Gemeinschaftsprojekt Zebra trägt Früchte

Jeannette Vogel | 
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Patrick Isler freut sich auf die dreijährige Ausbildung zum Logistiker bei der Schaffhauser Camion Transport. Bild: ZVG

Die IVS hat zusammen mit der Altra das Projekt Zebra ins Leben gerufen. Bis jetzt wurden dadurch 120 Praktikumsplätze bei regionalen Unternehmen vermittelt - und so auch Lehrstellen.

Doppelt hält besser, sagt sich Patrick Isler. Er fängt nach den Sommerferien eine zweite Ausbildung bei der Schaffhauser Camion Transport im Herb­linger Industriegebiet an. Die zweijährige Ausbildung mit Attest als Logistiker (EBA) schliesst er in diesen Tagen ab. Sein jetziger Lehrbetrieb ist die Schaffhauser Altra. Sie gibt seit über fünfzig Jahren Menschen mit einer Beeinträchtigung die Chance, sich ins Berufsleben zu integrieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Ausbildung von Jugendlichen. Wer in der Altra eine Berufsausbildung macht, kann im Rahmen des Projekts Zebra seine Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt mit einem Betriebspraktikum verbessern. Das Projekt wurde 2012 zusammen mit der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS ins Leben gerufen – bis jetzt wurden über 120 Praktikumsplätze in der Region vermittelt.

«Die Anfrage von Zebra, ob wir eine ­Logistikerpraktikumsstelle offen hätten, kam im Januar aus heiterem Himmel», sagt Alexandra Müller, sie ist die Bereichsleiterin Personal am Standort Schaffhausen von Camion Transport. Durch den 25-Millionen-Franken-Neubau im Jahr 2016 wurde beim Transportunternehmen nicht nur das Sendevolumen verdoppelt, sondern auch die Belegschaft von 25 auf aktuell 50 An­gestellte. Müller sagte Zebra spontan zu, wollte sich aber nicht auf eine fixe Praktikumszeitdauer festlegen: Patrick Isler hat eine leichte Beeinträchtigung. «Wir wussten beidseitig nicht, passt er zu uns, passen wir ihm.» Er fing noch im Januar das ­Betriebspraktikum an. In der ersten Woche bekam Isler einfache, stressfreie Aufgaben wie Entsorgungen erledigen oder Paletten sortieren. Dann hatte er im Warenumschlag geholfen, Sendungen abgeladen, eingelagert und etikettiert. Zwei Wochen später sassen die Zuständigen von Camion Transport ­zusammen und waren sich rasch einig. «Wir verlängern die Praktikumszeit gern und bieten Patrick einen Platz bis im April.» Müller sagt: «Er hat uns im Sturm erobert.» Der Praktikant überzeugte auch in den folgenden Wochen durch seine Einsatzfreude und Zuverlässigkeit. «Das war ausschlag­gebend, wir konnten uns immer auf ihn verlassen.»

Tagesgeschäft bedeutet auch Stress

Es war der neunzehnjährige Patrick Isler, der dem Transportunternehmen den Vorschlag machte: «Nehmt mich als Lehrling, ich möchte eine dreijährige Ausbildung als Logistiker bei euch machen.» Das Unternehmen musste nicht lange überlegen und sagte ihm zu, obwohl bei Camion Transport Schaffhausen noch nie ein Lehrling ausgebildet wurde: «Er hat eine lange Schnupperlehre bei uns gemacht. Wir kennen seine Stärken und Schwächen. Er ist sehr zuverlässig und korrekt», so Müller. Während seiner zweiten Ausbildung als Logistiker (EFZ) mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis wird Patrick Isler nicht mit Samthandschuhen angefasst werden: «Unser Tagesgeschäft bedeutet auch Stress. Wir werfen keinen neuen Mitarbeiter ins kalte Wasser. Aber auch ein Lehrling muss ein gewisses Mass an Stress aushalten können», sagt Müller. Überzeugt hab sie auch der un­bürokratische Umgang mit Altra und Zebra: «Es gab weder einen Formularkrieg noch endlose Diskussionen. Ich war positiv überrascht, wie einfach und problemlos eine ­Zusammenarbeit sein kann.»

Thomas Maier, Leiter Fachbereich Lernende bei Altra, sagt: «Für Patrick Isler ist ein grosser Wunsch in Erfüllung gegangen. Es ist eine Riesenchance. Er erhält so die Möglichkeit, seine Fach- und Sozialkompetenzen weiter auszubauen.» Nach erfolg­reichem Abschliessen der Ausbildung, mit Berufsattest in der Altra, kann Patrick Isler in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarktes auf das Erlangen des Eidgenössischen ­Fähigkeitszeugnisses, EFZ, hinarbeiten, so Maier: «Die Chancen erhöhen sich damit umso mehr, im Arbeitsmarkt später Fuss zu fassen und seinen Lebensunterhalt selbständig bestreiten zu können.»

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