«Die Jugend ist zu vernünftig»
Vor einem Jahr berichteten die SN vom schwindenden Donnerstagabend-Ausgang in Schaffhausen. Sind auch heute die Gassen und Bars der Schaffhauser Altstadt immer noch leer? Wir haben nachgefragt.
«Es ist Donnerstagabend. Die letzten Geschäfte schliessen. Die ersten Strassenlaternen brennen bereits. Die Bars in der Altstadt beginnen sich allmählich zu füllen. Obwohl das Wochenende offiziell noch nicht begonnen hat, fliesst der Alkohol. Es wird getrunken und getanzt bis in die frühen Morgenstunden. So war es zumindest einmal, vor fünf, sechs Jahren vielleicht. Denn heute läuft man durch so gut wie menschenleere Gassen.»
Dies schrieben die SN im März 2016 im Bericht «Warum die Gassen der Altstadt stiller werden». Bereits damals hat sich Luciano Di Fabrizio, Geschäftsführer des Cuba Clubs zur Lage geäussert. «Fakt ist, dass der Donnerstagabend-Ausgang um 50 Prozent eingebrochen ist», sagt er gegenüber den SN. Dies sehen auch andere Schaffhauser Gastronomen so. Metin Demiral, Geschäftsführer des Orient Musikclub, meint: «Die jungen Leute von heute wollen nicht mehr in den Ausgang. Gesund leben, auf sich achtgeben steht viel mehr im Kurs als Alkohol und Party.»
Auch ein Jahr nach dem publizierten Bericht, hat sich die Lage nicht verändert. Doch die Gastronomen bleiben nicht untätig. «Man muss immer dran bleiben, nie aufhören», beharrt Patrik Gisi, Geschäftsführer der Tabaco Lounge, dazu. Es sei ein Geschäft in dem man nicht reich werde und viel das Eigeninitiative verlange.
Die Jugend ist anspruchsvoller geworden. Ein einfacher Gin Tonic reicht nicht mehr aus. Es muss ein Topprodukt sein, für das auch die Jungen bereit sind mehr zu zahlen. Diese Erfahrung machten sowohl die Tabaco Lounge als auch der Cuba Club. «Man muss am Plus der Zeit bleiben und darauf hören, was die Jungen wollen», ist das Erfolgsrezept von Luciano Di Fabrizio. Seit seinem Umbau könne er nicht klagen. Auch dies ein Hinweis darauf, dass eine «normale» Bar nicht mehr ausreicht und die Ansprüche gestiegen sind.