Artisten in der Welt des Zwitscherns

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Einmal im Jahr wird das Langriet in Neuhausen zum Zentrum von Kulinarik und Artistik. «Clowns & Kalorien» startet hier in die neue Saison und begeisterte das Publikum.

von Andreas Schiendorfer

«Ein Ort, an dem man den Alltagsmief vor der Eingangstür abschütteln kann, um sich für viereinhalb Stunden von Kopf bis Bauch verzaubern zu lassen», werden die «Schaffhauser Nachrichten» auf dem Programm von «Clowns & Kalorien» zitiert. Das Zitat stammt von 2008, hat aber nichts von seiner Gültigkeit eingebüsst. Damit dies so bleibt, halten Marion, Frithjof und Domino Gasser am Bewährten fest, bieten gleichzeitig aber so viele Innovationen, dass bei niemandem das Gefühl der Wiederholung aufkommen kann. Das ist wichtig, weil ein ansehnlicher Teil der Gäste Jahr für Jahr ins Langriet pilgert.

Da sich Komiker Jefferson nach zehn Jahren eine Kreativpause gönnt und sich dafür Sängerin Gunvor dem insgesamt dreissigköpfigen Team angeschlossen hat, wird in der 18. Saison ein bisschen weniger gelacht und dafür mehr getanzt und gesungen. Dabei erweist sich nicht zuletzt Marion Gasser auf der Bühne als mitreissendes Energiebündel. Dem Premierenpublikum am Freitag hat es gefallen; es lebte verzaubert und gebannt in der Welt des Zwitscherns, fernab der realen Welt des Gewitterns.

Zwischen den Gästen jonglieren

Frithjof Gasser konzentriert sich heuer ganz auf seine Aufgaben hinter den Kulissen, was bei «Clowns & Kalorien» bedeutet: Er bewegt sich ständig mitten unter den Gästen. Dabei gleicht er mit seinem Schalk en passant kleine Unsicherheiten des neuen Servierpersonals aus. Jonglieren könne er wesentlich besser, meint er lachend, als Kevin aus Tschechien nicht mehr recht weiss, wer denn nun Mineralwasser mit respektive ohne Kohlensäure bestellt hat.

Der persönliche Kontakt zwischen den Künstlern und dem Publikum ist eines der Erfolgsrezepte von «Clowns & Kalorien», genauso wie die liebevolle Tischdekoration (erraten: Es sind zwitschernde Vögel), die Kostüme und das erlesene Viergangmenü mit siebenteiliger Vorspeise, Suppe, Hauptgang und Dessert. Dieses ist, wie immer, allein schon den Eintrittspreis wert. Das Programm selbst wäre dann gewissermassen das Gratissupplement.

Stepptanz Schweizer Meisterin

Präsentiert auf einer vergrösserten Bühne fehlt dort das Hai-Light, denn Domino Gasser lässt den legendären Knorpelfisch für einmal im Schwimmbecken vor dem Zelt. Doch angesichts seines «Choo-choo» als Zauberer Magic geht das schnell wieder vergessen, und die zusammen mit Silvio aus Italien und Anthony aus Australien vorgetragene Klettverschluss-Ballnummer ist in ihrer Einfachheit umwerfend komisch. Harmony, auch sie aus Australien, lässt das Publikum erkennen, dass die wahre Bestimmung eines Kronleuchters die des fliegenden Luftakrobatikgeräts ist. Gunvor brilliert, als achtfache Schweizer Meisterin, auch als Stepptänzerin. Jennifer aus Ungarn überzeugt in ihrer anmutigen Beweglichkeit und gibt mit Emanuel, dem Adonis aus Italien, eine einfühlsame Romeo-und-Julia-Adagio-Akrobatik zum Besten.

Roger Federer nicht anwesend

Und, keine Frage, Kevin versteht sich aufs Jonglieren. Seine Tennisschläger beherrscht er meisterlich, doch die Tatsache, dass er keine Bälle benützt, war für King Roger so beruhigend, dass er auf einen Premierenbesuch verzichtete.

Dafür eilten Thomas Hurter und Cornelia Stamm Hurter direkt aus New York ins Langriet, und auch Thomas Minder, Suzanne Klee, Dodo Hug und Toni Vescoli, um nur einige der bekannten Premierengäste zu nennen, liessen es sich nicht nehmen, den Gassers wie gewohnt die Reverenz zu erweisen.

Der Premiere des Herzens folgt am Mittwoch die (inoffizielle) Premiere der Perfektion, denn die Künstler nutzen die spielfreie Zeit am Montag und Dienstag, um noch die allerletzten kleinen Unebenheiten im Programm auszugleichen.

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