Licht, Liebe und Leidenschaft

Janosch Tröhler | 
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Als breche das Herz aus der Brust – Daniela Sarda als Lichtgestalt. Bilder: Janosch Tröhler

Das Schweizer Duo True synchronisierte in der Nacht auf Sonntag im TapTab Musikraum die Herzen.

Schaffhausen versinkt in der Nacht. Im TapTab flackert warmes Kerzenlicht. Dazu spielt die Anlage entspannte Klänge. Alles scheint, als sei der Abend kurz davor, zu Ende zu gehen.

Das Gegenteil ist der Fall: Er fängt erst richtig an. True, ein Duo aus Zürich und Bern, sind hierzulande bloss den auserlesenen Klangconnaisseurs bekannt. Die Lorbeeren kommen aus dem Ausland; etwa von der altehrwürdigen BBC in England, wo die Songs des Debütalbums «Wrapped In Air» in kosmische Sphären gelobt werden.

 

True

 

Das liegt jedoch nicht daran, dass Daniela Sarda und Rico Baumann dick auftragen. Nein, sie reduzieren. Ein Sound auf Sparflamme. Aber manchmal muss etwas mit niedriger Temperatur garen, damit es den vollen Geschmack entfalten kann. Dieses Rezept funktioniert auch bei True.

«Future R&B» – so wird ihr Stil bezeichnet. Eine weitere Worthülse, die keinen Eindruck des Sounds vermittelt. Denn True entziehen sich konsequent jeder Schubladisierung. Vermutlich macht dies einen Teil ihrer Faszination aus. Den anderen Teil übernimmt das bunte Sammelsurium an Einflüssen: da hört man die 80er und 90er, den süssklebrigen Soul in Sardas Stimme, die jazzigen Kapriolen im Rhythmus. Und trotz der Referenzen an die Vergangenheit klingen True, als seien sie Zeitreisende aus der Zukunft.

 

true

 

Die Lichter gehen aus: Sarda und Baumann, live verstärkt durch Martina Berther am Bass, stehen wie versteinerte Statuen auf der Bühne. Bis sie dann mit einem Knall ausbrechen und loslegen. Hört man «Wrapped In Air» kommt man zu einem fatalen Trugschluss: dass True recht kühlen Electro produzieren. Doch nach Mitternacht ist im TapTab nichts zu spüren als organische Wärme. Die Freiräume in ihren Arrangements werden aufgefüllt mit satten Bässen. Die Band sprengt die Decke des Musikraums fort und katapultiert das Publikum in die Unendlichkeit ihres elektronischen Universums.

Bis zum Schluss lässt sich die Wärme ihrer Musik nicht zweifelsfrei identifizieren: Ist es die offensive Spielfreude? Es scheint, als öffnen sich ihre Brustkörbe und die Musik sprudelt direkt aus ihren Seelen. Das Shirt von Daniela Sarda, bestickt mit kleinen Discokugel-Spiegeln, wird zur Inkarnation dieses Eindrucks: Das Licht bricht sich vor ihrer Brust, wird in unzähligen Strahlen zurückgeworfen. Eine Mischung aus religiöser Figur und glühendem Nachtclub-Fieber.

True spielen ihre Musik mit einer Ehrlichkeit, die derart entwaffnend ist, dass sie absolut mühelos das Publikum bekehren können. Baumanns Trommelschläge vibrieren in den Lungen, Sardas fabelhafte Stimme kriecht direkt unter die Haut. Die Leidenschaft der Band synchronisiert die Herzen und lässt das Blut in die Tanzbeine schiessen. Bassgetriebene Euphorie, die alles vergessen lässt.

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