Lädelisterben in der Altstadt: Ein «City Manager» solls richten
Die Stadt Schaffhausen und das Gewerbe wollen eine Stelle für die Innenstadtentwicklung schaffen, wie es sie in anderen Städten schon gibt. Ein City Manager soll die Altstadt als Einkaufsstadt attraktiver machen. Eine Vorlage ans Parlament folgt in Kürze.
von Mark Liebenberg und Kay Fehr
Die Dame heisst Romana Wallner, sie ist 39 Jahre alt und zuständig für die Entwicklung der Innenstadt. Sie lanciert Marketing-Kooperationen, kümmert sich um leere Ladenlokale und vernetzt Hausbesitzer und Unternehmerinnen, sei es im Detailhandel, in der Gastronomie, Dienstleistungen und Pop-up-Angeboten.
Wallner ist eigentlich das Pendant zu einem Center-Manager in einer Mall. Viel Vernetzung und Ideenimpulse sind gefragt, und dies mit einem 40-Prozent-Pensum. Wichtig sei, so lässt sich Wallner in lokalen Medien zitieren, ein gelungener Mix zwischen Tages- und Abendbelebung, zwischen Detailhandel und Gastronomie sowie neuen Akteuren.
Doch die Stadt ist nicht Schaffhausen, Romana Wallner macht ihren Job in Aarau. Erst wenige mittelgrosse Städte in der Schweiz kennen das Konzept, mit welchen dem Lädelisterben, dem Einkaufstourismus ennet der Grenze und dem Onlinehandel etwas entgegengesetzt werden kann: Basel, Rheinfelden und eben Aarau. In Luzern entscheidet nächste Woche das Stadtparlament über die Schaffung einer solchen Stelle.
Und auch in Schaffhausen tut sich Ähnliches. Erstmals aufgetaucht war die Idee einer Koordinationsstelle für die Innenstadtentwicklung in einem Strategiepapier aus dem Jahre 2015. Im Januar 2020 war erstmals die Rede von einem City Manager. Dann kam Corona.
Neukomm: «Nägel mit Köpfen»
Die Stadt gibt sich noch bedeckt. Wie Stadtpräsident Peter Neukomm (SP) an der Jahresversammlung von Pro City am Montagabend bestätigte, sei eine Projektgruppe zu konkreten Ergebnissen gelangt. «Wir werden in Kürze Nägel mit Köpfen machen.» Inhaltliches könne er noch nicht verraten, erst kurz vor oder nach den Sommerferien sollen die Pläne kommuniziert werden. «Es geht um die Frage, welche Ressourcen es künftig braucht, um die nötigen Massnahmen umzusetzen», so Neukomm. «Die Innenstadtentwicklung krankte bisher daran, dass es mit dessen Umsetzung harzte.» Er glaube jedoch, dass dieses Jahr ein grosser Schritt gemacht werde.
Gesprächiger zeigte sich der am Montag wiedergewählte Pro-City-Präsident Ernst Gründler am Schaffhauser Fernsehen. Angesprochen auf einen City Manager, sagte er: «Ja, das ist die Absicht des Stadtrates. Die Ausgestaltung und das Pflichtenheft dieses Stadtentwicklers ist noch offen. Es muss jetzt zuerst ins Parlament.» Die Stelle solle als eine Art Drehscheibe zwischen Schaffhauserland Tourismus und der Wirtschaftsförderung sowie den innerstädtischen Playern wie Gewerbeverband und Pro City funktionieren. Die Stadt habe aber erkannt, dass jetzt was gehen müsse, so Gründler. Im Budget der Stadt fürs Jahr 2023 sei die Stelle eingestellt. «Wenn das Parlament zustimmt, gehe ich davon aus, dass mit der Stelle bereits nächstes Jahr ein Anlauf genommen werden könnte.»
Während der Ball in Sachen City Manager nun also beim Stadtrat liegt, plagen das städtische Gewerbe ganz andere Sorgen wie die Langzeit-Baustellen sowie den dadurch verbundenen Parkplatzabbau.