Nach 150 Konzerten ist Schluss

Jean-Claude Goldschmid | 
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«In erster Linie bin ich immer noch Pfarrer», sagt Hans Dürr – und hängt seine «Karriere» als Konzertveranstalter an den Nagel.Bild Selwyn Hoffmann

Der Lohnemer Pfarrer Hans Dürr gibt seine Tätigkeit als Veranstalter von Musikevents mit internationalen Gästen in der Kirche Lohn auf. «19 Jahre sind genug», findet der umtriebige Kirchenmann.

Der Auftritt der norwegischen Sängerin Maria Solheim am Mittwochabend in der Kirche Lohn markierte das Ende einer jahrzehntelangen Konzertserie. Nach rund 19 Jahren und fast 150 Konzerten mit Künstlern aus aller Welt beendet der Lohnemer Pfarrer Hans Dürr seine beliebte Konzertserie.

«Ich wollte zum Abschluss noch einmal ein richtig gutes Konzert bieten», sagt Dürr, der sich als «grosser Fan» von Solheim bezeichnet. Die Zäsur bedeute allerdings nicht, dass es keine Konzerte mehr in der Kirche Lohn geben werde. Kleinere Konzerte, etwa mit regionalen Chören wie demnächst mit der Schaffhauser Singgruppe St. Peter, wolle er weiterhin veranstalten, so Dürr. Schluss sein solle lediglich mit regelmässigen Konzerten ausländischer Künstler. «Diese Konzerte waren mit einem beträcht­lichen finanziellen Aufwand verbunden», sagt der Pfarrer. «Dazu braucht es grösseres Publikum, und das funktionierte in Lohn nicht immer.»

Viel Arbeit, ansehnliche Kosten

Aus dem Oberen Reiat allein seien insgesamt zu wenig Leute gekommen, um den Kirchensaal jedes Mal zu füllen – er sei auf Publikum aus Schaffhausen oder Thayngen angewiesen gewesen, und diese habe er namentlich mit Gastspielen eher unbekannterer Musiker nicht immer in seine Kirche locken können. «Für so ein Konzert muss man doch mit relativ grosser Kelle anrühren», sagt Dürr. «Es geht um Gagen, um die Unterbringung – es ist eine Riesenarbeit!» Und auch für einen grösseren Promotionsaufwand hätten ihm schlicht die Mittel gefehlt. «Ich bin ja nicht Konzertveranstalter, sondern in erster Linie immer noch Pfarrer», hält Dürr fest.

Auch habe er die Konzerte stets mit freiem Eintritt und Kollekte organisiert, den Künstlern gleichzeitig aber eine anständige Gage bezahlen wollen. Da habe er öfter aus dem eigenen Portemonnaie etwas beisteuern müssen. Manchmal sei auch ein kleinerer Beitrag der Kirchgemeinde gekommen. Übernachtet hätten die Künstler in der Regel im Pfarrhaus oder bei Freunden – grössere Bands auch mal in einem Hotel, was allerdings auch wieder einen Kostenfaktor dargestellt habe.

«Es war eine tolle Zeit»

Frustriert sei er aber überhaupt nicht. «Es war eine tolle Zeit», bilanziert der Wahl-Lohnemer, «aber nun möchte ich aufhören.» Höhepunkte habe es in den 19 Jahren viele gegeben. Der wohl bekannteste Künstler, der bei ihm in Lohn aufgetreten sei, sei der amerikanische Sänger Barry McGuire, der durch seinen Hit «Eve Of Destruction» zum Weltstar geworden sei. Ein weiteres Highlight sei Phil Keaggy gewesen, gemäss Dürr «einer der weltbesten Gitarristen». An die Künstler herangekommen sei er vor allem durch persönliche Beziehungen, die sich oft über Jahrzehnte entwickelt hätten.

Eines ist jedenfalls klar: Es ging Dürr in erster Linie darum, Konzerte zu veranstalten, und nicht darum, Leute in die Kirche zu bringen, die sonst vielleicht nicht kommen würden. «Vielleicht nahm ich dem einen oder anderen die Schwellenangst vor der Kirche», so der Pfarrer, «aber ich verfolgte mit diesen Musikabenden nie missionarische Ziele.» Viele Künstler hätten in ihren Liedtexten eine christ­liche Botschaft vermittelt – andere hingegen überhaupt nicht. Es sei ihm – neben der Freude an der Musik – vor allem darum gegangen, die Kirche als Begegnungsraum zu nutzen.

Maria Solheim: Ein Gottesengel aus dem Norden

Gegen 180 Zuhörer, meist jugendlichen Alters, wohnten am Mittwochabend dem Konzert der norwegischen Sängerin, Songwriterin und Gitarristin Maria Solheim in der Kirche Lohn bei. Ob des Besuchs zeigte sich der in wenigen Jahren in Pension gehende evangelische Pfarrer Hans Dürr «happy». Denn bereits zum dritten Mal machte die ihm inzwischen freundschaftlich verbundene Künstlerin mit einem Konzert in Lohn ihre Aufwartung. Mit dabei war am Mittwochabend ihr musikalischer Partner Christer Slaaen, der mit E-Gitarren, Mandoline und E-Musik der 34-jährigen Folk-und Popsängerin verblüffende Tonteppiche lieferte. Zudem offerierte er oft auch seine angenehme Stimme für wohlklingende Duette und Solopartien.

Maria Solheim, die ihre Songtexte selbst schreibt, lullte die Zuhörer mit ihrer Stimme und Gitarrentönen gegen 90 Minuten lang förmlich ein. Dazwischen gab sie tiefsinnige, aber auch witzige Kommentare in Englisch zu ihren Songs ab. Als überzeugte Christin sang sie mit ihrer zarten, zerbrechlichen Stimme von Gottvertrauen, Hoffnung und Zuversicht, aber auch von Natur und Liebe mit fast spiritueller Kraft. Als wäre sie ein Serafim, ein Engel Gottes. Aber sie konnte auch anders, wenn es in Richtung Pop und Rock ging. Der lang anhaltende Applaus mit Standing Ovations bewies, dass sie und ihr musikalischer Partner den Puls der Zuhörer getroffen hatten. (A.S)

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