Sekundarschüler entwerfen unterirdischen Escape-Room
Eine Abschlussklasse des Schulhaus am Bach hat einen Luftschutzbunker zum Escape-Room umfunktioniert. Dieser wird am Montag zum ersten Mal von anderen Klassen getestet.
von Mahara Rösli
Hinter dem Pausenplatz des Schulhaus Bach befindet sich – versteckt – die Tür zu einem Luftschutzbunker. Drinnen ist die Luft kühl, das Licht schimmert grell von der Decke. Vorher stand der Bunker leer, heute wird er von der Abschlussklasse des Lehrers Lukas Schmidig fast täglich genutzt. Während rund vier Monaten hat Schmidig mit seinen 20 Schülerinnen und Schülern den Bunker eingerichtet, an Rätseln getüftelt und diese ausprobiert. Das Ergebnis: ein selbst entworfener Escape-Room tief unter der Erde.
Die Türen stehen offen
Am Montag ist es so weit: Der Escape-Room wird für Klassen aus anderen Schulen geöffnet. Die Jugendlichen sind aufgefordert, sich durch vier Themenräume zu rätseln. Ob in der Kommandozentrale, im Gefängnis, im Krankenzimmer oder in der Käsefabrik: Die Gruppen müssen ihre Geschicklichkeit beweisen. Der Lehrer erklärt: «Beim Escape-Room handelt es sich um eine fiktive Geschichte der Kinder.» Es gehe darum, dass Liechtenstein die Käsefabriken der Schweiz angreife. «Wenn alle Rätsel innert 60 Sekunden gelöst werden können, ist die Schweiz gerettet», fügt Schmidig an. «Aber Achtung», warnt er: «Die Uhr tickt.»
Die Idee kam Lukas Schmidig zum richtigen Zeitpunkt. Wie er sagt, würden sich die Jugendlichen nach erfolgreicher Lehrstellensuche kaum mehr für die Schule interessieren. «Mit dem Projekt wollte ich meine Schüler an der Stange halten», sagt er, auf dem Stuhl der Kommandozentrale sitzend.
Schulisches Wissen repetieren
Schüler Sebastian Fitzmaurice, der zuvor noch nie einen Escape-Room besucht hat, ist begeistert. Ihm habe die technische Arbeit am meisten Freude bereitet. «Das hat echt Spass gemacht.»
Hilfestellung erhielten die Sekundarschüler von Schmidigs Bruder. Dieser betreibt in Schaffhausen verschiedene Escape-Rooms. Der Sekundarschullehrer sagt: «Ohne meinen Bruder und seine Frau hätten wir das Projekt kaum umsetzen können.» Vor allem die technischen Geräte konnte dieser der Klasse bereitstellen. Fitzmaurice fügt an: «Er hat uns Jugendlichen sehr viel beigebracht.» Vorher ein kahler Luftschutzbunker, schmücken nun Landkarten, Militärhelme und Handschellen die Betonwände. Das Material hat die Klasse mehrheitlich vom Museum im Zeughaus. Auch gekaufte Gegenstände oder solche aus Privatbesitz haben ihren Platz im Escape-Room gefunden. «Diesen Tisch hier haben wir auf tutti.ch ergattert», sagt Schmidig und zeigt auf die schon fast antike Eroberung. Das Erfinden der Rätsel hat die Schüler aber am meisten Zeit gekostet.
Wie Schmidig sagt, habe er seine Schüler in Gruppen aufgeteilt: «Einige haben sich mit Mathematik-, andere mit Französischrätseln auseinandergesetzt.» Das Ziel des Lehrers: Die Jugendlichen sollen ihr schulisches Wissen spielerisch wiedergeben oder gar repetieren. Auch das Planen und Umsetzen eines Projektes sollen sie dabei lernen. Die grösste Herausforderung, sagt der Lehrer, sei die Suche nach einem passenden Raum gewesen. «Die Stadt musste diesen zuerst bewilligen.»
Ein Projekt für die Zukunft
Auch wenn die Klasse viel Zeit ins Projekt investiert hat, durften die Jugendlichen den regulären Schulbetrieb nicht vernachlässigen. «Einige haben auch in ihrer Freizeit am Projekt gearbeitet», so der Lehrer. Um die Tauglichkeit der Rätsel zu testen, hat die Parallelklasse einen Testlauf gemacht. Vieles habe auf Anhieb funktioniert, Kleinigkeiten hätte die Klasse noch anpassen müssen, sagt Schmidig. Sein Ziel ist es, den Betrieb des Escape-Rooms aufrechtzuerhalten. «Es wäre schön, wenn nachfolgende Klassen den Escape-Room ausbauen oder umgestalten würden.» Sei die Nachfrage da, kann sich der Lehrer vorstellen, den Escape-Room für städtische Schulen zugänglich zu machen. Irgendwann, so Schmidig, vielleicht auch für die Öffentlichkeit. «Das müsste die Stadt aber zuerst bewilligen.»