Schaffhauser versteigert Nazi-Christbaumschmuck

Alexa Scherrer | 
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Das Weihnachtsschmuck-Set wurde für 500 Franken angeboten.

500 Franken sollte er kosten, der Weihnachtsbaumschmuck mit Hakenkreuz und Reichsadler. Ein Schaffhauser wollte im Internet «Sammlerstücke» aus der Nazi-Zeit verkaufen.

Mit Besinnlichkeit hat das nicht viel zu tun: Auf einem Online-Verkaufsportal wollte ein Mann aus Schaffhausen Profit aus dem Verkauf von Artefakten aus der Nazi-Zeit schlagen. Unter anderem verlangte er für ein «sehr rares Set an Weihnachtskugeln aus Zeiten des Nationalsozialismus» 500 Franken. Und das trotz des Zusatzes: «Gebrauchsspuren, wurden benutzt, sind etwas dreckig, sollten gereinigt werden.» Die Hakenkreuze auf den Weihnachtsbaumkugeln und an der Spitze machte er für den Verkauf unkenntlich.

Auch «sehr schöne» Postkarten mit Sujets des Zweiten Weltkrieges, Feldpost, ein Ausweis, eine Vermisstenkarte sowie ein «Arbeitsbuch aus dem 3. Reich mit einigen Einträgen» wollte er verkaufen.  

«Nichts mit Hitler am Hut»

«Ich bin mir bewusst, dass Hakenkreuze heikel sind», sagt der Verkäufer gegenüber «20 Minuten». Er gehe davon aus, dass vor allem Sammler aus einem historischen Interesse zugreifen würden, könne aber natürlich nicht ausschliessen, dass sich auch Neonazis dafür interessierten. «Ich bin sicher kein Faschist», sagt der aus Deutschland in die Schweiz zugezogene Mann bosnischer Herkunft. Mit Hitler habe er nichts am Hut. Die «Sammlerstücke» habe er in einem Holzregal im Keller gefunden. «Einen Grossteil der Feldpost habe ich entsorgt», ergänzt er. 

Die Berichterstattung in der heutigen Ausgabe von «20 Minuten».

Gegen das Gesetz verstossen hat der Schaffhauser nicht. Das Hakenkreuz als Symbol ist in der Schweiz nicht wie in Deutschland explizit verboten - solange der Verwendung keine Propaganda für rechtsextreme Ideologien zu Grunde liegt. Obwohl das Inserat auch mit den Regeln des Verkaufportals Anibis.ch im Einklang war - «alle heiklen Inserate durchlaufen eine mehrstufige Prüfung», so Sprecher Jézael Fritsche - wurde es mittlerweile vom Anbieter gelöscht. Bei den Weihnachtskugeln sei Anibis davon ausgegangen, dass es sich um einen «historischen Gegenstand von musealem Wert handelt, der nicht zu Propagandazwecken angeboten wurde». 

«Bedenklich» und «unappetitlich»

Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, sieht das dennoch problematisch: «Wir finden den Handel mit Gegenständen aus der Nazi-Zeit bedenklich. Hier tragen auch die Online-Handelsplattformen eine Verantwortung», sagt er gegenüber «20 Minuten».  Und auch Hans Stutz, Beobachter der rechtsextremen Szene in der Schweiz, findet es «unappetitlich», dass es für solche Gegenstände offenbar eine so grosse Nachfrage gebe, dass sich damit stolze Preise erzielen liessen.

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