Der Meisterzüchter

Luc Müller | 
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Ein Leben für die Kaninchen: Züchter René Hauser vor seinen Ställen in Beringen. Bild: Luc müller

Bei René Hauser leben preisgekrönte Kaninchen in den Ställen. Ab heute Freitag sind die Prachtexemplare an der 56. Schaffhauser Kantonalen Kleintierausstellung in Beringen zu sehen.

In Beringen wohnt die schönste Tschechin der Schweiz. Wegen René Hauser – denn er ist amtierender Schweizer Meister, was das schönste weibliche Tier der Kaninchenrasse Tschechische Schecken betrifft. Vor fünf Tagen erst hat er den Titel geholt. Um den 70-Jährigen herum scharrt und wuselt es. Der Beringer steht in seinem kleinen Häuschen, das er zum Hasenstall umfunktioniert hat. 18 Tiere der beiden Rassen Tschechische und Englische Schecken sitzen in den mit Maschendraht vergitterten Holzboxen, die 90 cm x 88 cm x 60 cm gross sind und nach Angaben von Hauser somit mehr Platz bieten als vorgeschrieben. «Im Frühling, wenn die Jungen da sind, leben hier bis zu 50 Tiere», sagt Hauser.

Schon in seiner Jugend waren Kaninchen ein Hobby des rüstigen Rentners. Die Jugend von heute interessiert sich aber nicht mehr sehr dafür – im Verein Kleintiere Beringen sind gerade noch sechs Mitglieder. Alle im höheren Alter.

Namen tragen die Tiere von René Hauser nicht, das ist bei Züchtern verpönt. Die Kaninchen hier sind keine Hautiere, sondern preisgekrönte Vierbeiner. René Hauser ist auch Stämme-Schweizer-Meister in der Tschechischen-Schecken-Zucht. Das heisst: Einer seiner Rammler und zwei seiner Weibchen haben zusammen die höchste Punktzahl erreicht – weil sie am schönsten sind.

Schöne Tiere sind das Ziel

Genau darum dreht es sich bei den Züchtern: möglichst schöne Tiere hervorzubringen. Vier Zuchtrammler und acht Zippen, wie die weiblichen Kaninchen heissen, sorgen für den Nachwuchs. Vonstatten geht alles mit Bedacht. «Ich stelle mir das Elternpaar genau zusammen», informiert Hauser. Von einem befreundeten Züchter könne er nun einen Rammler ausleihen, der sein preisgekröntes Tschechisches-Schecken-Weibchen deckt. Nach rund drei Jahren werden die Tiere ausgetauscht, «denn Frischblut ist wichtig, um Inzestmerkmalen vorzubeugen».

«Der Backenpunkt soll nicht zu nahe am Auge sein. Und die Augenringe müssen schön rund sein.»

Deckungszeit ist von Januar bis April. Zur Paarung stellt Hauser jeweils das ausgesuchte Weibchen und Männchen auf einen Tisch. «Beim Akt müssen wir nicht nachhelfen. Das machen die zwei allein. Wir greifen aber ein, sobald sich die Tiere beissen», so der Beringer.

Zeichnungsmerkmale, Felldichte, Körpergewicht: Alle diese Merkmale beurteilen Experten und vergeben danach Punkte. René Hauser deutet auf eines seiner Kaninchen. «Der Backenpunkt soll nicht zu nahe am Auge sein. Und die Augenringe müssen schön rund sein – das bringt Punkte.» Von Überzüchtungen hält Hauser nichts. «Wenn die Ohren zu fein und durchsichtig sind oder die Tiere ein Plüschfell haben: Dann ist man zu weit gegangen.»

Und was hält er von den Vorwürfen der Tierschützer, die Zuchtkaninchen würden unter Quälbedingungen leben? «So ein Blödsinn. Wenn ich die Ställe sauber mache, können sich die Tiere frei am Boden bewegen. Die Tür zum Raum steht offen. Die Tiere hauen nicht ab. Nach dem Putzen gehen sie freiwillig wieder gerne in ihre Ställe. Sie kennen gar nichts anderes.» Zudem gebe es genaue Vorschriften vom Verband Kleintiere Schweiz, der die Ställe kontrolliert. Und wenn Zuchtschauen stattfinden, müssen diese vom Kantonstierarzt abgesegnet sein.

Von heute Freitag bis Sonntag findet die 56. Schaffhauser Kantonale Kleintierausstellung in der Beringer Zimmerberghalle statt. Zu sehen sind über 200 Kaninchen. Darunter auch die Schönheiten von René Hauser.

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