Mit Charisma und grossen Gesten erobert man Herzen

Schaffhauser Nachrichten | 
Noch keine Kommentare
Charismatisch und sympathisch: die Zürcher Band Hecht. Bild: Selwyn Hoffmann

Dank einem Publikum in Feierlaune und hoch motivierten Bands wie «Hecht» herrschte am letzten Abend des «Stars in Town» eine einzigartige Stimmung.

von Max Wiggenhauser

Mit James Blunt hat sich der «Stars in Town»-Booker ein ganz besonderes Juwel zur Krönung des Festivals ausgesucht, doch auch früher am Abend kann sich das Line-up des grossen Abschlusstages durchaus sehen lassen: Die Bündner Rockband Kaufmann konnte sich dieses Jahr am Bandcontest Kammgarnstars durchsetzen und sich einen Platz auf der grossen Herrenacker-Bühne sichern. Singer und Songwriter Joris hat seine Band eingepackt und ist aus Deutschland angereist, um die Herzen seiner Schweizer Fans zu berühren. Und vor dem grossen Main Act sind die Schweizer Poprock-Giganten Hecht am Start, um mit einer ihrer gewohnt intensiven Shows die Masse zu begeistern.

Mit ganzem Herzen dabei

Erst im Februar erschien ihr Debüt­album «König vu dr Nacht», jetzt steht die Band Kaufmann schon auf der ganz grossen Bühne. Und obwohl sich die Jungs motiviert zeigen, eine überzeugende Performance und Bühnenshow abzuliefern, kann man in ihnen ein gutes Beispiel sehen, dass so eine Bühne ein grosses Paar Schuhe ist, in das man erst einmal hineinwachsen muss. Trotzdem kommt das Quartett gut an. Die Chance, sich zu beweisen, haben die Bündner wahrgenommen. Mit poprockigen Balladen geben Kaufmann den perfekten Vorbereiter für den nächsten Act.

Indie-inspirierte Stadion-Rockmusik mit einem Hauch Pop ist in den letzten Jahren auf Erfolgskurs. Mischt man dann noch einige kleine Schlagerelemente bei und landet vielleicht sogar einen Radiohit, dann ist einem ein Platz auf der einen oder anderen grossen Bühne sicher. Joris und Band mögen diese Voraussetzungen erfüllen. Doch so plump und mit so viel Kalkül trifft das dann aber nicht zu. Von der ersten Sekunde an merkt man der Band und dem gebürtigen Niedersachsener Sänger an, dass sie das, was sie auf der Bühne machen, mit ganzem Herzen tun. Trotz mainstreamiger Musik wirken die Gitarrenriffs kreativ, die Rhythmen spannend und die Melodien durchdacht. Müsste man die Musik der Band mit einem Wort beschreiben, so träfe es das Adjektiv «gross» wohl am besten. Mit eingängigen Refrains bringt der deutsche Sänger das Publikum zum Mitsingen. Generell ist die Nähe, die ­Joris zum Publikum aufbaut, beeindruckend. Selten sieht man einen Musiker, der so gut mit seinem Publikum umgehen kann.

«Wo sind all meine starken Männer und all meine starken Frauen? Helft euch gegenseitig hinauf!»

Stefan Buck, Sänger der Band Hecht

Als letzte Station vor James Blunt betritt Hecht die Bühne. Im April war die Zürcher Band das letzte Mal in Schaffhausen. In der ausverkauften Kammgarn wusste sie das Publikum mit ihrer Show zu überzeugen, nun stellt sich ihr die gleiche Aufgabe auf dem ausverkauften Herrenacker.

Und diese Aufgabe meistert die Band mit Bravour. Vom ersten Song an ziehen die Musiker das Publikum in ihren Bann. Hätte Leadsänger Stefan Buck die Hälfte seiner Texte vergessen, wäre es bei der Lautstärke der mitsingenden Fans vermutlich gar nicht aufgefallen. Gegen Ende des Sets hält Buck inne. «Das hier wäre ja keine richtige Hecht-Show, wenn am Ende des Konzerts nicht alle Frauen auf den Schultern ihrer Männer wären», ruft der Sänger. «Wo sind all meine starken Frauen und Männer? Helft euch gegenseitig hinauf!» Als viele Fans im Publikum auf den Schultern ihrer Kollegen sitzen, ruft auch Buck einen grossen Mann aus der Menge zu sich und macht es seinen Fans nach. Auf den Schultern eines Zuschauers lässt er sich in die Menge tragen und hält den Leuten das Mikrofon hin, sodass diese mitsingen können. Einem kleinen Mädchen überlässt er für gut zwei Minuten das Scheinwerferlicht, das Publikum jubelt amüsiert. Nach dem letzten Song wird die Band förmlich zu einer Zugabe gezwungen, bevor sie für James Blunt die Bühne räumen muss.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren