Mehr Dividende: Aktien des Neuhauser Medizinalgüter-Herstellers IVF Hartmann steigen erstmals wieder
Der Pflaster- und Medizinalgüter-Hersteller IVF Hartmann aus Neuhausen hat sich im Geschäftsjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr verbessert. Davon profitieren auch die Aktionäre.
Steil nach oben: So verlief der Aktienkurs der Neuhauser Firma IVF Hartmann am Dienstag. Der Grund: Das Medizinalunternehmen mit Sitz unweit des Rheinfalls hat am Morgen seine Jahresergebnisse 2023 verkündet. Es wurde zwar erwartet, dass das Unternehmen besser abschneiden würde als ursprünglich angekündigt. Doch der Aktienmarkt nahm die Zahlen am Dienstag überraschend positiv auf. Der Aktienkurs stieg um knapp 20 Prozent. Das hat hauptsächlich zwei Gründe. Der erste Fakt ist augenfällig: Die IVF Hartmann konnte ihren Gewinn deutlich steigern, um 3,9 Millionen Franken auf 15,1 Millionen Franken. Auch die betriebswirtschaftlich wichtige Kennzahl des Betriebsergebnisses vor Zinsen und Steuern – das sogenannte EBIT – steigerte die IVF um 24,6 Prozent auf 16,8 Millionen Franken. Das Unternehmen arbeitete auch effizienter.
Einen leichten Rückgang verzeichnete das Unternehmen derweil beim Umsatz. Die Geschäftsführung in Neuhausen begründet diesen Rückgang mit «zahlreichen Sondereffekten». So sei der Markt für Desinfektionsprodukte gegenüber dem Vorjahr signifikant zurückgegangen. Auch der Preiszerfall bei Untersuchungshandschuhen habe negative Auswirkungen auf die Umsatzerlöse gehabt.
Ein wichtiger Grund ist aber auf einen Entscheid der IVF selbst zurückzuführen. Denn der Umsatz reduzierte sich auch, weil ein Teil der Wundproduktion an einen neuen Produktionsstandort im Ausland verlagert wurde. Rund 30 Stellen wurden deshalb in Neuhausen abgebaut.
Claus Martini, CEO von IVF Hartmann, verteidigt den Entscheid, die Produktion aus Neuhausen auszulagern, dennoch: «Das Betriebsergebnis vor Steuern ist im Wundsegment quasi konstant geblieben, was bedeutet, dass die Profitabilität gesteigert werden konnte.» Noch nicht wie gewünscht den Umsatzrückgang beim Wundsegment aufgefangen hat der neue Geschäftsbereich der Taktischen Einsatzmedizin, wo es etwa um Verbandsmaterial für Streitkräfte geht. Wie profitabel die im Januar 2023 für rund 1 Million Franken gekaufte Zentral-Apotheke in Neuhausen genau war, geht nicht aus den Zahlen hervor.
Sonderdividende nach Ärger?
Der zweite Grund für den Höhenflug des Aktienkurses ist die Entschädigung der Aktionärinnen und Aktionäre. Die Dividende wird um ein Vielfaches erhöht. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine Dividende von 8.20 Franken vor. Sie setzt sich zusammen aus der ordentlichen Dividende von 3.20 Franken und einer Sonderdividende von 5 Franken.
Insgesamt fliessen so knapp 20 Millionen Franken an die Aktionäre. Damit kommt der Verwaltungsrat einer Forderung von Kleinaktionären entgegen, die letztes Jahr eine höhere Dividende gefordert hatten. Claus Martini verneint diesen Zusammenhang auf Nachfrage. Die IVF sitzt aber noch immer auf einem fetten Eigenkapitalpolster, was von einigen Aktionären nach wie vor kritisiert werden dürfte.
Ebenso wie ein Darlehen, das die IVF Hartmann ihrer Hauptaktionärin, der deutschen Hartmann Gruppe, zu relativ günstigen Konditionen zur Verfügung stellt. Dieses besteht weiterhin, wurde aber von 45 Millionen auf 23,5 Millionen Franken reduziert. Martini dazu: «Die IVF Hartmann verfolgt eine sehr vorsichtige Anlagepolitik.» Klar ist: Wenn die IVF ihr Eigenkapital weiter reduzieren würde, indem sie es an ihre Aktionäre zurückgibt, würde der Aktienkurs und damit die Bewertung des Unternehmens weiter steigen. Für Anleger, die in den letzten fünf Jahren in das Neuhauser Unternehmen investiert haben, ist es ein schwacher Trost. Die Aktie war einst 160 Franken wert. Zu Börsenschluss waren es 125 Franken.
Nach starkem Geschäftsjahr: Nun will Neuhauser IVF Hartmann die Nummer zwei auf der Welt werden
