Buslinie 3 fährt am Freitag- und Samstagabend wieder alle Stationen an

Isabel Heusser | 
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Die neue Lösung verursacht jährliche Mehrkosten von rund 19'000 Franken. Bild: Melanie Duchene

Im Streit um die verkürzte Linienführung des 3er-Busses haben sich der Quartierverein Breite und die Verkehrsbetriebe Schaffhausen geeinigt: Ab dem nächsten Fahrplanwechsel bedienen die Busse am Freitag- und Samstagabend wieder alle Haltestellen.

Gross war der Ärger im Breitequartier, als die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) die Neuerungen im Fahrplan 2021 vorstellten: Die VBSH hatte entschieden, die Fahrwege der Buslinie 3 zu Randzeiten auf den schwach frequentierten Gegenrichtungen zu verkürzen und einige Haltestellen auszulassen. Konkret fahren die 3er-Busse seit 20. Dezember 2020 spätabends ab Bahnhof Schaffhausen Richtung Sommerwies auf der normalen Strecke, verkehren dann aber auf dem Rückweg via Nordstrasse ohne Halt von Neubrunn direkt zum Schützenhaus. Und von der Breite her geht es stadteinwärts mit längerer Reisezeit via Sommerwies. Die VBSH erklärten das neue Regime damit, dass die Busse wegen Mehrverkehr immer wieder mit Verspätung unterwegs waren, was zu Reklamationen geführt habe.

Reklamiert hat dann aber wegen des neuen Fahrplans der Quartierverein Breite: Noch im Dezember reichte der damalige GLP-Grossstadtrat René Schmidt eine Kleine Anfrage beim Stadtrat ein. Mitte Juni übergab der Quartierverein eine Petition mit 683 Unterschriften an den Stadtrat und obersten Buschef Daniel Preisig (SVP) mit der Forderung, die 3er-Busse wieder nach altem Fahrplan verkehren zu lassen. Schon damals kündigte Preisig eine «verhältnismässige Lösung» an.

Diese scheint nun gefunden: Die Busse der Linien 3 werden ab dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember am Freitag- und Samstagabend wieder alle Haltestellen in beide Richtungen bedienen. Da die letzte Fahrt vor der Umstellung auf das Nachtnetz ohne Standzeit in der Sommerwies gefahren wird, weicht der Takt leicht ab. An den übrigen Abenden von Sonntag bis Donnerstag und am Samstag- sowie Sonntagmorgen wird der heutige Fahrplan beibehalten.

Nachfrage vor allem am Wochenende

Wie die Stadt mitteilt, haben die VBSH nach Übergabe der Petition das Gespräch mit dem Quartierverein gesucht. An einem Treffen sei die Auswertung der Fahrgastzahlen genauer untersucht worden. Dabei habe sich gezeigt, dass die Nachfrage für spätabendliche Fahrten Richtung Stadtzentrum vor allem am Wochenende bestehe. Am Samstag seien auf den stadteinwärts führenden Kursen durchschnittlich 6,5 Personen an den betroffenen Haltestellen im Breite-Quartier eingestiegen, am Freitag waren es 2,7. An den anderen Tagen, so die Stadt, sei die Nachfrage mit durchschnittlich 1,1 Person sehr gering. Dasselbe gelte für die frühen Morgenkurse, die am Wochenende von der Stadt her direkt nach Sommerwies und auf dem Rückweg via Breite geführt werden. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2019 und gelten für Fahrten ab 21.50 Uhr.

«Nicht so schlechte» Auslastung

«Die Auslastung der Kurse ist zeitweise wirklich sehr tief», sagt Iwan Stössel, Co-Präsident des Quartiervereins Breite. «Deshalb haben wir uns nicht gegen einen Kompromiss gesperrt.» Mit der jetzigen Lösung sei der Quartierverein sehr zufrieden. Er betont, dass sich die VBSH von Anfang an gesprächsbereit gezeigt haben. «Wir sind dankbar, dass nun so schnell eine Lösung gefunden wurde, die für die Stadt tragbar ist.»

Tatsächlich gibt es die Umstellung nicht gratis. Damit am Freitag- und Samstagabend wieder alle Haltestellen auf der Breite in beide Richtungen bedient werden können, muss an beiden Abenden ein zusätzlicher Bus mit Chauffeur eingesetzt werden. Das hat Mehrkosten von rund 19 000 Franken zur Folge, die die Stadt trägt. Eine vollständige Rückkehr zum alten Fahrplan hätte Mehrkosten von 96 000 Franken verursacht.

Auch Stadtrat Daniel Preisig freut sich über die Einigung. Im Nachhinein habe man festgestellt, dass die Kommunikation des neuen Fahrplans etwas unglücklich verlaufen sei. So konnte etwa die ÖV-Konferenz wegen der Coronapandemie nicht stattfinden, und die Quartierbewohner seien überrumpelt worden. «Nun haben wir eine Lösung gefunden, bei der das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt.»

Die Stadt lege Wert darauf, alle Quartiere gleich zu behandeln. Die VBSH müssten sich aber bei der Ausarbeitung des Fahrplans an den Passagierzahlen orientieren. Der öffentliche Verkehr ist grundsätzlich nicht kostendeckend und muss auch in der Stadt mit Steuergeldern mitfinanziert werden. Fast leere Busse seien gegenüber den Steuerzahlenden nicht zu verantworten. «Bei näherem Betrachten ist die Auslastung am Freitag- und Samstagabend auch stadteinwärts wegen des Ausgangsverkehrs aber nicht ganz so schlecht», so Preisig. Deshalb sei es gerechtfertigt, den Fahrplan an diesen Abenden nachfragegerecht anzupassen und so den Quartierbewohnern entgegenzukommen.

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