«Wollen eine Badi für alle Schaffhauser»

Viel Kritik hagelte es nach dem Entscheid, die Rhybadi künftig zu verpachten. Die Stadträte Daniel Preisig (SVP) und Raphaël Rohner (FDP) sprechen im Interview über die Zukunft der Badi, die Sorgen der Stammgäste und interessierte Pächter.
Herr Preisig, Herr Rohner, hat der Schaffhauser Stadtrat keinen Respekt vor Volksentscheiden?
Daniel Preisig: Ich nehme an, Sie sprechen den Vorwurf vieler Leserbriefschreiber an, dass wir uns bei der Rhybadi über den Volkswillen hinwegsetzen würden. Wir sind froh, dass wir die Gelegenheit erhalten, diesen Vorwurf zu entkräften.
Genau. In diesen Briefen wurde oft moniert, dass das neue Pächtermodell gegen den Willen des Volkes sei, das 2012 deutlich Nein zu einer Sanierung und Aufwertung gesagt habe.
Raphaël Rohner: Als Erstes gilt es zu sagen, dass der Entscheid vom Stadtrat als Ganzes in Wahrnehmung seiner Führungsverantwortung gefällt wurde.
Preisig: Selbstverständlich respektiert der Stadtrat Volksentscheide. Schauen wir zurück auf die Abstimmung im Jahre 2012: Damals waren es zwar sicher die Rhybadi-Bewahrer, die sich am lautesten für ein Nein einsetzten. Es gab aber auch Gegner, die sich ein überzeugenderes Konzept wünschten. Es gab also eine breite, unheilige Allianz zwischen jenen, die den Status quo behalten wollten, und jenen, die sich eine überzeugendere Weiterentwicklung wünschten.
Das Konzept war damals mitschuldig am Nein?
Preisig: Eindeutig. Das damalige Konzept überzeugte einfach nicht. Formell ging es damals um einen Kredit für eine Investition in Höhe von 815 000 Franken. Deshalb kam es ja überhaupt zum Referendum. Viele störten sich daran, dass die Stadt so viel Geld für Liegestühle und Sonnenschirme hätte ausgeben sollen. Das ist ja eigentlich Sache des Pächters.
Und was ist jetzt besser?
Preisig: Heute haben wir ein Konzept, bei dem der Pächter investieren wird und nicht die Stadt.
Rohner: Und dieses Konzept «ver- hebet».
Preisig: Genau. Es ist durchdacht und hat klare Auflagen drin, welche die Anliegen derjenigen Leute respektieren, die die Rhybadi so, wie sie jetzt ist, erhalten wollen.
Man hat also aus 2012 gelernt?
Rohner: Der Stadtrat hat sehr sorgfältig im Rahmen seiner Beschlussfassung auch das Thema Volksabstimmung vom 17. Juni 2012 abgewogen. Die Punkte waren alle Gegenstand der Beratungen, und man kam zum Schluss, dass das neue Konzept kein Widerspruch gegen den damaligen Volksentscheid ist. Selbstverständlich respektieren wir Volksentscheide. Das neue Konzept ist in den wesentlichen Punkten anders. Und ich lege auch persönlich als grosser Freund der Rhybadi Wert darauf: Für Badende und Stammgäste wird es keine Einschränkungen geben. Sie sollen weiterhin frei gemäss den Auflagen in der Ausschreibung ihre Badi nutzen können. Aber es wird eine Aufwertung geben. Wir wollen eine Rhybadi für alle Schaffhauser.
War das bisher nicht der Fall?
Rohner: Es ist schon oft kritisiert worden, dass die Badi für einen Kreis von Insidern sei. Uns ist es ein Anliegen, dass das wertvolle Kulturgut, das grösste Kastenbad der Schweiz, als solches erhalten bleibt. Aber bei der Nutzung bestehen Möglichkeiten, dass ein breiteres Publikum abgeholt werden kann.
Preisig: Das Bad gehört der Stadt Schaffhausen, der Öffentlichkeit, uns allen. Es gibt auch Leute, die sagen uns, dass sie sich in der Rhybadi bisher nicht so wohlgefühlt haben. Die bisherigen Rhybadi-Gäste werden von vielen als geschlossene Gruppe wahrgenommen. Das Bad braucht nun eine Öffnung. Und mit dem vorliegenden Konzept wird uns das auch gelingen.
Verstehen Sie die Bedenken der Stammgäste?
Preisig: Der Auslöser für die jetzige Pachtausschreibung ist die Pensionierung des bisherigen Bademeisters. Es hätte also so oder so eine Veränderung gegeben. Ich habe Mühe damit, wenn man jetzt dem künftigen Pächter das Leben schwer macht und jegliche Veränderung als «unmöglich, das geht nicht in Schafhausen» darstellt. Die Rhybadi soll Badi bleiben, diese Botschaft haben wir aufgenommen und ins Ausschreibungsdossier einfliessen lassen – man muss es nur lesen. Aber die Rhybadi hat noch mehr Potenzial. Zum Beispiel für einen gemütlichen Beizenbetrieb am Abend oder einen Saunabetrieb im Winter, so, wie es an anderen Orten bestens funktioniert. Was die Zürcher und die Basler können, das können wir Schaffhauser auch. Man darf im Leben nicht immer nur die Risiken vor Augen haben, sondern sollte auch die Chancen sehen.
