«Irgendjemand räumt es ja weg»

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In den Sommermonaten hat die Putzequipe einiges zu tun: 720 Kilogramm Abfall landen an einem einzigen Tag in den Abfallbehältern der Altstadt, entlang der Buslinien und bei den Sammelstellen.

Text und Bilder Tamara Schori

Montag, 6.45 Uhr: Ein weiterer Arbeitstag bricht für Roman Werner an. Seit 21 Jahren arbeitet er im Unterhaltsdienst bei Tiefbau Schaffhausen. Heute leert er 140 Abfallbehälter in der Schaffhauser Altstadt. Der Elektrotransporter steht dafür im Werkhof im Schweizersbild bereit. Die Kübel, die er auf seiner Kehricht-Tour vorfindet, sind vor allem im Sommer meist proppenvoll oder überlaufen bereits mit Glacebechern, Essensverpackungen und Bierdosen. Nebenan türmen sich Pizzaschachteln, und Zigarettenstummel liegen auf dem Boden. In den Monaten Juni, Juli und August landen an einem Tag bis zu 720 Kilogramm Müll in den Abfallkörben, für die Tiefbau Schaffhausen verantwortlich ist. Das sind 140 Stück in der Altstadt, 180 an den Bushaltestellen und 24 bei den Sammelstellen. In den restlichen Monaten sind es mit rund 410 Kilogramm pro Tag deutlich weniger. Dieser Abfall wird nachträglich nicht sortiert, sondern landet im Schwarzkehricht.

Kaputte Kajaks und Gummiboote

Werner muss auf dem Weg durch die Altstadt hinunter zum Salzstadel «den Kopf bei der Sache haben». Das Elektro-Fahrzeug macht kaum Geräusche, und Fussgänger seien oft nicht aufmerksam. Als er am Rhein neben einer Holzbank parkiert, schnappt er den Besen und wischt die liegen gebliebenen Essensresten auf dem Boden zusammen. Etwas weiter auf dem hölzernen Rost entdeckt er eine Gummiboot-Handpumpe aus Plastik, der Schlauch ist herausgerissen. «Schlimm ist es heute zum Glück nicht.»

Er habe schon entzweigebrochene Kajaks, kaputte Gummiboote und Einweggrills eingesammelt. «Irgendjemand räumt es ja weg»: diese Haltung kritisiert Werner, als er den Abfall auf die Ladefläche seines Gefährts wirft. Ihn stört die heutige Wegwerfgesellschaft. Er prangert aber gleichzeitig auch die Verpackungsindustrie an: «Lebensmittel werden doppelt und dreifach in Plastik verpackt, das ist absolut unnötig.»

«Der Mammutanteil besteht aus Hausmüll.»

Roman Werner, Unterhaltsdienst Tiefbau Schaffhausen

Auch Grün Schaffhausen beseitigt achtlos weggeworfenen oder liegen gelassenen Alltagsmüll, Littering genannt, und ist für Grünanlagen wie den Mosergarten oder das Lindli verantwortlich. «Sobald das Wetter wärmer wird, geht es explosionsartig los, da wird zum Teil eine riesen Sauerei hinterlassen», sagt Patrick Enderli von Grün Schaffhausen.

Solche Abfallberge trifft die Putzequipe im Sommer am Salzstadel oft an. Bild. Tiefbau Schaffhausen

Problematisch seien vor allem die vielen herumliegenden Scherben und Zigarettenstummel. Diese müssen mühsam einzeln von Hand aufgelesen werden – Scherben für Scherben, Stummel für Stummel. «Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.»

«Sobald das Wetter wärmer wird, geht es explosionsartig los, da wird zum Teil eine riesen Sauerei hinterlassen.»

Patrick Enderli, Grün Schaffhausen

Ein weiteres Problem stelle zudem illegal entsorgter Hausmüll dar. Werner von Tiefbau Schaffhausen habe schon oft beobachtet, wie Personen ihren Abfall fein säuberlich in einzelne Plastiksäcke verpacken, um diesen dann in verschiedene Abfallbehälter zu entsorgen. Dazu gehöre Jung und Alt. Das hat auch Enderli von Grün Schaffhausen bemerkt, der diese Personen gerne direkt büssen würde. «Nicht bloss mit 100 Franken, sondern mit einem Betrag, der richtig weh tut und zum Nachdenken anregt.»

«Zleidwerker» erschweren Arbeit

Im Entsorgungsteam von Tiefbau Schaffhausen ist Manuela Pfister die einzige Frau, die auf der Strasse unterwegs ist.

Der Abfallbehälter an der Sammelstelle in der Webergasse sieht oft so aus.

«Anfangs musste ich mich schon durchsetzen.» Von Montag bis Samstag sorgt sie vormittags dafür, dass sämtliche Sammelstellen für Glas, Altöl und Aludosen der Stadt Schaffhausen, insgesamt 23 Stück, sauber bleiben. «Die Leute trennen ihren Abfall nicht wirklich gut», hat sie dabei bemerkt.

Manuela Pfister nimmt den Müll mit, der neben den Sammelstellen liegt.

Ob das an Unwissen oder Faulheit liege, wisse sie nicht so genau. Es gebe auch immer wieder Spezialisten, «Zleidwerker» nennt sie jene, die ihr die Arbeit unnötig erschweren. So findet sie oft herumliegendes Sperrgut, wofür es eigentlich dreimal im Jahr eine Abfuhr gibt, oder kaputte Haushaltsgeräte. Diese sollten bei den Verkaufsstellen oder bei einer offiziellen Sammelstelle zurückgegeben werden.

Sie hält 24 Sammelstellen in Schaffhausen sauber. Auf dem Geissberg begutachtet Manuela Pfister die neuen Container.

«Einige denken nur bis zur eigenen Nasenspitze, aus den Augen, aus dem Sinn.» Ab und zu müsse sie sich bei der Arbeit auch blöde Sprüche anhören. Die nimmt sie sich aber mittlerweile nicht mehr so zu Herzen. Lieber sucht sie das Gespräch.

 

Aufräumen entlang der Buslinien

Blas Martin ist ein weiterer Mitarbeiter bei Tiefbau Schaffhausen. Heute leert er die 180 Abfallbehälter entlang der Buslinien. Bei dieser Tour legt er 90 Kilometer zurück. Gleichzeitig reinigt er die Bushäuschen.

Seit zehn Jahren arbeitet Blas Martin im Unterhaltsdienst bei Tiefbau Schaffhausen.

Manchmal sehe es dort nach einem Wochenende im Sommer aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen: Überquellende Abfallbehälter, Zigarettenstummel und Glasflaschen liegen herum. Langweilig werde es ihm bei der vielseitigen Arbeit nie. Der gelernte Maurer mag seinen Job: «Er ist quasi mein Beitrag an die Umwelt.»

Überquellende Abfallbehälter an der Bushaltestelle «Fulachbrücke». Bild: Tiefbau Schaffhausen

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