Deutsche Bahn sorgt für verärgerte Passagiere

Luc Müller | 
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Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz sorgt die Bahn ab und an für Ärger. Bild: Selwyn Hoffmann

Zugausfälle und Verspätungen haben sich auf der Regionalstrecke Schaffhausen–Singen in den vergangenen drei Monaten gehäuft – nun hat der Thaynger Gemeinderat bei der zuständigen Deutschen Bahn per Brief reklamiert.

Der Gemeindepräsident von Thayngen hat genug. «Was die Deutsche Bahn bietet, ist eine Katastrophe. Das ist eines Anbieters des öffentlichen Verkehrs nicht würdig», wettert Phi­lipp Brühlmann. Grund für seinen Ärger: Der Betrieb der Deutschen Bahn zwischen Thayngen und Schaffhausen ist schlecht. «Zugausfälle und Verspätungen haben zugenommen», konkretisiert Brühlmann seinen Ärger. Gestern hat der Gemeinderat von Thayngen der Deutschen Bahn Regio AG einen Beschwerdebrief geschrieben. «Wir haben darin klare Worte gefunden. Die Situation ist schlichtweg inakzeptabel», berichtet Brühlmann gestern auf Anfrage. Der Gemeinderat habe den Regierungsrat über die Beschwerde in Kenntnis gesetzt.

Am vergangenen Samstag sei das Fass zum Überlaufen gekommen: Wegen einer Grippewelle lagen viele Lokführer der Deutschen Bahn flach: Die Regionalbahn zwischen Schaffhausen und Thayngen wurde aus Mangel an einsatzfähigen Lokführern eingestellt. Stattdessen waren Ersatzbusse zwischen Thayngen und Schaffhausen im Einsatz, «wobei dieser Service nicht richtig funktioniert hat. Er war unvollständig und somit ungenügend», wie Brühlmann gestern betont.

Seit Dezember DB zuständig

Seit Dezember 2017 wird die Regionalstrecke zwischen Schaffhausen und Singen alleine von der Deutschen Bahn Regio betrieben – vorher war jeder zweite Zug von der Schweizer Regionalbahn Turbo (gehört zur SBB) im Einsatz. Aktuell fahren die SBB nur einmal pro Stunde mit der S-Bahn-Linie 24 von Thayngen weiter in Richtung Zürich-Flughafen.

«Die Gemeinde Thayngen investiert viel Geld in die Bahninfrastruktur», betont der Thaynger Gemeindepräsident. Zudem habe die Gemeinde für die Gleiserweiterung vor rund zwei Jahren, als der umgebaute Bahnhof eröffnet wurde, Land kostenlos abgegeben. Die DB Regio AG sowie die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg hätten eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Schaffhausen. Und die Gemeinde wiederum zahle dem Kanton an den ­Betrieb des öffentlichen Verkehrs.

Regierungsrat im Gespräch

Die Forderungen des Gemeinderates von Thayngen, die im Brief zu lesen sind: «Bei Personenausfällen wird erwartet, dass – wie bei anderen Betrieben üblich – entsprechend Ersatz aufgeboten wird und nicht einfach Zugausfälle kommuniziert werden respektive zumindest zeitnah ein gleichwertiger Bahnersatz zur Verfügung gestellt wird.» Ein Zustand wie am vergangenen Wochenende werde nicht mehr hingenommen. Der Gemeinderat verlangt, dass die Leistungsvereinbarung eingehalten wird und der Bahnbetrieb auf der Linie Singen–Schaffhausen zufriedenstellend funktioniert. «Ansonsten steigen die Leute wieder vermehrt aufs Auto um, das kann nicht das Ziel sein», so Brühlmann gegenüber den SN.

Der zuständige Schaffhauser Regierungsrat, Martin Kessler, erklärt gestern auf Anfrage, dass er mit den zuständigen Behörden in Deutschland in Kontakt stehe. Das auch wegen der Beantwortung einer Anfrage aus dem Parlament zum Problem der DB Regio AG in der Region Thayngen. «Wir haben aber bisher von uns aus nicht bei der Deutschen Bahn reklamiert», so Kessler.

Anfrage von Kantonsrat

An der Kantonsratssitzung vom Montag hat der Thaynger Kantonsrat Richard Bührer (SP) die angesprochene Kleine Anfrage beim Regierungsrat eingereicht. «Die Befürchtungen in Thayngen über schlechtere Qualität und vermehrte Zugverspätungen haben sich in den letzten drei Monaten leider bestätigt», so Bührer. Zudem gebe es am Bahnhof keine Fahrgastinformationen, und öfter käme es vor, dass der einzige Billettautomat nicht funktioniere.

Der SP-Politiker will nun vom Regierungsrat unter anderem wissen, was er mache, damit die DB Regio AG den Vertrag mit dem Kanton Schaffhausen einhalte.

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