Langzeitgymnasium: Der Rat will’s noch mal wissen

Mark Liebenberg | 
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Fünf Jahre später ist klar: Der Regierungsrat und der Erziehungsrat wollen kein Langzeitgymnasium, dafür aber eine Modellschule für die Begabtenförderung auf Sekundarstufe I. Bild: Melanie Duchene

Beim Langzeitgymnasium soll der Kanton noch einmal über die Bücher: Die Reaktion der Regierung auf ein schon vor fünf Jahren überwiesenes Postulat passt dem Parlament gar nicht.

Fast so lange wie der Weg zur Matur in einem Langzeitgymi hat es gedauert, bis der Kantonsrat den Bericht der Regierung auf ein Postulat erhalten hat: Der Kanton solle prüfen, ob in Schaffhausen wieder ein Langzeitgymnasium eingeführt werden könnte, um besonders begabte Schüler gezielter und früher zu fördern. 2018 wurde das Postulat von Raphaël Rohner (FDP) und Peter Scheck (SVP) eingereicht und vom Kantonsrat als erheblich erklärt.

Fünf Jahre später ist klar: Der Regierungsrat und der Erziehungsrat wollen kein Langzeitgymnasium, dafür aber eine Modellschule für die Begabtenförderung auf Sekundarstufe I. Ein Pilotprojekt wurde bereits lanciert und soll an der gemeinsamen Oberstufe Unterklettgau (GOSU) ab 2026 getestet werden. So legt es der Kanton in einer Orientierungsvorlage dar, die der Rat bloss zur Kenntnis nehmen kann.

Ist «Exzellenz» etwas Suspektes?

Damit habe die Regierung den Auftrag des Parlaments nicht ausgeführt, sagte Scheck am Montag. «Die Regierung foutiert sich um das Anliegen des Postulats.» Im Bericht werde das sechsjährige Gymimodell diskreditiert, obwohl es in anderen Kantonen seit Langem gut funktioniere. Die Regierung übernehme die «vorgefasste Haltung» des Erziehungsrates. Als Ergänzung zum bisherigen Kurzgymnasium könnte das aber Sinn machen. «Der FCS trainiert schliesslich auch nicht mit dem FC Feuerthalen.»

Auch Rohner zeigte sich enttäuscht und forderte eine neuerliche, einlässliche Prüfung. Es gehe um die Förderung von begabten Schülern, was auch als Standortfaktor als Wohnkanton nützlich sein könne. «Wie kann es sein, dass dem Regierungsrat der Begriff Exzellenz suspekt vorkommt?»

Von der linken Ratsseite wandten sich viele Stimmen grundsätzlich gegen eine zu frühe, zu starke Selektion. Iren Eichenberger (Grüne) verstand zwar den Ärger der Postulenten: «Es ist, wie wenn einer einen Massanzug bestellt und stattdessen schickt das Versandhaus eine ganze Reihe von nützlichen Kleidern für die ganze Familie.» Zu klein sei aber die Gruppe der Kinder, die wirklich davon profitieren würden, so auch Sahana Elaiyathamby (SP): «Je später die Selektion, desto grösser die Chancengleichheit.» Es brauche Förderung für alle, nicht nur für Einzelne.

Die Meinungen bei den Bürgerlichen und der GLP waren aber gemacht. Mit 29 zu 20 wies der Kantonsrat die Vorlage zurück an die Regierung.

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