Aus heiterem Himmel geht es zum Sonnenzimmer

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Eine Ausstellung, die durch zwei kontrastierende Welten führt, aber zum Dialog auffordert: die Installationskünstlerin Daniela Keiser (Mitte) im Gespräch mit dem Künstlerpaar Nadine Nakanishi und Nick Butcher. Bild Luisa Kehl

Zwei Welten künstlerischen Ausdrucks begegnen sich in einer spannenden Vebikus-Doppelausstellung.

VON MARTIN EDLIN

Die Suche nach Verbindendem, das der am Freitag eröffneten Doppelausstellung in der Kunsthalle des Vereins Bildender Künstler Schaffhausen (Vebikus) einen Titel geben könnte, ist lange vergeblich. Doch dann fällt der Blick auf die Lichtdruck-Installation, die Nadine Nakanishi und Nick Butcher zusammen mit dem Schweizer Grafikdesigner und Musiker Ronny Hunger im Foyer aufbauen. Der Titel: «The Ideal Location is Nowhere». Tatsächlich: Gemeinsam ist einfach «der ideale Ort aus Jetzt und Hier», um sich auf das Gezeigte einzulassen.

Natürlich gibt es noch die biografischen Verknüpfungen der Künstlerinnen: Daniela Kaiser, die mit ihrer In­stallation «Aus heiterem Himmel» aus ungezählten Gläsern, ausgestreuten Produktemustern, Zuckerstücken, Pillen und mit den Chromstahlrohren, aus denen Licht strömt, einen Raum der Kontemplation schafft, ist in Neuhausen geboren (und lebt heute in Zürich). Nadine Nakanishi hat ebenso Schaffhauser Wurzeln: Sie verbrachte hier ihre Kindheit, bildete sich an der Zürcher Hochschule der Künste zur Typografin aus und tat sich dann mit dem Amerikaner Nick Butcher zur Künstlergemeinschaft «Sonnenzimmer» zusammen (beide leben in Chicago).

Experimentierfreude greifbar

Doch die Welten der Ausstellenden haben wenig miteinander zu tun. «Sonnenzimmer» ist dem Prozesshaften verpflichtet, dem Weg (zurück) von der Abstraktion zum bruchstückhaften Gegenständlichen, der Entfaltung und Rückfaltung im wortwörtlichen Sinn (die Zeichnung eines Gesichts wird zusammengefaltet zum Knäuel-Objekt, Teil einer Skulptur … oder umgekehrt) oder den Materialien (Textilien) und den Produktionstechniken, vorab dem Siebdruck auf Leinwand in Kombination mit Malerei. Auch eine witzige Klanginstallation als Bodenskulptur fügt sich da ein: ein Versuch, Zweidimensionales ins Dreidimensionale zu übersetzen. «Die Experimentierfreude und die spielerische Improvisation mit Formen und Farben, das Ausdiskutieren und Verhandeln miteinander sind die wesentliche Grundlage aller Arbeiten des ‹Sonnenzimmers›» stellte Kuratorin Leo Bettina Roost in ihrer Einführung fest.

Ganz anders Daniela Keisers Rauminstallation, bei der man sich trotz des Titels «Aus heiterem Himmel» als Betrachter eines Sternenhimmels fühlt: ein Meer aus Leuchtendem, das wie zufällig verstreut doch feste (Stern-)Bilder entstehen lässt.

«Struktur als inneres Ordnungsprinzip» und «Struktur, die Rationalität und Emotionalität zugleich anspricht», formulierte es der Architekt Niklaus Graber an der Vernissage. «Spekulationen» über dieses ganz die Räumlichkeit füllende, aber auch verwandelnde Kunstwerk. Oder in den Worten, die einmal Madeleine Schupp­li, Direktorin des Aargauer Kunsthauses, für eine ähnliche Installation Keisers gefunden hatte: «Verdichtete Stimmung, poetische Auslage, transzendente Materialität».

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