Wo das Herz von Musikfans höher schlägt

Noch riecht es nach Farbe im Erdgeschoss des Hauses in der Kronenhalde 12 in Schaffhausen, wo Josef Kurt Zimmermann Anfang November mit einer ersten Hausmesse mit High-End-Produkten aufwarten wird. «Das wird die Werkstatt, und hier entstehen zwei Vorführräume», sagt er, während er bescheiden mit seiner Frau Hanna durch die Räume führt. Die Maler sind am Werken. Einer von ihnen bleibt im Gang abrupt stehen und schwärmt: «Dieser Mann ist ein Genie. Wissen Sie das? Er produziert alles alleine, wo andere Fabriken brauchen.» Der Redende entpuppt sich als Ruedi Haeny von Artbau Dachsen, der als gelernter Elektroniker früher einmal mit Zimmermann zusammen gearbeitet hat. «Seine Röhrenverstärker sind Weltklasse. Die Musik klingt fast wie live.»

Na, ein besseres Entree hätte der Hausherr nicht haben können. Das war spontan zusammengefasst, was man in der Fachpresse über Zimmermanns selbst gebaute Eternity-Jo- Verstärker nachlesen kann. «Mit der Hausmesse wollen wir uns noch mehr professionalisieren», führt Hanna Zimmermann aus. Seit ihrem letzten Messeauftritt in München hat Zimmermann neu die Schweizer Generalvertretung für die deutschen Firmen Scheu und Lumiks übernommen, die Plattenspieler und ansprechende Kugellautsprecher aus Keramik produzieren. Insgesamt ­waren die Zimmermanns schon an fünf Messen, die sechste High-End-Messe in Regensdorf steht gerade bevor. 85 000 Franken hat Zimmermann in die High-End-Ausstattung seiner Vorführräume, die er mit Transistorwelt und Röhrenwelt betitelt, investiert. Wiederverkäufer und Kunden werden hier die Möglichkeit haben, die Musikwiedergabe wie in den eigenen vier Wänden zu erleben.

Oben unter dem Dach im Wohnzimmer stapeln sich die Kisten. Angrenzend befindet sich die alte Werkstatt von Zimmermann. Er ist froh, die schweren Geräte in Zukunft nicht mehr die Treppe hinaufschleppen zu müssen. In der Werkstatt steht ein Kundengerät zur Reparatur, daneben Dosen mit Kontaktspray, ein Lötkolben, diverse Messgeräte. «Musik ist ein Gemisch aus vielen Sachen», sagt er. «Wir reden nicht in Sinustönen.» Letztendlich müsse er mit einem Hörtest herausfinden, wo das Klangideal liege. Jahrelang reparierte Zimmermann Plattenspieler, CD-Spieler und Ver­stärker. «Es war immer das Gleiche ­kaputt», sagt er. Die Geräte seien mit billigen Bauteilen bestückt gewesen.

2003 beschloss Zimmermann, sich einen eigenen Röhrenverstärker zu kaufen. Er wollte den warmen Klang röhrenverstärkter Musik, den er noch aus seiner Jugend kannte (er ist Jahrgang 1957), wieder erleben. Er hatte jedoch das Pech, dass der Netztrafo des Gerätes in kürzester Zeit versagte. So beschloss er, seinen Röhrenverstärker umzubauen, und tunte ihn. Das war der Anfang seiner Tüfteleien im Sektor der Röhrenverstärker. Gedrängt durch seine Kundschaft für Reparaturen aus dem High-End Bereich, begann er schliesslich, eigene Geräte zu bauen.

Das charakteristische Design seiner halbrunden Verstärker sei reiner Zufall und habe sich aus der Konstruktion ergeben, gleich lange Signalwege bei den Röhren einzuhalten, sagt er. Das Gehäuse und den Boden fräst ihm eine Schweizer Firma aus einem Aluminiumblock. Die Preisspanne der Vorführanlagen liegt in der Transistorwelt zwischen 2096 und 33 000 Franken und in der «Röhrenwelt» zwischen 13 700 Franken und 50 000 Franken. Zimmermanns eigene Geräte kosten zwischen 8600 und 12 000 Franken. Verbaut werden bei ihm nur Bauteile namhafter Hersteller, und: Er konstruiert alles selbst – bis zu 25 Geräte kann er im Jahr in Auftrag nehmen – für die Ewigkeit!