Unmut über Badi-Entscheid

Tobias Bolli | 
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Die alte Badi dürfte nach dem Entscheid des Einwohnerrats noch einige Jahre bestehen bleiben. Bild: Tobias Bolli

Der knappe Entscheid des Einwohnerrats, neue Badi-Varianten ausarbeiten zu lassen, wird von einigen Thaynger Einwohnerräten scharf kritisiert. Man laufe deswegen Gefahr, über Jahre gar keine Badi zu haben.

Die Thaynger Stimmbevölkerung muss sich weiterhin in Geduld üben. Am vergangenen Donnerstag lehnte es der Einwohnerrat ab, zwei Varianten für eine Erneuerung der sanierungsbedürftigen Badi Büte vors Volk zu bringen. Die SVP/EDU-Fraktion reichte einen Rückweisungsantrag ein, der die Ausarbeitung von zwei neuen Varianten fordert. Diese sollen unter keinen Umständen mehr als 9,9 Millionen Franken kosten. Da bei Vorprojekten mit einer Kostenungenauigkeit von plus oder minus 15 Prozent gerechnet wird, ist der Baukredit de facto auf etwa 8,6 Millionen Franken beschränkt.

Der Rückweisungsantrag kam mit einer knappen Mehrheit von acht gegen sieben Stimmen zustande, nachdem sich die SP überraschenderweise hinter den Antrag der SVP gestellt hatte. Man wolle eine gute Badi, aber sich gleichzeitig finanziell nicht übernehmen, argumentierte die SVP. Thayngen müsse imstande sein, künftig noch andere grosse Bauprojekte zu realisieren. Karin Germann (SVP) wies auch auf die laufenden Kosten hin, welche es bei einer Renovation der Badi zu beachten gelte.

«Wir hätten zu wenig Badi für zu viel Geld bekommen.»

Marco Passafaro, Einwohnerrat SP

Die übrigen Parteien – namentlich die Grünen, FDP, EVP und GLP – zeigen sich ausgesprochen enttäuscht über die verschobene Abstimmung. In einer Stellungnahme kritisieren sie, dass sich die Sanierung der Badi nun «auf unbestimmte Zeit» verzögern werde. Zwar hatte die SVP in ihrem Rückweisungsantrag gefordert, die Badi wie ursprünglich geplant bis 2024 fertigzustellen. Laut Aussagen von Baureferent Christoph Meister kann dieser Fahrplan nun aber nicht mehr eingehalten werden. «Wir werden die Badi-Kommission wohl neu besetzen müssen», sagt er. Die Kritiker der abgelehnten Varianten müssten darin Einsitz nehmen, ansonsten habe man keine Gewähr, dass die neuen Varianten mehrheitsfähig werden.

Die Rückweisung der beiden vorgeschlagenen Varianten wird von den anderen Einwohnerräten als arrogant empfunden. So sei die Entscheidung der unheiligen Allianz von SVP und SP «schlichtweg überheblich – einerseits gegenüber der Badi-Kommission, andererseits aber vor allem auch gegenüber den eigenen Wählern, welche sich nun weiterhin nicht äussern dürfen», schreiben Exponenten der Grünen, FDP, EVP und GLP. Es ist jedoch anzumerken, dass Doris Brügel (Grüne) mit der Arbeit der Badi-Kommission offenbar selbst nicht ganz zufrieden war. An der Einwohnerratssitzung regte sie, ohne freilich gleich einen Rückweisungsantrag zu lancieren, bedeutende Änderungen an der weniger kostspieligen Variante an.

Schwierige Ausgangslage

Die Kommissionsarbeit werde angesichts des Kostendachs schwierig, meint Baureferent Meister. Die Erwartung der SP, mindestens eine Variante mit einem 50 Meter langen Becken auszuarbeiten, sei unter Einhaltung eines Baukredits von 8,6 Millionen Franken kaum in befriedigender Weise zu erfüllen. Konkret habe die Verlängerung des Beckens Mehrkosten von etwa einer Million Franken zur Folge – eine Summe, die nur mit Biegen und Brechen an anderen Orten eingespart werden könne. Marco Passafaro (SP) stellt derweil klar, dass die SP in Bezug auf die Kostenobergrenze flexibler sei als die SVP. «Wenn es neun Millionen werden, dann werden es neun Millionen», sagt Passafaro. Wichtig sei auf jeden Fall, mindestens noch eine Zweitofferte einzuholen. «Unser Eindruck ist, dass wir die Badi günstiger bauen könnten, als uns von der Firma Beck vorgerechnet wurde.» Mit den abgelehnten Varianten hätte man «zu wenig Badi für zu viel Geld» bekommen, ist Passa­faro überzeugt.

Die Grünen, FDP, EVP und GLP befürchten nach der Rückweisung schmerzliche Konsequenzen. Man laufe aufgrund der Verzögerung Gefahr, während einigen Jahren ganz ohne Badi auskommen zu müssen, schreiben sie in einer Stellungnahme. «Ich bin enttäuscht, dass ausgerechnet die Volkspartei das Volk nicht entscheiden lassen wollte», sagt Hannes Wipf (GLP). Zwar sei es legitim, die Kostenfrage zu stellen, vor allem wenn man die Badi nicht als absolute Notwendigkeit betrachte. Er befürchte aber, dass nun zwei abgespeckte Varianten ausgearbeitet werden und diese dann erneut vom Einwohnerrat abgelehnt werden. «Zumal wir bis dann weiterhin nicht wissen, was die Bevölkerung wirklich will», so Wipf.

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