Musical «Alice im Wunderland» bringt grosse und kleine Zuschauer zum Mitsingen

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«Und, wer bist du?», fragte Alice (Yvonne Preissler) (l.) die Raupe (Magdalena Paunger, Michael Perner, Nikolaus Stich). Bild: Michael Kessler

Charmant, mitreissend und so aktuell – das Musical «Alice im Wunderland» von Lewis Carroll im Schaffhauser Stadttheater brachte grosse sowie kleine Zuschauerinnen und Zuschauer zum Mitsingen und Mitfiebern.

von Indrani Das Schmid

«Na, na na naaaa…», klingt es von der Bühne. «Und jetzt alle!» «Na, na, na, naaaa!», tönt es aus Hunderten von Kinderkehlen. «Super!» Die Dame auf der Bühne lächelt, ihre zwei Kollegen strahlen. Es ist Samstagnachmittag. Im Stadttheater Schaffhausen wimmelt es von kleinen und grossen Kindern. Ein Klassiker steht auf dem Programm: «Alice im Wunderland» von Lewis Carroll. Inszeniert vom Theater mit Horizont aus Wien.

Generationen von Kindern kennen die Geschichte von Alice. Seit 158 ​Jahren nimmt sie jeden mit auf ihre Reise durch eine wundersame Welt, in der Kaninchen mit Blick auf ihre Uhr hektisch durch die Welt hoppeln, Hutmacher verrückte Teepartys geben, die Grinsekatze sichtbar unsichtbar ist und von einer Herzkönigin regiert wird, deren Herz ausschliesslich nur für sich schlägt. Und keine Probleme damit hat, jeden Fehltritt mit «Kopf ab» zu bestrafen. Während die Königin sich also vor allem auf das Negative fokussiert, lässt sich Alice lieber von den kleinen und grossen Wundern der Bewohner bezaubern.

Nie alt werdendes Wunderland

Vom Hasen zum Beispiel, der alles richtig machen möchte und sich dabei so liebenswürdig schusselig-hektisch in die Ungnade der Königin bringt. Oder der Grinsekatze, die dem «Zu-spät-zu-spät-Hoppler» immer wieder «chillrelax mal!» zuruft. Wenn sie denn sichtbar ist. Was sie eigentlich immer ist, auch wenn sie glaubt, unsichtbar zu sein. Ihre Mitbewohner nehmen es mit Humor und Alice neckt sie damit. Liebevoll. Wie sie auch der Raupe aufmerksam zuhört, wenn diese sie immer wieder fragt: «Wer bist du?» Und ihr erklärt, dass sie jeden Tag die Wahl habe, jemand anderes zu sein. Die Welt verändere sich und die Menschen sich auch. So wie sie, die Raupe.

Mit Fantasie geht alles besser

Das klingt ernst. Ist es aber nicht an diesem Samstagnachmittag. Im Gegenteil: Mit den leichten, eingängigen Popsongs aus der Feder von Clemens Handler und Gernot Kobler und den mitreissenden Darbietungen der Schauspieler Magdalena Paunger, Michael Perner und Nikolaus Stich wirken die philosophischen Fragen wie eine Einladung. Aufmerksam lauschen die Kinder und versuchen, Alice alias Yvonne Preissler bei der Beantwortung zu helfen.

Begeistert machen sie beim Diddelduu-Hip-Hop mit. Nikolaus Stich und Magdalena Paunger rappen so, dass das Stadttheater auch nach dem Ende des Liedes weiterrapt. Jo, Bruder!

Lewis Carroll hätte seine helle Freude daran gehabt. Er – der Mathematiker und Diakon – war ein Verfechter der Idee, mit Fantasie und Humor Gross und Klein in die Schönheit von Philosophie, Logik und Mathematik einzuführen. Und so können sich Gross und Klein auch heute noch gut in Alice hineinversetzen, wenn sie lieber «träumt», als Hausaufgaben zu machen. An diesem Samstag vor allem dank der straffen, stringenten Dramaturgie, den poppigen Songs und dem Spiel der vier Darsteller. Die in Minutenschnelle Charaktere und Kostüme wechselten, immer ein Auge und ein Ohr für ihr junges Publikum hatten und es auf eine zweistündige, unvergessliche Fantasiereise mitnahmen. Was dieses mit lang anhaltendem Applaus und mehreren Vorhängen dankte.

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