Familiäre Fasnacht mit Freunden

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Impressionen vom Umzug

Bunt, lustig, international und familiär – die Neuhauser trotzten der Kälte mit fantasiereichen Kostümen und feierten mit Gästen aus dem In- und dem Ausland ausgelassen ihre Fasnacht.

Text Indrani Das Schmid, Bilder Selwyn Hoffmann

Die Grösse allein entscheidet nicht immer über den Erfolg. Wäre die Neuhauser Fasnacht eine Lichtquelle, so wäre sie dieses Jahr ein Kronleuchter – so sehr strahlten und lachten die gut 400 Besucher an diesem Sonntagnachmittag, als sie trotz bissiger Kälte den gut 500 Mitwirkenden des Neuhauser Fasnachtsumzugs applaudierten und sie mit vollen Händen mit Konfetti bewarfen.

28 Gruppen ziehen beim Umzug in Neuhausen durch die Strassen – so auch die Hörnliblitzer.

28 Gruppen folgten der Einladung des Fako Flammäglöön unter seinem Präsidenten Jeaquimo D’Alonzo und zogen beispielsweise als Hunnen oder irische Kobolde durch die Gemeinde. Oder als Glöckli wie die Freunde Kevin, Nina, Nick und Lena, die mit viel Engagement die Fasnachtsplaketten verkauften.

Kevin (8), Lena (5), Nina (10) und Nick (8, von links) vom Schaffhauser Verein Satus verkaufen Fasnachtsplaketten.

Neben den Guggenmusiken aus Schaffhausen und aus Neuhausen spielten auch Musiker aus Wäggis oder aus Valera auf. Es dauerte nicht lange, da tanzten die Älteren, während die Kleinen fleissig die Zeltli aufsammelten.

«Wir finden es wirklich angenehm familiär hier.»

Thomas und Ute Schurr, Schaffhauser, die Spass an der Neuhauser Fasnacht haben

Elisa (10, links) und ihre Mutter Diana Modina aus Schaff­hausen wollen Lara (10) die Neuhauser Fasnacht zeigen.

Die Neuhauser Heidi Brütsch und Walter Dietiker schauten dem Treiben ein wenig wehmütig zu. Früher gab es mehr Gruppen. «Wir wünschen der Neuhauser Fasnacht ein wenig mehr Auftrieb.» «Wir finden es wirklich angenehm familiär hier», meinte hingegen die Familie Schurr aus Schaffhausen. Ob nun zu klein oder zu gross, die Neuhauser Fasnacht strahlt eines aus: herzliche Freundlichkeit über die Ortsgrenzen hinaus.

Thomas und Ute Schurr kommen aus Schaffhausen jedes Jahr zur Fasnacht nach Neuhausen.
Patrick Steinmann, Sabine Fasching (Mitte) und Kirsten Steinmann finden die Neuhauser Fasnacht nur «cool».
Nicola, Leyan und Yonathan (alle 5, von links) aus Neuhausen möchten auch so stark sein wie ihre Idole.
Die Neuhauser Heidi Brütsch und Walter Dietiker kennen die Fasnacht von früher. «Da gab es mehr Gruppen.»

Neuhauser Fasnacht wird trotz Beerdigung weiterleben

Heute Nacht, in der Nacht auf Dienstag, um null Uhr, wird das Todesglöckchen klingen. Nicht für die Neuhauser Fasnacht, sondern für das Restaurant Central – was für viele Alteingesessene auf das Gleiche hinauskommt. Schliesslich gehört das «Central» mit seinem Wirtepaar Jörg und Silvia Kessler zum festen Bestandteil der Beizenfasnacht in Neuhausen. Wenn das «Central» nun seine Toren schliessen wird, verliert damit die Fasnacht Neuhausen auch eine lieb gewonnene Instanz. Aus diesem Grunde wird die Fasnachtsgemeinde am Montag Punkt Hexenstunde eine kleine Beerdigung vornehmen.

Aber die Fasnacht Neuhausen lebt weiter. Dank einer eingeschworenen kleinen Gruppe von trotzigen Idealisten. Seit 21 Jahren organisiert das Fasnachtskomitee (Fako) des Fasnachtsvereins Flammäglöön die Neuhauser Fasnacht. Dieses Jahr zum ersten Mal unter seinem Präsidenten Jeaquimo D’Alonzo. Der junge Logistiker aus Neuhausen kennt den Fasnachtsbetrieb seit Kindesbeinen an. Bereits mit vier Jahren trat er an der Hand seines Vaters ein, und auch 18 Jahre später ist er von der Fasnacht genauso begeistert wie als kleiner Knirps. Auch wenn es jedes Jahr heisst: Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht.

Um eine Fasnacht ohne Vorkommnisse wie dieses Jahr durchführen zu können, braucht es eine gute Nach- und gute eine Vorbereitung. Im Fako arbeiten sechs bis neun Leute mit Leidenschaft ehrenamtlich dafür. Während der Tage sind es insgesamt 20 Helfer, die für den reibungslosen Ablauf sorgen. Finanziert wird das Ganze durch die Sponsoren, zu denen auch die Gemeinde gehört.

Schliesslich hat sie die Kosten von gut 3000 Franken übernommen, die die Verkehrsbetriebe Schaffhausen dem Verein für die Umleitung von zwei Buslinien in Rechnung gestellt hatten. Ergänzungsleistungen seien das. Was die Flammäglöön von dieser Art von Service halten, zeigten sie deutlich mit ihrem Wagen. Dieser war ein rosiges wohl gemästetes Schweinchen namens VBSH, welches das Geld von Vereinen schmatzt. «Für uns als kleiner Verein wäre das nicht zu stemmen gewesen», sagt der Präsident. Mit Verkäufen von Plaketten und Glühwein auf dem Adventsmarkt wird man nun mal nicht reich. Aber das wollen sie ja auch gar nicht, sondern jedes Jahr eine abwechslungsreiche Fasnacht auf die Beine stellen, mit Gästen aus den Fasnachtshochburgen aus der Innerschweiz oder aus Deutschland, die nach Aschermittwoch gerne bei ihnen weiterfeiern.

Als reformierter Kanton sei man schliesslich nicht so sehr an den strengen katholischen Fasnachtskalender gebunden. Und als Neuhauser sei man ja sowieso offen für Gruppen jenseits der Kantons- beziehungsweise der Landesgrenze. Aus diesem Grund sei sein grösster Wunsch, so der Präsident, Neuhausen zu einer festen Grösse in den Fasnachtsagenden zu machen. Auch wenn jetzt leider erst mal eine Beerdigung anstehe.

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