Pflügen um den Titel Schweizer Meister

Die besten Pflüger des Landes kämpften am Sonntag beim Waldhof bei Neunkirch um den Titel des Schweizer Meisters.
VON THEO KÜBLER
Kurz vor elf Uhr ertönten die Motoren der Traktoren. Es galt, eine «Spaltfurche» zu ziehen. 13 Traktorfahrer legten los. Als Hilfe für eine präzise Fahrt dienten drei Markierungsstäbe. Diese dürfen nur von einer Hilfsperson gesteckt werden, die sich zudem vor dem Traktor aufhält. Schon nach der ersten Furche tauchen beidseits des 90 Meter langen Feldes Dreiergruppen von Experten auf. Kritisch rümpfen sie die Nase, wenn die Furche nicht sauber ausgeräumt ist. Sie halten ihr Notenblatt vors Auge und sprechen bei einer kaum sicht- baren Krümmung der Furche von einer Banane. Ist die Furche nicht voll- kommen durchgeschnitten oder der Furchendamm gar ungleichmässig, rutscht der Pflüger bös in die niederen Bewertungszahlen, die von 1 bis 10 vergeben werden. Es folgt eine «Markierungsfurche», nach der der zu pflügende Keil ausgemessen wird. Für diese beiden Furchen hat der Wettbewerbsteilnehmer 30 Minuten Zeit, letztere wird nicht bewertet.
Unter den Augen des Weltmeisters
Während die Teilnehmer um den Titel kämpften, wurde bei Stamm’s Waldhof fast schon um die Wette gegrillt. Das schöne Wetter lockte viele Zuschauer auf den Platz, die von Spokeswoman Rita Stadelmann mit interessanten Informationen versorgt wurden. Es sei dies die 37. Schweizer Meisterschaft im Wettpflügen, hörte man sie sagen. Auch dass Peter Ulrich aus Neerach im Kanton Zürich mit der Startnummer 1 in Österreich schon Europameister wurde. Auf Feld 4 zog Beat Sprenger aus der Basler Landschaft seine Furchen. Er ist ungeschlagener Schweizer Meister seit 2009. Auch Willi Zollinger aus dem Kanton Zürich, der diesmal unter den Zuschauern weilte, hat eine prächtige Pflügerkarriere hinter sich. Er hat bei sich zu Hause fünf Siegerpokale stehen und wurde bei der letzten WM in Kenia Weltmeister. Dort wird auch im Dezember 2017 wieder der Weltmeister im Pflügen gesucht. «Da nimmt man nicht den Traktor mit, aber den Pflug. Die nötige Hydraulik und die Traktorräder, denn das sind die entscheidenden Dinge», weiss Willi Zollinger. 160 Minuten stehen zur Verfügung für den «Rückschlag», die «Anschlussfurche» das Pflügen des Keils und für die letzten zehn Fahrten. Während all dieser Fahrten sind die erlaubten Fahrmanöver genau vorgeschrieben, GPS ist nicht erlaubt.
Christian Rubin aus Rafz sprang vom Traktor. Er schraubte am Teller, der ihm den Furchenkamm besser festigt. «Das ist bei diesem Boden etwas problematisch», meinte er und setzte sich wieder ans Steuer. Andere schienen mit denselben Problemen zu kämpfen. Sie sollten schnurgerade fahren und gleichzeitig ihre Furche im Auge behalten. Die Experten fanden den Boden etwas schwer. «Dennoch, die Bedingungen sind nahezu ideal und für alle die gleichen», fand eine Dreiergruppe einstimmig.
Dem Schweizer Meister winken nicht nur Ehre und ein Pokal, die ersten beiden können an die WM nach Kenia fahren. Das sind in diesem Jahr Marco Angst aus Wil im Kanton Zürich und Toni Stadelmann aus Roggenburg, Kanton Baselland. Den dritten Platz erkämpfte sich Peter Ulrich aus Neerach, Kanton Zürich. Michael Stamm aus Neunkirch kam auf Rang acht. Am Sonntagabend konnten sich auch die Bauern Erich Stamm und Werner Müller freuen. Sie haben nicht ein gemähtes Wiesli, aber einen gepflügten Acker – gepflügt bis in den letzten Winkel.