Alter Bergahorn an der Tanne gefällt

Pascal Schmidlin | 
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Um einen Baumsturz zu verhindern, musste gestern an der Tanne in der Stadt Schaffhausen ein kranker Baum in einem Innenhof gefällt werden. Diese Aufgabe hatte aber ihre Tücken.

Manch ein Passant rieb sich gestern Morgen verdutzt die Augen, als er vom Fronwagplatz via Tanne auf den Herrenacker gehen wollte – oder von dort hinunter: Ein riesiger Pneukran versperrte den Durchgang. Der Grund war eine nicht alltägliche Baumfällaktion der Stadt Schaffhausen im Hof der Liegenschaft Tanne 7. Dort thronte bis gestern ein rund 30 Meter hoher Bergahorn, der nun krankheitshalber gefällt werden musste. Da der Innenhof aber keinen direkten Zugang zur Strasse hat, mussten die abgesägten Äste und Stammteile jeweils mit einem Kran über die Altstadtdächer auf den Herrenacker gehievt werden.

Rund fünf Stunden dauerten die Arbeiten der Holzfäller, weshalb die Passanten in dieser Zeit einen Umweg nehmen mussten. «Die meisten haben die Strassensperrung mit Humor genommen, ausser diejenigen, die wohl etwas spät dran waren», sagte Jack Biedermann, der in der Tanne vor einem grossen Scherengitter stand und die Fussgänger daran hinderte, am grossen Kran vorbeizugehen. Biedermann half gestern Morgen seinem Sohn Simon Biedermann aus, dessen Firma Baumwerker AG für die Fällaktion engagiert worden war.

Keine Häuser beschädigen

«Das Fällen ist keine leichte Aufgabe zwischen all diesen Gebäuden», sagte Simon Biedermann. Zu nah stehe er an den Häusern, und jeder Ast müsse zuerst mit einem Seil am Kranhaken befestigt werden, bevor man ihn absägen könne. «Sonst könnten die umliegenden Häuser durch herunterfallende Äste beschädigt werden», erklärte er.

Und so kletterten die Holzfäller Severin Maurer und Andreas Ramsauer an Seilen gesichert und mit Steigeisen an den Füssen über den Baum und sägten diesen Stück für Stück bis auf den Stumpf hinunter ab. Auf dem Herrenacker zerkleinerten währenddessen weitere Arbeiter der Firma Baumwerker mit ihren kreischenden Motorsägen die Äste für den Abtransport. An den Schaufenstern der umliegenden Gebäude wurden deshalb extra Matten angebracht, damit allfällig herumfliegende Holzteile Scheiben nicht zerstörten. «So ein kaputtes Schaufenster kann schnell teuer werden», erklärte Biedermann junior die Vorsichtsmassnahme.

Das Rätsel des Baumes

Wie es einst überhaupt dazu gekommen sei, dass der Baum in diesem Hinterhof gewachsen sei, sei ein Rätsel, sagte Konrad Bruderhofer, Betriebsleiter der Stadtgärtnerei. «Vielleicht ist er gepflanzt worden oder zufällig gewachsen.» Ebenfalls unklar sei, woher der Baum Wasser bezogen habe. Denn unter ihm befinde sich ein Kellergewölbe. «Die Wurzeln sind aber nicht in dieses eingedrungen», so Bruderhofer.

Kein Rätsel ist hingegen der Gesundheitszustand des Baumes: «2008 hat man Verletzungen an der Rinde des Baumes festgestellt, die mit der Zeit immer gravierender geworden sind», so Bruderhofer. Dadurch sei der Wasser- und Nährstofftransport von den Wurzeln in die Baumkrone und die Äste nach und nach stärker beeinträchtigt worden. Als Messungen schliesslich gezeigt hätten, dass der Baum instabil werde, habe man sich zur Fällaktion entschlossen – obwohl der Baum seit einigen Jahren im Inventar der schützenswerten Bäume der Stadt Schaffhausen gewesen sei. «Würde der Baum hier zwischen all den Häusern umfallen, wäre das fatal», erklärt Bruderhofer den Fällentscheid. Auch habe die Gefahr bestanden, dass Äste abbrechen und auf die umliegenden Dächer fallen würden.

Das Holz des Baumes werde nun zu einem grossen Teil zu Energieholz – etwa für Holzschnitzelheizungen – verarbeitet, so Bruderhofer. Sollte das Stammholz jedoch nicht allzu morsch und verfault sein, werde man dieses zu nutzen versuchen. Und dort, wo der Baum einst gestanden habe, werde man den Belag schliessen – ein neuer Baum werde dort nicht gepflanzt.

Beitrag Radio Munot - 06. Februar 2017: 

Bilder: Evelyn Kutschera

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