Nicht nur etwas für alte Leute und Streber – Wählen ist cool
Seit einem Jahr engagiere ich mich politisch und will Politik anderen jungen Menschen näherbringen, denn sie geht uns alle an, und die Jungen noch besonders lange.
Ich darf weder wählen noch abstimmen, und trotzdem spielt Politik eine grosse Rolle in meinem Leben. Ich bin 17 Jahre alt und stehe kurz vor dem Abschluss meiner Ausbildung. Seit etwa einem Jahr engagiere ich mich politisch. Ich will anderen jungen Menschen Politik näherbringen. Denn was Politikerinnen und Politiker besprechen, geht uns alle an.
Mein Weg zur Politik war nicht geradlinig. In meinen frühen Teenagerjahren haben wir in der Schule viel über die Schweizer Demokratie und unser Parlament gelernt. In dieser Zeit entwickelte ich eine richtige Abneigung gegenüber der Politik. Die Vorlagen, über die das Stimmvolk abstimmte, waren für mich oft viel zu kompliziert. Und wenn ich einmal zu einem Thema eine Meinung hatte, führte das oft zu hitzigen Diskussionen in meinem Freundeskreis oder in der Familie. Für mein jüngeres Ich war Politik also entweder langweilig oder ein Grund für Streit. Warum sollte ich mich also dafür interessieren? Ich durfte ja ohnehin weder wählen noch abstimmen.
Einige Jahre vergingen, und ich begann meine Ausbildung bei den «Schaffhauser Nachrichten». Berufsbedingt las ich nun wieder häufiger Zeitung, und dabei blieb mein Blick auch bei politischen Themen hängen. Doch wirklich aktiv wollte ich noch nicht werden.
Wenn ich mit anderen Jugendlichen spreche, fällt mir auf, dass Politik oft überhaupt kein Thema ist. Der Zugang zu politischen Diskussionen fehlt schlichtweg.»
Erst vor etwa einem Jahr, während der National- und Ständeratswahlen, entdeckte ich mein Interesse an der Politik. In unserem Medienhaus drehten sich plötzlich viele morgendliche Besprechungen um die Wahlen. Alle Kandidierenden wurden zu Interviews eingeladen, und ich war gezwungen, mir das anzuhören. Dabei lernte ich einige Politikerinnen und Politiker in meinem Alter kennen, was mich stark inspirierte. Kurz darauf begann ich, mich selbst politisch zu engagieren.
Mein Umfeld veränderte sich dadurch erheblich. Die Menschen, mit denen ich viel Zeit verbrachte, waren alle politisch interessiert. Für uns war es selbstverständlich, wählen und abstimmen zu gehen. Wir diskutierten politische Vorlagen rauf und runter, und am Abstimmungssonntag fieberten wir gemeinsam mit.
Doch genau an diesen Sonntagen wurde mir bewusst, dass es bei vielen anderen jungen Menschen ganz anders aussieht. Die Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen ist bei keiner Altersgruppe so niedrig wie bei den 18- bis 34-Jährigen. Wenn ich mit anderen Jugendlichen spreche, fällt mir auf, dass Politik oft überhaupt kein Thema ist. Der Zugang zu politischen Diskussionen fehlt schlichtweg.
Das finde ich erschreckend, denn Politik betrifft uns alle – und uns junge Menschen besonders lange. Wenn wir uns nicht an Abstimmungen und Wahlen beteiligen, können wir unsere Zukunft nicht mitgestalten.
Sprich mit deinen Freundinnen und Freunden über Politik und erinnere dein Umfeld daran, wählen zu gehen.»
Gleichzeitig habe ich ein gewisses Verständnis für Jugendliche, die nicht wählen oder abstimmen. Es ist kompliziert, das müssen wir zugeben. Doch glücklicherweise gibt es Hilfsmittel. Wenn du nicht weisst, welche Liste du am 22. September für den Kantonsrat wählen solltest, gibt es Tools wie smartvote.ch, die dir helfen können, die passende Partei zu finden. Oder du liest journalistische Beiträge und fragst andere Leute, wenn du sie nicht ganz verstehst.
Sprich mit deinen Freundinnen und Freunden über Politik und erinnere dein Umfeld daran, wählen zu gehen. Denn Wählen ist cool.