Bligg schlägt ordentlich auf die Werbetrommel ein

Maria Gerhard | 
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Musiker Bligg nahm sich auf der Schaffhauser Herbstmesse ordentlich Zeit für seine – kleinen wie grossen – Fans. Bild: Selwyn Hoffmann

Bevor Mundart-Musiker Bligg ab November auf die grosse KombiNation-Tournee geht, kam er gestern noch schnell an der Schaffhauser Herbstmesse vorbei

Welchen weiblichen Gast man auch fragte, alle waren sich einig: «Ein schöner Mann!» Mundart-Musiker Bligg war gestern zu Gast auf dem roten Sofa auf der Schaffhauser Piazza und zeigte sich von seiner bodenständigen Seite. Und tatsächlich, mit dem weissen Feinstrickpullover und der schwarzen Strickmütze auf dem Kopf sah er weniger aus wie einer, der auf Konzerten Massen zum Tanzen bring, vielmehr hätte er auch als sehr hipper Verkäufer auf einem Hamburger Fischmarkt durchgehen können. Wäre da nicht dieser säuberlich getrimmt Bart und das bekannte Gesicht. Übrigens, Strickmütze? «Ja, wer sich wundert», sagte der Musiker, «ich habe heute einen Bad-Hair-Day und wollte meine Frisur verstecken.» Wie schön, auch Stars haben also Tage, an denen nicht alles ganz so rund läuft.

In der Freizeit geht er Campen

Und weil er scheinbar Angst hatte, dass es bei der Schaffhauser Herbstmesse nichts Adäquates zu Trinken gibt, brachte er gleich eine Flasche Schnaps mit, für den er Werbung machte: «Aus 100 Prozent Schweizer Zutaten, gibt es im Internet zu bestellen.» Die Marke lassen wir an dieser Stelle einmal weg. Bligg smachte es sich mit einem Gläschen davon und dem Ruf in die Menge «Prost Schaffhuuse!» jedenfalls gemütlich, während Samuel Peter, Moderator bei Radio Munot, ihn interviewte. Ob das seine erste Messe sei? «Nein, ich war als Kind an ganz vielen Messen», sagte er, «ich fand das immer toll, vor allem wegen der Werbegeschenke. Du ziehst mit leeren Plastiksäcken los und bist mit vollen heimgegangen.» Jetzt jedoch, wo sein Bekanntheitsgrad stark zugenommen habe, sei ein privater Messebesuch kein Spass mehr.

«Ja, ich gehe beim Angeln vor allem auf Forellen, die esse ich einfach auch sehr gerne.»

Bligg, Musiker

Dafür hat der 42-Jährige mittlerweile andere Hobbys für sich entdeckt. Und auch hier dürfte so manche Frau einmal kurz innerlich aufgeseufzt haben, ob der bestechenden Mischung aus männlicher Abenteuerlust und kulturellem Interesse: «Fischen, Campen, viel Sport machen und ganz viel Lesen», ratterte der 42-Jährige seinen Freizeitaktivitäten herunter. Fischen? «Ja, ich gehe vor allem auf Forellen, die esse ich einfach auch sehr gerne.»

Derzeit können jedenfalls sämtliche Forellen erleichtert nach Luft schnappen, für eine gemütliche Angeltour hat der Musiker gerade keine Zeit. Im November, nachdem er ein ganzes Jahr Pause gemacht hat, geht er auf Tournee, um sein neues Album «KombiNation» vorzustellen. «Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren», sagt der Vater eines kleinen Sohnes. Und verspricht viel: Denn bei den diversen Konzerten wird es jedes Mal einen Stammtisch (ja, einen echten Holztisch für VIP-Gäste), Foodmeile, Autogrammstunde und After-Party geben. Und da ist ja auch noch die Musik: «Das aktuelle Album ist eine Kombination aus Traditionellem, Rap und Klängen aus aller Herren Länder. Damit reflektiert es sozusagen meine Experimentierfreudigkeit», so Bligg und verteilte auch gleich ein paar CDs im Publikum.

