«Urteil ist überhaupt kein Thema»: Schaffhauser Zofingia-Präsident nimmt Stellung

Am Montag entscheid das Bundesgericht, dass die Studentenverbindung Zofingia an der ETH Lausanne und an der Universität Lausanne nicht mehr anerkennt werden muss. Grund dafür ist, dass sie keine Frauen aufnehmen. In der kleinen Schaffhauser Sektion wird das schon seit langem anders gehandhabt.
Die Schweizweit grösste Studierendenverbindung, der Schweizerische Zofingerverein oder Zofingia, muss von den Schweizer Universitäten nicht mehr als solche anerkannt werden. Das entschied am Montag das Bundesgericht. Den Entschluss des Bundesgerichts habe er zwar durchaus mitbekommen, aber in Schaffhausen sei diese Problematik überhaupt kein Thema, sagt Niklaus Wüthrich, Präsident der 1911 gegründeten Schaffhauser Sektion des Schweizerischen Zofingervereins.
«Wir haben seit mehr als 50 Jahren Frauen und Witwen bei uns in der Verbindung mit dabei», sagt er. Begonnen habe dies, als ein Mitglied, das im Rollstuhl sass, von dessen Ehefrau an die Treffen geschoben werden musste. Damit die Frau nicht alleine war, kamen dann jeweils ihre Freundinnen mit und irgendwann auch die Ehefrauen von anderen Mitgliedern, erzählt Wüthrich.
Das ist in den anderen Sektionen anders. So hat das Bundesgericht den Entscheid insbesondere deshalb gefällt, weil die 1819 gegründete Zofingia keine Frauen bei sich aufnehmen will. Durch die gute Vernetzung der Studentenverbindung und ihrem Ruf als Kaderschmiede, würden Frauen somit die gleichen Karrierechancen wie Männern verwehrt, schreibt das Bundesgericht in seiner Urteilsbegründung.
Kaum noch Schaffhauser Mitglieder
Wüthrich räumt aber auch ein, dass die Situation in Schaffhausen eine besondere sei. «Wir sind eine Ausnahmeerscheinung und nur ein kleines Sektiönchen.» Gerade noch fünf Mitglieder zähle die Schaffhauser Sektion und Nachwuchs sei keiner in Sicht. An den jährlichen Treffen seien sogar jeweils mehr Frauen als Männer zugegen. «Ich bin dann wahrscheinlich der Letzte und werde die Schaffhauser Sektion auflösen müssen», so Wüthrich.
Wie der Gesamtverein die momentane Situation einschätzt, könne er nicht sagen, doch der Entscheid werde wohl noch etwas Aufregung verursachen, so Wüthrich.