Beliebte Sitzplätze an der Sonne

An der frischen Luft ein Feierabendbier geniessen: Das ist in vielen Schaffhauser Gaststätten möglich. Wie wichtig sind Boulevardrestaurants für die Betriebe?
Die Temperaturen steigen, und man kann oft schon im T-Shirt draussen sitzen. Vor den Schaffhauser Restaurants und Beizen stehen Tische und Stühle bereit. Die Sommersaison hat für die Lokale begonnen.
«In der Stadt Schaffhausen gibt es siebzig Restaurants mit Aussensitzplätzen auf öffentlichem Grund», sagt Erich Stucki, Fachgruppenleiter öffentlicher Raum der Stadtpolizei. Hinzu kommen diverse Restaurants mit Aussenbereichen auf privaten Grundstücken. «Jedes Jahr erneuern wir die Bewilligungen für die Boulevardrestaurants, sofern sich nicht viel verändert hat.» Für die aktuelle Saison, die von März bis Ende Oktober dauert, gab es keine Anträge für neue Aussenbereiche. «Vom Restaurant Sittich könnte noch eine Anfrage kommen», sagt Stucki. Dort entsteht eine Filiale der Kette US-Mex.
Bewilligung innert einiger Tage
«Bei einem Antrag hat der Besitzer meist schon eine Vorstellung vom Aussenbereich», so Stucki. «Dann lassen wir ihn mal aufstellen und sehen uns dann an, wie es ausschaut.» Wenn es nichts zu bemängeln gibt, wird die benutzte Fläche ausgemessen und die Saisongebühr berechnet. Dabei spielt es ausserdem eine Rolle, wo sich die Gaststätte befindet. «Auf dem Fronwagplatz ist es am teuersten», erklärt Stucki. Die Stadtpolizei überprüft jeweils, ob die Durchfahrt noch möglich und der Aussenbereich genügend nah am entsprechenden Betrieb ist. «Die Örtlichkeit muss stimmen», nennt Stucki ein weiteres wichtiges Kriterium – das Boulevardrestaurant müsse ins Bild passen. Die Feuerpolizei kontrolliert des Weiteren, ob alle Brandschutzvorschriften eingehalten werden. «Wir können die Bewilligungen nach Bedarf und relativ schnell ausstellen», erklärt Stucki. Manchmal sei das Verfahren innerhalb einiger Tage abgewickelt. Dabei kommt es auch auf die Grösse des Aussenbereiches an. «Bei einem Strassencafé geht es schneller als bei einem grossen Restaurant», so Stucki.
Bedeutend für den Umsatz
Die Aussenbereiche sind eine wichtige Einnahmequelle für die Restaurant- und Beizenbetreiber. Dies lässt sich am Beispiel der Haberhaus Beiz zeigen. «Im Sommer sorgen die Aussensitzplätze für den Hauptumsatz», erklärt Monika Niederhauser, Mitinhaberin der Beiz. Das Haberhaus bietet Sitzplätze in der Neustadt und auf der anderen Seite des Hauses, am Haberhausstieg oberhalb der Grabenstrasse, an. So kann der Betrieb sonnige Sitzplätze über Mittag und abends in der Apérozeit bieten, genau zu den Hauptzeiten des Betriebs.
Daniel Cavegn, Mitglied der Geschäftsleitung des Gasthauses Adler, erklärt: «Restaurants, die keinen Aussenbereich bieten, haben bei schönem Wetter ein Problem.» Der Innenhof des Gasthauses, der auf privatem Grund steht, ist sehr beliebt. «Im Mai haben wir dort den ganzen Tag lang Sonne, von morgens um 10 bis 17 Uhr», erklärt Cavegn. Ein Innenhof unterscheide sich im Ambiente ausserdem von beispielsweise einem Strassencafé: «Das ist etwas ganz anderes», so Cavegn. Viele Gäste besuchen das Gasthaus für Mahlzeiten und halten sich somit länger im Betrieb auf. Durch den Innenhof hat der «Adler» im Sommer mehr Gäste. «Dann machen wir etwa 20 Prozent mehr Umsatz als sonst.» So lohne sich auch der Aufwand, den es durch das Putzen der Gartenmöbel im Frühling und durch das Abbauen im Herbst gebe.
20 zurückgelegte Kilometer am Tag
Berühmt für seinen Aussenbereich ist der «Güterhof». Dort hat es an einem schönen Frühlingstag bisweilen keinen freien Sitzplatz. «Das liegt an unserer Toplage an der Schifflände, wo auch viele Touristen ankommen», meint Geschäftsleiterin Karin Stoll. Ausserdem werden die Sitzplätze den ganzen Tag lang von der Sonne beschienen. «Dieses Jahr haben wir neue Möbel für den Aussenbereich angeschafft und etwas aufgestockt», erklärt Stoll. Wie viel Prozent des Jahresumsatzes der «Güterhof» mit dem Aussenbereich macht, ist für die Geschäftsleiterin schwer zu sagen. «Natürlich macht er einen grossen Teil aus, es ist aber auch wetterabhängig.» Sicher ist aber, dass der Erfolg auch Aufwand mit sich bringt: «Im Sommer haben wir drei bis vier Angestellte mehr als im Winter», so Stoll. Und: «Die Serviceangestellten legen im Sommer durchschnittlich 20 Kilometer pro Tag zurück», ergänzt sie. Eine Herausforderung sei es ausserdem jeweils, wenn es plötzlich zu regnen beginne und rund 200 Leute auf einen Schlag einen Platz im Inneren wollten.
Freddy Schlumpf, Inhaber von «Abaco» und «Cuba Club», hat auf die Sommersaison hin für beide Lokale einen neuen gemeinsamen Aussenbereich eingerichtet. «Wir haben vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen dafür begonnen», erzählt er. Neu stehen Tische und Bänke auf einem Holzpodest, so sei man besser vor den Autos geschützt und habe «ein erhabenes Gefühl beim Sitzen». Schlumpf beschreibt den neuen Aussenbereich: «Er ist chic und mit viel Holz, das ist jetzt trendy.» Die Sonnenstunden seien ideal: Über Mittag hat es auf der ganzen Terrasse Sonne, um 17 Uhr vor allem im Bereich des «Cuba Clubs» und am Abend wieder im «Abaco»-Bereich. «Ich habe schon viele Komplimente dafür bekommen», sagt Schlumpf.
Das Wetter war am vergangenen Wochenende perfekt für ein kühles Getränk in einem Boulevardrestaurant. Die Schaffhauser Beizen- und Restaurantbetreiber hoffen nun auf einen guten Sommer.
Aussensitzplätze: Im Sommer sind sie nicht wegzudenken
In der Stadt Schaffhausengibt es laut Stadtpolizei 70 Boulevardrestaurants auf öffentlichem Grund. Dazu gehören Strassencafés, Restaurants und Beizen.
Am Abenddürfen die Aussenbereiche bis zur Polizeistunde genutzt werden. Das heisst von Sonntag bis Donnerstag bis 23 Uhr, am Freitag und Samstag bis 24 Uhr. Gibt es Beschwerden aus der Nachbarschaft, kann die Stadtpolizei Auflagen machen, sodass die Boulevardrestaurants früher geschlossen werden müssen. Erlebt hat dies der Verantwortliche Erich Stucki allerdings noch nicht.