Zwischen dem Interview auf der Schaffhauser Piazza wurden auch Songs von dem neuen Album gespielt. Die Zeit nutzte der Musiker – eben ganz der Profi – für ein kleines Bad in der Menge. Er gesellte sich an einen der Stehtische, wo eine älterer Herr gerade an seinem Bier nippte. Der schaute etwas verwundert, als der Musiker plötzlich vor ihm stand und auf Konversation aus war. Bligg klopft dem Mann nach ein paar Minuten jovial, wenn auch ein wenig hölzern, auf die Schulter, und sprang wieder auf die Bühne, um erneut Platz zu nehmen.

Anschliessend schlug er noch einmal die Werbetrommel für sein Album und die Tournee. Und auch wenn das wohl zu erwarten war, wäre es doch schön gewesen, er hätte zum Beispiel noch etwas mehr von sich als Musiker erzählt. Die Fans aber, von denen zweifellos auch ein paar in der Menge waren, störte das scheinbar herzlich wenig. Vielleicht auch, weil Bligg sich genügen Zeit nahm, um mit ihnen Selfies zu machen – immerhin.

Wo Senioren nicht mehr ruhig sitzen können

Schlagermusik klingt durch die Schaffhauser Messehallen: Senioren weihten gestern an der Herbstmesse die Tanzfläche ein.

Wer am Donnerstagnachmittag das Messerestaurant betritt, den empfängt Schlager- und Blasmusik. Die Veteranenmusik Schaffhausen und das Duo Romanos stehen auf der Bühne, auf der grossen Tanzfläche drehen mehrere Tanzpaare ihre Kreise.

Dora Pfeiffer und Kurt Joho haben sichtlich Freude am Tanzen. Bild: Marielle Heeb

In leuchtende Farben getaucht schwingen Senioren das Tanzbein. Trotz einiger Tänze in den Beinen haben sie mehr Ausdauer als wohl manch anderer Messebesucher. Elegant gekleidet in Absatzschuhen, gebügelten Hemden und Haarschmuck präsentieren sie sich, Fächer in den Händen machen die Hitze im Festzelt erträglich.

«Wenn ich die Musik höre, kann ich nicht mehr ruhig sitzen.»

Dora Pfeiffer, Mitglied der Seniorentanzgruppe

«Lieber zu heiss als zu kalt», sagt Dora Pfeiffer. Sie ist Mitglied der Schaffhauser Seniorentanzgruppe, die sich jeden zweiten Donnerstag am Rheinweg trifft. «Latino ist in meinem Blut. Wenn ich die Musik höre, kann ich nicht mehr ruhig sitzen», sagt sie und strahlt. Für sie geht es aber gleich wieder auf die Tanzfläche, diesmal mit einem anderen Tanzpartner. Schon als Kindergartenkind begann Pfeiffer mit dem Tanzen und hat bis heute nicht mehr damit aufgehört.

Dem Seniorentanz fehlt «Mutter»

Ähnliche Geschichten gibt es an den langen Festbänken zwischen den grau melierten Haaren viele zu hören: Auch Adele Angst tanzt seit ihrer Jugend. Anfänglich wurde sie von ihrem Vater zum ungarischen Volkstanz gezwungen. «Beine schliessen!», hiess es dabei immer, erinnert sie sich. Doch auch sie hat das Tanzfieber gepackt und nicht mehr losgelassen. Heute tanzt Angst mehrmals wöchentlich, jeden Sonntag besucht sie eine Tanzgruppe in Zürich. Für fünf Stunden wird dort das Tanzbein geschwungen. «Nach dem Tanzen bin ich für die ganze Woche glücklich.» Auch den Seniorentanz der Herbstmesse findet Angst eine gute Sache: «Man muss halt mitmachen, sonst ist es langweilig», sagt sie und begibt sich wieder in Richtung Tanzfläche. Zurzeit sind die Schaffhauser Tänzer auf der Suche nach einem neuen Leiter des Angebots. «Unsere Tanzgruppe ist momentan wie ein Kind ohne Mutter», sagt Pfeiffer. Es gebe aber organisatorische Fragen zu klären, auch wenn das Tanzen natürlich verbinde. (mah)

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