Im Konzept steht auch, dass es deutlich mehr Anlässe geben soll.
Preisig: Vertraglich sind diese auf maximal zehn Anlässe pro Jahr limitiert – und jeder Anlass muss vom Stadtrat separat bewilligt werden. Und bei den Bewilligungen werden wir auch darauf schauen, dass die dadurch zu erwartenden Einschränkungen für die Nachbarn und den Badebetrieb tragbar sind. Der Pächter ist ja auf die Kundschaft angewiesen und tut gut daran, auch die Stammgäste zu pflegen. Da gibt es überhaupt keinen Zielkonflikt.
Rohner: Bei der Grösse des Bades sind Anlässe und Badebetrieb miteinander vereinbar.
Wie meinen Sie das?
Preisig: Schauen wir das Rhybad Breite in Basel oder das Seebad Enge in Zürich an, das sind Minibadis im Vergleich zu Schaffhausen. Und dort kommen Badi-, Bar- und Saunabetrieb gut aneinander vorbei. Unsere Rhybadi ist mit einer Länge von 185 Metern das grösste Kastenbad der Schweiz. Deshalb sind wir der Auffassung, dass es möglich sein sollte, die Nutzungen verträglich aneinander vorbeizubringen. Und hinzu kommt, dass einige Nutzungen ausserhalb der Badezeit oder gar der -saison liegen. Eine Sauna im Winter stört in der Rhybadi niemanden.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft in der Rhybadi?
Preisig: Es ist klar, dass es in erster Linie immer noch eine Badi sein wird.
Rohner: Und ein Ort, wo sich die Gäste wohlfühlen und zufrieden sind.
Preisig: Es soll ein schöner Treffpunkt im Sommer werden, wo man nah am Rhein etwas essen und trinken kann – mit Ausblick auf den Munot. Im gastronomischen Bereich kann man sicher noch mehr machen als bisher. Zudem soll die Stimmung in der Badi ungezwungen sein. Und eine kleine Sauna im Winter nach dem Vorbild von Basel wäre schön. Also: Die Rhybadi hat Potenzial.
Um damit die Saunalandschaft der KSS zu konkurrieren?
Preisig: Das sind zwei völlig unterschiedliche Konzepte. In der Rhybadi denken wir an eine kleine, rustikale Sauna, bei der im Zentrum steht, dass man sich im Rhein abkühlen kann. Saunaleute lieben das. Zudem wäre sie nahe an der Altstadt und böte eine super Aussicht. Die Rhybadi-Sauna wird wegen der anderen Ausrichtung und der bescheidenen Grösse keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu den bestehenden Betrieben sein.
Rohner: Eine Sauna gerade hier könnte auch ältere Generationen ansprechen. Sie wäre eine Alternative zu den grossen Wellnessbetrieben – viel naturbezogener.
Sind schon Bewerbungen bei der Stadt für die Rhybadi eingegangen?
Preisig: Die Konzepte müssen bis zum 9. Dezember bei der Stadt eingereicht werden. Es gibt viele Interessenten. Wir haben auch schon Führungen gemacht und dabei Rückmeldungen erhalten, dass das Pächtermodell durchaus attraktiv ist. Aktuell haben wir mehrere konkrete Ankündigungen für Bewerbungen. Wir sind also zuversichtlich, dass es gelingen wird, einen geeigneten Pächter zu finden.
Sind diese Interessenten mehrheitlich aus der Region?
Preisig: Es hat beides, solche von hier, aber auch Auswärtige.
Erhält dieser Pächter gleich einen unbefristeten Vertrag?
Rohner: Nein, während der ersten zwei Jahre möchten wir schauen, wie sich das Konzept bewährt und ob die vertraglichen Bedingungen sich für beide Vertragspartner bewähren. Die Pachtdauer ist deshalb in der Anfangsphase auf zwei Jahre festgelegt.
Also alles nach dem Motto «Nichts überstürzen»?
Preisig: Genau, der Pächter wird die Sache ja sicher auch langsam angehen und nicht alles auf den Kopf stellen wollen.
Rohner: Das ist wie bei einem Wechsel in der Gastronomie: Es wäre unklug, wenn man alles umstellen und so die Stammkundschaft vergraulen würde. Ich werde übrigens oft auf der Strasse angesprochen von Leuten, die sich auf das neue Modell freuen. Viele sind nun gespannt, wie es weitergehen wird.
Rhybadi: Abstimmung und Pächtermodell
- Volksabstimmung: Am 17. Juni 2012 stimmte die Stadtbevölkerung über einen Investitionskredit in Höhe von 815 000 Franken ab. Dieser wurde mit 73,4 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.
- Pächtermodell: Am 20. September informierte die Stadt, dass nach der Pensionierung des langjährigen Bademeisters Bert Schneider Ende September 2016 die Rhybadi künftig verpachtet werden soll.