Klappernde Zähne und ein Klapperstorch

Schaffhauser Nachrichten | 
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Mitten im morgendlichen Schneegestöber ist auf den Dächern über dem Herrenacker ein Storch gelandet. Ob er sich hier vermehren wird, bleibt abzuwarten. Bis jetzt nistet noch kein Paar im Kanton.

Von Verena Graf und Alexa Scherrer

Ganz so kalt wie in den vergangenen Tagen ist es zwar auch in der Region Schaffhausen nicht mehr, der Winter hat die Region aber dennoch fest im Griff. Sogar auf den Dächern der Altstadt ist der Schnee heute liegengeblieben. Nicht zu stören scheint das den Gast, der heute Morgen auf dem Herrenacker landete. Ein Weissstorch verschaffte sich hoch oben auf den Dächern einen Überblick über die frostige Lage unter ihm. 

Gemäss Vogelwarte Sempach ist der Weissstorch im Januar und Februar ein regelmässig gesehener Gast in der Schweiz. Dann kommen sie nämlich langsam aus ihren Winterquartieren zurück.  «Die Kälte macht den Störchen nichts aus, sie haben ein gutes Gefieder», betont Margrith Enggist von der Gesellschaft Storch Schweiz. «Die meisten Störche hier überwintern in Spanien. Es gibt aber viele Störche, die auch im Winter in der Schweiz bleiben», so Enggist.

1949 noch galten die Störche in der Schweiz als ausgestorben. Aktuell gehe es ihnen aber gut: «Die Population steigt», sagt Enggist. 2017 wurden in der ganzen Schweiz 470 Brutpaare gezählt, 2016 waren es 456. 

Kein bewohntes ­Storchennest in Schaffhausen

Im Kanton Schaffhausen gibt es derzeit aber kein Storchennest, das regelmässig bewohnt ist. Eines der letzten Storchennester gab es um 1948 in Neunkirch. Vor fünf Jahren interessierte sich ein Storchenpaar - ebenfalls in Neunkirch - wieder für ein Nest, das heute noch auf dem Dach der Autowerkstatt «Storchengarage» steht. «Doch die Vögel haben nicht gebrütet», weiss Harald Roost vom Vogelverein Turdus. Vor drei Jahren versuchte ein Storchenpaar in Buch, auf einem Strommast ein Nest zu bauen, was aber misslang.

«Im vergan­genen Herbst haben sich hier 15 Störche für den Flug in den Süden versammelt.»

Markus Simmler, Wirt «Lindenhof»

In Buchberg ist man derzeit darum bemüht, Storchenpaare anzulocken. Die Familie Simmler vom Erlebnisgasthof Lindenhof unterbreitete dem Schaffhauser Vogel- und Naturschutzverein Turdus die Idee, auf ihrem Land Storchennester aufzustellen. Nach Rücksprache mit Andi Lischke von der Greifvogelstation Berg am Irchel entschied man sich für den Standort hoch über dem Rhein, weil die Störche sich bei ihren Flügen in den Süden und wieder zurück in den Norden an den Flussläufen orientieren. «Bisher haben hier noch keine Störche genistet. Aber im Herbst haben sich hier bis zu 15 Störchen für den Flug in den Süden versammelt», erklärt Markus Simmler.

Buchberg und Diessenhofen wollen Störche

Simmler konnte beim Elektrizitätswerk des Kantons Zürich drei Leitungsmasten beziehen, die nicht mehr gebraucht werden. «Den Hinweis habe ich von einem Gast unserer Besenbeiz erhalten», so der Wirt. Die Nester, die Simmler aus Vierkant- und Armierungseisen zusammengeschweisst hat und die je 270 Kilogramm wiegen, ruhen nun auf einer luftigen Höhe von 8 bis 10 Metern. Damit den Störchen das Ganze noch etwas heimeliger erscheint, haben Mitglieder von Turdus die Eisennester zusätzlich mit Weidenzweigen umflochten. Am zukünftigen Standort der Masten wurden mit Betonröhren drei Fundamente von zwei Metern Tiefe eingebaut.

Am vergangenen Freitag fuhr ein Kranlastwagen mit einem Ausleger von 57 Metern Länge und einer Traglast von 1,5 Tonnen zu den vorbereiteten Fundamenten, bei denen auch die Röhren und Nester bereitlagen. Als dann eines der je rund eine Tonne schweren Rohre mit einem Gurt am Ausleger des Krans befestigt war, stellte es der Kran in das vorbereitete Loch. Der Raum in den Fundamenten wurde mit Sand auf­gefüllt. Erst wenn sich der Sand genügend verdichtet hat, wird zur weiteren Stabilisierung der Röhren noch ein Betonring hineingegossen. Nachdem alle Masten gesetzt waren, wurden die Nester mithilfe eines Personenkorbes in die Höhe gehievt und auf die Röhren gesetzt.

Die Plastikstörche solchen reale Storchenpaare anlocken. Bild: Verena Graf

Neben den Nestern solle bald ein Tümpel entstehen, damit die Störche daraus Frösche zur Nahrung fangen könnten, informiert Markus Simmler. In einem der drei Nester sind sogenannte Lockstörche aus Plastik zu sehen. «Das soll helfen, die Störche für die Nester zu interessieren. Wenn es aussieht, als gäbe es schon ein Paar, werden die Störche interessiert», berichtet Simmler. Das Projekt kostet rund 10'000 Franken. Einen Teil übernimmt Turdus. Bis sich Störche in diesen ­Nestern ansiedeln werden, kann es drei bis vier Jahre dauern. Eine Möglichkeit der Ansiedlung wäre auch, dass verletzte Störche, die in der Greifvogelstation in Berg am Irchel gesund gepflegt wurden, auf diesen Nestern wieder ausgewildert würden. Die Pflege der bewohnten Nester würde Turdus übernehmen.

Im Restaurant Schupfen in Diessenhofen versucht man seit rund acht Jahren ebenfalls, Störche anzulocken. Das auf das Restaurantdach gestellte Nest ist aber bisher unbewohnt. Nun stellt man weitere Nester auf Masten auf.

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