Lärmgeplagte Lindli-Anwohner wehren sich mit offenem Brief

Andreas Kurz | 
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Sie fühlen sich vom Stadtrat übergangen: Katharina Steinmann, Beat Steinmann, Dorothee Willimann und Urs Willimann (von links). Bild: Melanie Duchene

Im vergangenen Sommer unterzeichneten 900 Personen eine Petition gegen Müll und Lärm am Rhein. Unbeeindruckt davon hat der Stadtrat das Unterhaltungsangebot am Lindli für diesen Sommer nun aber sogar noch ausgeweitet. Das sorgt für Ärger bei den Anwohnern.

Die warmen Temperaturen der letzten Tage lockten die Schaffhauserinnen und Schaffhauser wieder scharenweise nach draussen. Bei den Anwohnern rund ums Lindli werden derzeit jedoch nicht unbedingt Frühlingsgefühle, sondern viel eher Befürchtungen wach. Alles deute darauf hin, dass der Lärm und Müll am Rhein auch dieses Jahr wieder stattfinden werde, schreiben sie in einem offenen Brief an den Stadtpräsidenten Peter Neukomm (SP). Grund für die Befürchtungen ist der Entscheid des Stadtrats, erneut ein Gastronomieangebot rund um den Salzstadel zu bewilligen. Geplant ist eine Mischung aus einem Pop-up-Restaurant und einem Beach Club, das dieses Jahr zusätzlich mit den Street Music Nights ergänzt wird.

Hinter dem offenen Brief stehen drei Ehepaare: Esther und Jürg Peter, Katharina und Beat Steinmann sowie Dorothee und Urs Willimann. Letztes Jahr lancierten sie bereits eine Petition gegen Lärm und Müll am Rhein. 900 Personen haben damals unterschrieben. Im Brief kritisieren die sechs Anwohnerinnen und Anwohner nun, dass der Stadtrat die Petition ignoriere und ungeachtet des Volks-Neins zum Restaurant-Projekt «Gassa» ein neuerliches Gastronomieangebot vorbereite.

«Rücksichtsloses Treiben»

Dass der Stadtrat bekannt gab, die Musiklautstärke wie letztes Jahr bei 90 Dezibel zu deckeln, scheint die Anwohner nicht zu beruhigen. Von den Behörden fühlen sie sich übergangen. «Wir sind verärgert, dass jedes Jahr mehr Events bewilligt und unsere berechtigten Anliegen ignoriert werden», schreiben sie. Der «Gassa»-Volksentscheid werde nicht beachtet, die Petition werde weder beantwortet, noch wird mit den Unterzeichnern gemeinsam nach einer Lösung gesucht. «Die Vermüllung, der Lärm und das rücksichtslose nächtliche Treiben rund um den Park beim Salzstadel sind nicht tolerierbar.»

An den Stadtpräsidenten richten die Anwohner gleich eine ganze Reihe von Fragen. Zum Beispiel, ob aus einer einmal erteilten Pop-up-Bewilligung ein wiederholtes Gewohnheitsrecht abgeleitet werden könne oder ob ein Stadtratsbeschluss eine rechtmässige Baubewilligung ersetze. Sie erwähnen ausserdem, dass der Container für das Benefiz-Kafi fürs Lindli Fäscht schon wieder bereitstehe. Das Kafi war 2020 wegen der Absage des Fäschts als Coronahilfe bewilligt worden. «Können wir davon ausgehen, dass die erneute Bewilligung fürs Benefiz-Kafi bedeutet, dass auch 2022 kein Lindli Fäscht stattfindet?»

Verschiedene Lärmquellen

Die Anwohner betonen, sie sähen sich als Dialogpartner, nicht als Verhinderer allen aktiven Lebens in diesem Stadtteil. Sie störten sich nicht an einzelnen Anlässen, die Belastung entstehe aber durch die Summe der verschiedenen Lärmquellen. Dazu gehörten neben der Gastronomie und den Konzerten auch wilde Feste oder der Strassenlärm.

Vom Stadtpräsidenten wollen sie wissen, wann der Stadtrat mit ihnen ins Gespräch komme und wie er dafür sorgen werde, dass die gemäss Polizeiverordnung geltenden Ruhezeiten befolgt werden.

Stadträtin will Anwohner treffen

Auf den offenen Brief angesprochen sagt Stadtpräsident Neukomm, für dieses Thema sei das Sozial- und Sicherheitsreferat zuständig. Dessen Vorsteherin, Stadträtin Christine Thommen (SP), will sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausführlich zu den im Brief aufgeworfenen Fragen äussern. Erstens deshalb, weil die Petition am nächsten Dienstag im Grossen Stadtrat behandelt wird. «Dabei wird bereits auf viele Punkte eingegangen», sagt Thommen. «Das will ich nicht vorwegnehmen.» Zweitens möchte Thommen mit den betroffenen Anwohnern direkt das Gespräch führen. «Wir haben im Sinn, uns bis Ende April mit ihnen zu treffen.» Zuvor werde man noch die geplanten Massnahmen zur Eindämmung des Lärms und des Litterings und auch den vorgesehenen Einbezug der Anwohnenden konkretisieren.

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Kommentare (1)

hoefli@schoenbuehl-sh.ch So 03.04.2022 - 22:02

Der Rhein besser gesagt das LINDLI gehört einfach allen ,es ist ein öffentlicher Ort für jeder und jeden!! Nur weil gewisse Anwohner das Gefühl haben sie hätten das Recht die schöne Aussicht und die Ruhe nur für sich kann das Schaffhauser Volk keine Events am Rhein anbieten?! Schaffhausen schläft, man muss sich ja nicht wundern das nicht läuft in dieser Stadt

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