Durch Freiwilligenarbeit am sozialen Leben von Schaffhausen teilnehmen

Jeannette Vogel | 
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Community Days haben vor allem in Firmen mit amerikanischen Wurzeln Tradition. Nun haben sie auch in Schaffhausen Einzug gehalten.

Rüsten, raffeln und Küche putzen: Zum vierten Mal in diesem Frühjahr helfen Mitarbeiter von Firmen bei der Essenszubereitung in der Schaffhauser Gassenküche mit. An sogenannten Community Days machen Angestellte von internationalen Firmen Freiwilligenarbeit – das hat vor allem in den Vereinigten Staaten Tradition. Die Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen, kurz IVS, organisierte nun zum zweiten Mal diese Einsätze von Unternehmen, die sich hier angesiedelt haben. Diese Firmen beschäftigen heute rund 2600 Mitarbeiter im Kanton. «Diese Unternehmen und deren Mitarbeitende fühlen sich als Teil unserer Gesellschaft und möchten sich für Schaffhausen engagieren», sagt die IVS-Kommunikationsverantwortliche Nina Schärrer.

Judith Pallotta, Gassenküchenleiterin

Gegenwärtig engagieren sich sieben internationale Firmen an den Community Days. Bis auf den schwedischen Kosmetik-Direktvertreiber Oriflame haben die teilnehmenden Firmen US-amerikanische Wurzeln. Auch das biopharmazeutische Unternehmen Pharmacyclics. Nicole Greensill arbeitet dort im Büro. Die Australierin liebt es zu kochen: «Ich führe eine Exceltabelle mit Gerichten, damit ich meinen Gästen nicht zweimal das Gleiche auftische.» Greensill wohnt in Zürich: «Ich kenne das soziale Leben hier nicht.» Der Freiwilligen-Tag sei eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Georgi Karapanchev versucht in der Gassenküche die Gemüseschneidemaschine wieder in Gang zu bringen: «Eben hat sie doch noch funktioniert.» Er stammt aus Ungarn und arbeitet für Oriflame in Schaffhausen: «Mir hat es von der ersten Minute an hier in der Küche gefallen.» Er windet auch dem IVS ein Kränzchen: «Alles wurde sehr gut organisiert. Ich komme im nächsten Jahr sicher wieder und bringe noch mehr Arbeitskollegen mit.»

Bis zu 35 Personen am Mittagstisch

Die Leiterin der Gassenküche, Judith Pallotta, hatte gestern fünf internationale Küchenhelfer – davon vier von Oriflame – und einen regulären. Normalerweise arbeiten insgesamt nur drei bis maximal fünf Personen in der kleinen, zweckmässig eingerichteten Küche an der Hochstrasse: «Heute stehen sich meine Helfer gegenseitig auf die Füsse», sagt Pallotta und lacht. «Es ist trotzdem toll, sie hier zu haben.» Unter der Woche kommen zwischen 25 und 35 Personen zum Mittagessen in die Gassenküche. Am Wochenende sind es jeweils 20 Personen. Gäste seien grösstenteils vereinsamte Menschen, ältere Männer, die nie gelernt haben zu kochen, Leute ohne Ehepartner mit einem schmalen Portemonnaie.

Gut gefüllte Spendentöpfe fehlen

Für 5.50 Franken gibt es ein Menü inklusive Getränken und Kaffee. Für ein Dreigangmenü mit Fleisch und Dessert sowie den Getränken müssten anderswo min­destens 20 Franken bezahlt werden, so Pallotta. Sie arbeitet seit 2009 für die Gassenküche, seit zwei Jahren hat sie die Leitung inne. Mit Töpfen und Pfannen kennt sie sich aus. Sie verstehe es, darin günstige, ausgewogene Mahlzeiten herzustellen. Was ihr aber fehle, seien gut gefüllte Spendentöpfe.

«Neu steht die Teilnahme auch eingesessenen Firmen offen», sagt Nina Schärrer. Mitarbeiter des Neuhauser Medizinalherstellerin IVF Hartmann hätten als erste teilgenommen. Die Community Days sollen auch im Kanton Schaffhausen Tradition werden: «Schon im Herbst sind weitere Einsätze geplant.»

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