Tanzende Naturgewalten aus Lissabon

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Vermutlich noch ein langer Abend für die Reinigungskräfte des Stadttheaters: Nach der gut einstündigen Vorstellung waren Bühne und Darsteller mit Sand und Körnern übersät. Bild: Evelyn Kutschera

Ein Wechselspiel der Elemente zeigte das Quorum Ballet Lissabon am Donnerstag im Stadttheater. Dabei flogen Körner und Sand über die Bühne.

von Luca Miozzari

Das Quorum Ballet Lissabon war am Donnerstagabend im Stadttheater Schaffhausen mit seinem aktuellen Programm «The Elements» zu Gast. Die aus Lissabon stammende Tanzgruppe unter der Leitung von Daniel Cardoso ist in Schaffhausen keine Unbekannte. Im Jahr 2014 war die internationale Profi-truppe bereits im Stadttheater zu ­sehen gewesen – damals mit «Correr o Fado», einer Komposition, die zum Ziel hatte, der Welt die portugiesische Kultur mit ihren Klängen und Tänzen in Ballett verpackt näherzubringen.

Feuer kämpft gegen Wasser

Mit portugiesischer Kultur hat Cardosos neuste Schöpfung nicht viel zu tun, sondern mit weit grösseren Dingen, nämlich Naturgewalten, den Ursprüngen der Menschheit und der Beziehung zwischen Mann und Frau. Im Zentrum stehen, wie der Titel vermuten lässt, die vier Elemente: Wasser, Erde, Luft und Feuer. In der Eröffnung des Stücks, einer Art Genesis, stellen sie sich vor, personifiziert durch zwei Tänzer und zwei Tänzerinnen: Filipe Narciso, Pedro ­Jerónimo, Inês Godinho und Mathilde Gilhet. Je mit einem Farbstreifen an der Hose beziehungsweise am Jupe gekennzeichnet, lassen sie auf der Bühne zu verspielter Streichermusik eine Welt entstehen, die einzig und allein im Zusammenspiel der Naturgewalten besteht: Menschen werden zu Elementen und gleichzeitig Elemente zu Menschen. Es ist ein optisches und akustisches Schauspiel, das nicht zuletzt durch die verwendeten Requisiten so gut funktioniert. Fast wie eine Pantomime mutet es an, als vom Bühnenrand her eine Glaskugel auftaucht, die Tänzer sie in ihr Spiel einbinden, sie sich zuwerfen und zurollen. «Die Glaskugel sollte einen Wassertropfen darstellen», verrät Cardoso nach der Vorstellung. Getreide- und Sandkörner, die auf der Bühne hin und her flogen, eine Nebelmaschine mit Ventilator und gebündeltes rotes Licht standen für die übrigen Elemente Erde, Luft und Feuer. «Ich wollte nicht die Elemente selbst verwenden, deshalb habe ich nach Symbolen gesucht», so Cardoso. Aus diesen Symbolen ergaben sich interessante Wechselwirkungen, wie zum Beispiel der sprichwörtliche Kampf von Feuer und Wasser. Feuer vernichtet Wasser, verbrennt sich anschliessend selbst an seiner Hitze und muss vom Wasser gerettet werden – nur eine der vielen Analogien auf menschliche Beziehungen, die Cardoso in «The Elements» verpackt als Interaktionen der Naturgewalten tänzerisch darstellt.

Trotz der überaus modernen Choreografie verwendete Cardoso ausschliesslich klassische Musik, darunter Teile des «Requiems» von Mozart oder den Frühling aus den «Vier Jahreszeiten» von Vivaldi. «Die Elemente haben etwas sehr ausgeglichenes. Dieser Balance der Naturgewalten wird klassische Musik meiner Meinung nach am besten gerecht», erklärt der Lissabonner seine Musikwahl.

Das Quorum Ballet findet offensichtlich Anklang in Schaffhausen. «Es waren viel mehr Leute da als beim letzten Mal», bemerkte Cardoso erfreut nach der Vorstellung.

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