Als Friedrich Merz in Schaffhausen war

Zeno Geisseler | 
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Friedrich Merz 2004 mit dem damaligen Schaffhauser Regierungspräsidenten Erhard Meister und Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein auf dem Herrenacker in Schaffhausen. Bild: Selwyn Hoffmann

Einer, der Merkel als CDU-Chef und als Kanzler beerben könnte, ist Friedrich Merz. Er ist in Schaffhausen kein Unbekannter: 2004 trat er auf Einladung der Wirtschaftsförderung im Stadttheater auf.

Die deutsche Politik ist weit, weit weg von Schaffhausen. Wenn nur schon mal ein Winfried Kretschmann vorbeikommt, ist das eine Riesensache.

Manchmal reichen die Bande aus Schaffhausen aber weiter als bis Baden-Württembergs Ministerpräsident. Die aktuellen Diskussionen darüber, wer Nachfolger von Angela Merkel an der Spitze der CDU werden könnte und später allenfalls sogar Bundeskanzler, haben nämlich einen Schaffhauser Bezug, wenn auch einen kleinen: Friedrich Merz, einer der Papabili der CDU, nahm vor 14 Jahren an einem Grossanlass im Stadttheater teil.

Merz im VR von Stadler Rail

Die Wirtschaftsimpulse waren eine Vortragsreihe, die von der Wirtschaftsförderung organisiert wurden. Ihr Ziel war es, Vertreter von Politik und Wirtschaft zusammenzu­führen.

Bei der allerersten Ausgabe 2004 (Ticketpreis: 240 Franken) war das Podium besonders hochkarätig besetzt. Neben Friedrich Merz stand auch Bundesrat Hans-Rudolf Merz (nicht verwandt) auf dem Podium, der Mercedes-Spitzenmanager Jürgen Hubbert, der Thurgauer Unternehmer und Nationalrat ­Peter Spuhler (SVP) und der Schaffhauser Nationalrat und Wirtschaftsführer Gerold Bührer (FDP).

Spuhler und Friedrich Merz verstanden sich bestens – sie hatten sich schon vor dem Treffen in Schaffhausen kennengelernt, und zwei Jahre nach ihrem gemeinsamen Auftritt an den Wirtschaftsimpulsen wurde Merz sogar in den Verwaltungsrat von Spuhlers Firma Stadler Rail AG gewählt. Dieses Amt hält er bis heute inne.

«Schweiz soll der EU beitreten»

Friedrich Merz galt damals noch als Shootingstar und auch schon als Kanzlerkandidat und damit als Rivale von Angela Merkel. Im internen Machtspiel unterlag Merz Merkel allerdings: Nur drei Wochen nach seinem Auftritt in Schaffhausen gab der damals 48-Jährige den Rücktritt von der Partei- und Frak­tionsspitze bekannt. 2009 zog er sich ganz aus der Politik zurück – bis heute. Von all dem war aber damals, an den Wirtschaftsimpulsen 2004, noch nichts zu spüren. «Es ist angenehm, in einem Land zu sein, in dem der Finanzminister Merz heisst», witzelte Friedrich Merz in Anspielung auf seinen Namensvetter.

Auf der Bühne des Schaffhauser Stadtthea­ters lehnte der Deutsche sich weit aus dem Fenster hinaus. Er kritisierte die direkte Demokratie in der Schweiz. «Das System der Volksentscheide ist innovationsfeindlich und langsam», sagte er. Zudem legte er der Schweiz einen EU-Beitritt nahe. Im Interview mit den SN präzisierte er dann aber, das müsse das Schweizervolk selbst entscheiden.

Und jetzt also überlegt sich dieser Friedrich Merz, doch noch nach ganz oben zu kommen. Für unsere Region, man denke nur mal an grenzüberschreitende Verkehrsfragen, wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn mal jemand in der Bundesregierung sässe, der weiss, wo Schaffhausen liegt.

Definitiv erledigt sind hingegen die Wirtschaftsimpulse: 2013 wurde der Anlass zum zehnten und letzten Mal durchgeführt. An der Dernière im voll besetzten Stadttheater nahm ebenfalls ein Mitglied des Bundesrats teil – Eveline Widmer-Schlumpf. Die Ausgabe 2014 fiel dann flach, weil der Kanton rote Zahlen schrieb und sparen musste. Rund 150 000 Franken kostete jede Ausgabe, je ein Drittel davon stammte aus Ticketeinnahmen, Sponsoring und Beiträgen des Kantons.

Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein bot damals Hand, den Anlass später wieder aufleben zu lassen, möglicherweise auch unter dem gleichen Namen. Konkret ist bis heute aber nichts geworden.

 

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