«Wir beissen oft auf Hartholz»

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Den Herausforderungen begegnen, Chancen schaffen – das ist die Devise des Präsidenten der Swissmechanic Sektion Schaffhausen, Ulrich Meyer. Bild: Indrani Das Schmid

Die Lage herausfordernd, die Zukunft unklar-optimistisch: In der GV Swissmechanic Sektion Schaffhausen redete man Tacheles.

von Indrani das Schmid 

Schwarze Wolken konnten die Sonne nicht daran hindern, immer wieder auf die Bergtrotte zu scheinen, in der sich am Freitagabend gut 20 Mitglieder der Swissmechanic Sektion Schaffhausen zu ihrer 38. Generalversammlung trafen.

Wie das Wetter, so scheint auch die Lage der Schaffhauser Industriemechanik zu sein: angespannt. Der Verein selber machte letztes Jahr einen Verlust von gut 8000 Franken und erwartet auch nächstes Jahr einen Verlust. Die Gründe seien vielfältig, so der Präsident Ulrich Meyer. Zum einen liege es an der niedrigen Rückerstattung der Ausbildungskosten, zum anderen am Mitgliederschwund. Es gebe mehr Austritte als Neumitglieder, sei es altershalber, sei es aus ökonomischen Gründen. Diese Entwicklung betreffe nicht nur Schaffhausen, sondern die Schweiz allgemein. Deshalb sei die Neuanwerbung zur Chefsache erklärt worden. Aber «wir beissen oft auf Hartholz», so Meyer. Oft hörten sie: «Was kostet es?» Als Verband verweise man immer auf die Vorteile wie Ausbildungsförderung und Serviceleistungen, aber er verstehe die Argumentation schon. Denn die Lage für viele Betriebe sei herausfordernd.

Schwierige Bedingungen

Der starke Franken erschwere es vielen Betrieben, wettbewerbsfähig zu bleiben. 90 Stellen seien deswegen bereits verloren gegangen. Zwar habe die Mehrheit der betroffenen Mitarbeiter wieder eine Stelle gefunden, aber nicht in diesem Bereich und oft unter ihrem Niveau. Einige ältere Arbeitslose seien ausgesteuert worden. Der Verband unterstütze deshalb auch die Fair-Preis-Initiative und weise gleichzeitig auf ein weiteres Problem hin: die Deindustrialisierung. «Die Gesellschaft und vor allem die Politik sollen sich nicht von den Wirtschaftszahlen blenden lassen», warnt Meyer. Diese kommen durch internationale Grosskonzerne zustande. Die KMU werden in der Schweiz kaum berücksichtigt. Dem pflichtet auch Regierungsrat Martin Kessler bei. Grosskonzerne oder Unternehmer wie Viktor Vekselberg prägen die öffentliche Meinung. Dabei seien die KMU das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Er halte auch deshalb die Initiative «Keine Steuergeschenke an Grossaktionäre» für gefährlich, da es vielen überhaupt nicht bewusst sei, dass KMU Dividenden für Investitionen nutzten oder für eine Betriebsübernahme. «Wir sind nicht alle die ­bösen Unternehmer», so Kessler.

Optimistischere Zukunft

Was also tun? Die Branche müsse verstärkt umdenken, so Ulrich Meyer. Neue Wege beschreiten wie beispielsweise mit Universitäten stärker zusammenarbeiten, um neue Marktsegmente kennenzulernen, Nischen für sich zu finden. Er ist verhalten optimistisch: «Wir werden neue Wege finden.»

Für technische Berufe begeistern

Ein weiterer Schwerpunkt des Verbandes sei, die Jugend verstärkt für die technischen Berufe zu begeistern. Es sei nämlich nicht so einfach, Lehrlinge zu gewinnen.

Das Berufsbild habe sich sehr gewandelt. Polymechaniker, Automatiker oder Konstrukteure bräuchten einen guten Schulabschluss und gute Fähigkeiten in mathematisch-technischen Fächern. Wer diese habe, gehe oft in den Dienstleistungssektor. Dazu komme, dass das Bild einer Arbeitsstelle in einem Industriebetrieb bei der Eltern- und Grosselterngeneration nicht unbedingt positiv besetzt sei: «Da gibt es nichts zu beschönigen», sagt ­Ulrich Meyer. «Aber gerade in unseren KMU steht jeder Einzelne im Vordergrund», sagt er und fügt hinzu: «Wir entlassen nicht gerne, wir stellen lieber ein.»

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