass der Beginn der Eissaison um zwei Wochen nach hinten verschoben wird. Dies sei nur dank der grossen Flexibilität der Eisvereine möglich, so Jäger.

Stromverbrauch trotz Schliessung

Am augenfälligsten wird sein, dass die KSS dieses Jahr auf ihre grosse Weihnachtsbeleuchtung im Aussenbereich verzichtet. Im Hallenbad würde die Festbeleuchtung um die Hälfte reduziert. Was ebenfalls weniger leuchten wird, ist der IWC-Schriftzug auf der Eishalle. Er wird zwischen 20 Uhr abends und 8 Uhr morgens ausgeschaltet bleiben, sonst leuchtete er jeweils bis 1 Uhr in der Nacht und begann um 5 Uhr morgens wieder zu strahlen.

Einen grossen Stromspareffekt erzielt die KSS zudem, indem sie die Beleuchtung des Hallenbads auf LED-Lampen umgestellt hat. Statt 300 Watt verbrauchen die 35 neuen Strahler nur noch je 98 Watt. Auch die Curling-Halle soll 2023/24 auf LED-Beleuchtung umgerüstet werden, wodurch noch weniger Strom verbraucht wird. Zudem wird die Beleuchtung in der Eishalle diese Saison reduziert. Die Saunen im Wellnesspark sind von den Sparmassnahmen vorerst nicht betroffen. Aus dem Betrieb genommen werden aber das Solarium und die Infrarot-Kabine.

Jäger betont, dass eine Schliessung der Freizeitanlage keinen Stillstand bedeuten würde. Diverse Anlagen wie Heizungen, Pumpen und Lüftungen müssten weiterbetrieben werden, damit keine Schäden daran entstehen. «Sonst wären die Kosten im Anschluss noch viel höher.» Wie viel Geld die KSS mit den nun ergriffenen Massnahmen spart, kann Jäger nicht beziffern. Er befindet sich grundsätzlich in der komfortablen Lage, dass die KSS einen Stromvertrag bis Ende 2023 hat. Wegen eines guten Sommers stehe die KSS finanziell solide da.

Winterprogramm findet normal statt

Trotz Sparmassnahmen finden in der KSS diesen Winter die gewohnten Veranstaltungen statt. So gibt es spezielle Schwimm- und Sauna-Abende. Jeden Samstag findet zudem wieder die Eis-Disco mit einem Live-DJ statt.

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