Im Kanton Schaffhausen ist das Schulschwimmen eine Herausforderung

Fabienne Jacomet | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Laut Lehrplan 21 sollte jedes Kind in der Schweiz vor Ende der 6. Klasse den Wasser- Sicherheits-Check (WSC) absolvieren. Symbolbild: Melanie Duchene

Der Lehrplan 21 sieht vor, dass alle Schulkinder Schwimmunterricht erhalten und einen Sicherheits-Check durchführen. Im Kanton Schaffhausen ist das eine Herausforderung – vor allem, weil das Wetter mitspielen muss.

Ins tiefe Schwimmbecken purzeln, sich dort eine Minute über Wasser halten und dann 50 Meter schwimmen – das beinhaltet der Wasser-Sicherheits-Check (WSC). Dieser ist Teil des Lehrplans 21, alle Schülerinnen und Schüler sollen ihn bis zum Ende der 6. Klasse durchgeführt haben. Möglichst viele Kinder sollen den WSC bestehen. Dazu sieht der Lehrplan Schwimmunterricht vor.

Anfang Sommer titelte der «Landbote»: «Winterthurer Kinder lernen in der Schule kaum schwimmen». Sie würden nur 20 Schwimmlektionen besuchen, statt der im kantonalen Lehrplan vorgegebenen 40. Der WSC werde von fast einem Viertel der Kinder nicht bestanden – 9 Prozent scheitern knapp, 15 Prozent deutlich. In Zürich bestehen derweil 90 Prozent der Kinder den WSC, sie besuchen aber auch deutlich mehr Schwimmlektionen, nämlich 160.

Keine Zahlen für Schaffhausen

Im Kanton Schaffhausen wird nicht flächendeckend erhoben, wie viele Schülerinnen und Schüler den WSC durchführen beziehungsweise erfolgreich absolvieren, sagt der Schulsportverantwortliche des Kantons, Fabian Hauser. Natürlich findet Schwimmunterricht auf der Primarschulstufe statt, welcher von den Klassenlehrpersonen selbst organisiert wird. Bestehen Kinder den WSC nicht, kann den Eltern empfohlen werden, sie in einem Schwimmkurs anzumelden. Im Rahmen des Projekts Schulschwimmen mit Schwimmlehrpersonen werden die Klassenlehrpersonen von ausgebildeten Schwimmlehrpersonen unterstützt. «Das Schulschwimmen mit Schwimmlehrpersonen umfasst bei ausserstädtischen Schulen pro Schuljahr maximal acht Schwimmlektionen», sagt Hauser. Bei den städtischen Schulen sind es maximal sechs.

Einige verzichten auf Unterstützung

Die Anzahl der Klassen, welche von dem Projekt Gebrauch machen, habe sich während der vergangenen Jahre kontinuierlich gesteigert. Im Schuljahr 2022/23 haben ungefähr 45 Prozent aller ausserstädtischen und circa 80 Prozent aller städtischen Schulklassen Schwimmlektionen mit ausgebildeten Schwimmlehrpersonen durchgeführt. «Diese Zahlen bedeuten allerdings nicht, dass die anderen Klassen keinen Schulschwimmunterricht durchführen, sondern lediglich, dass dies ohne Unterstützung von externen Schwimmlehrpersonen stattfindet.» Die Gestaltung des zeitlichen Umfangs des Schwimmunterrichts zum Erreichen der Lernziele, sei den Klassenlehrpersonen überlassen.

Kaum überdachte Schwimmbäder

Beim Schulschwimmen gibt es einige Herausforderungen. Zum einen die Verfügbarkeit der Schwimmlehrpersonen. Ausgebildetes Personal zu finden sei schwierig, sagt Hauser. «Bis jetzt konnte aber allen Klassen, deren Lehrpersonen einen Antrag gestellt haben, eine Schwimmlehrperson zugewiesen werden.»

Hinzu kommen die infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Diese seien im Kanton Schaffhausen grundsätzlich gut. «Viele Gemeinden verfügen über ein eigenes Schwimmbad oder können jenes der Nachbargemeinde nutzen.» Problematisch sei aber die Wetterabhängigkeit: Mit Ausnahme der KSS in der Stadt und dem Lehrschwimmbecken in Neuhausen handelt es sich bei allen Badis um Freibäder. «Das Wetter muss in den meisten Gemeinden stimmen, damit Schwimmunterricht überhaupt stattfinden kann.» Heisst, dieser ist reduziert auf die Sommermonate. «Und genau dann haben die Kinder noch fünf Wochen Sommerferien.»

In Schaffhausen und in Neuhausen kann derweil das ganze Jahr hindurch unterrichtet werden, die Lehrpersonen können also fix alle zwei bis drei Wochen Lektionen einplanen.

63 Personen sind im vergangenen Jahr ertrunken

Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft registrierte im vergangenen Jahr so viele tödliche Ertrinkungsopfer wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr: Insgesamt verloren 63 Personen in Schweizer Gewässern ihr Leben, heisst es in einer Mitteilung. Es gab eine Häufung der Ertrinkungsfälle bei Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren sowie bei Personen, die über 65 waren. Zudem ertranken deutlich mehr Männer (81 Prozent). (fja)

«Das Wetter muss in den meisten Gemeinden stimmen, damit Schwimmunterricht überhaupt stattfinden kann.»

Fabian Hauser Schulsportverantwortlicher des Kantons Schaffhausen

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren