Schaffhausen wird gewalttätiger: Das sagt die polizeiliche Kriminalstatistik

Ralph Denzel | 
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Die Kriminalstatistik für 2022 wurde vorgestellt. Bild: Roberta Fele

Nachdem der Bund am 27. März die «Polizeilichen Kriminalstatistiken» veröffentlichte, legte nun die Schaffhauser Polizei nach und stellte ihre Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2022 vor. In einigen Bereichen stiegen die Vorkommnisse deutlich.

Die Schaffhauser Polizei hat am Mittwoch die «Polizeilichen Kriminalstatistik der Schaffhauser Polizei» (PKS SHPOL 2022) vorgestellt. Darin wird die gemeldete und verzeigte Kriminalität im Kanton Schaffhausen nach schweizweit einheitlichen Kriterien erfasst und ausgewertet. Fälle, die direkt bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht wurden, werden in dieser Statistik nur erfasst, wenn und soweit sie polizeiliche Massnahmen, z.B. Hausdurchsuchungen oder Einvernahmen, zur Folge hatten. 

Mehr Straftaten im Kanton

Laut der PKS gab es im Bereich des Strafgesetzbuchs (StGB) im Jahr 2022 4254 Straftaten im Kanton Schaffhausen. Dies entspricht einer Zunahme zum Vorjahr um 17 Prozent.  Dazu kommen 593 Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz (BetmG), welche um 5 Prozent und 311 Straftaten gegen das Ausländergesetz (AIG), ein Anstieg von 22 Prozent.

Gesamthaft beträgt die Zunahme der im Kanton Schaffhausen registrierten Straftaten rund 16 Prozent, von 4450 Straftaten im Jahr 2021 auf 5158 Straftaten im Jahr 2022. Das entspricht 708 Delikten mehr.

Mehr Gewaltstraftaten

Einer der schwerwiegendsten Deliktsbereiche im StGB betrifft die Gewaltstraftaten. In dieser Deliktskategorie wurden im Jahr 2022 insgesamt 32 Prozent bzw. 171 Delikte mehr registriert (2022: 701 Fälle). Die Mehrheit der Gewaltstraftaten wurde im privaten Raum (55 Prozent) verübt, 45 Prozent ereigneten sich im öffentlichen Raum.

Bei den angewandten schweren Gewaltdelikten – unter diese Kategorie fallen Tötungsdelikte, schwere Körperverletzungen, Vergewaltigungen und qualifizierte Raubdelikte – ist ein Fallzahlenrückgang von 28 auf 24 Straftaten zu verzeichnen (-14 Prozent).

Im Bereich der angewandten minderschweren Gewalt ist eine Zunahme der registrierten Delikte von 35 Prozent bzw. von 373 auf 503 Fälle zu verzeichnen. Zugenommen haben insbesondere die einfachen Körperverletzungen (9 Fälle bzw. 10 Prozent mehr) Tätlichkeiten (103 Fälle bzw. 70 Prozent mehr) sowie die Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte (25 Fälle; 156 Prozent mehr).

Die angedrohte minderschwere Gewalt, also etwa Drohungen, Erpressungen, hat im Vergleich zum Vorjahr auf 174 registrierte Straftaten bzw. um 35 Prozent zugenommen.

Häusliche Gewalt mit hoher Dunkelziffer

Bei den Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt kommt es nicht immer zu einer polizeilichen Verzeigung. Die erhobenen Zahlen werden deshalb nicht umfassend abgebildet, sondern entsprechen lediglich den polizeilich gemeldeten und registrierten Straftaten. Seit 2009 definiert die PKS Straftaten häuslicher Gewalt anhand der Beziehung zwischen der geschädigten und der beschuldigten Person zum Tatzeitpunkt. Diese Beziehung wird von der Polizei für eine Auswahl von Straftaten erfasst. Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich wurden am häufigsten in bestehenden und in ehemaligen Partnerschaften registriert. Im Jahr 2022 registrierte die Schaffhauser Polizei 368 Straftaten im häuslichen Bereich. 

Der Bereich der Vermögensdelikte verzeichnet eine Zunahme von 1944 Delikten im Jahr 2021 auf 2079 Straftaten (135 Fälle mehr) im Berichtsjahr 2022. Der Anstieg zwischen 2021 und 2022 (7 Prozent) ist insbesondere auf Diebstahl ohne nähere Spezifikation, Fahrzeugdiebstahl (insbesondere E-Bikes), Ladendiebstahl, Einbruch- und Einschleichdiebstahl, Diebstahl ab/aus Fahrzeug und Taschendiebstahl zurückzuführen.

Im vergangenen Jahr ist bei den Einbruchdiebstählen eine Zunahme zu verzeichnen. Die polizeilich registrierten Straftaten sind von 122 auf 158 angestiegen (30 Prozent mehr).

Cyber-Kriminalität auf dem Vormarsch

Die digitale Kriminalität (oder Cyberkriminalität) umfasst sämtliche Straftaten, die im digitalen Raum, d.h. in den Telekommunikationsnetzen und speziell im Internet, begangen werden. Ein Grossteil der 354 im Jahr 2022 polizeilich registrierten Straftaten mit einer digitalen Komponente betrifft die «Cyber- Wirtschaftskriminalität» (80 Prozent), gefolgt von «Cyber-Sexualdelikten» (15 Prozent) sowie «Cyber-Rufschädigung und unlauteres Verhalten» (5 Prozent). Zugenommen haben gegenüber dem Vorjahr insbesondere Hacking (44 Prozent mehr), Cyberbetrug (Ware nicht geliefert) (26 Prozent mehr) und Sextortion (Erpressung durch sexuelle Inhalte) (155 Prozent mehr).

Im Bereich der Betäubungsmitteldelikte wurden in der Erhebungsperiode 2022 593 Delikte polizeilich registriert (2021: 566 Fälle). Das ist der zweittiefste im Kanton Schaffhausen registrierte Wert seit Einführung der vereinheitlichten Messmethoden der PKS im Jahr 2009.

Bei den Straftaten gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz ist die Zahl der registrierten Delikte im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 56 Fälle auf 311 polizeilich registrierte Straftaten angestiegen. Die Tatbestände der rechtswidrigen Einreise und des rechtswidrigen Aufenthalts machen pro Jahr jeweils etwas mehr als die Hälfte aller Verstösse gegen das AIG aus, was auch 2022 der Fall war.

Täterübersicht

Im Berichtsjahr 2021 wurden 58 Prozent der strafbaren Handlungen nach StGB und 59 Prozent der strafbaren Handlungen nach BetmG von ausländischen Staatsangehörigen begangen.

Der Anteil von Beschuldigten unter 18 Jahren beträgt bei gesamthaft 1'899 tatverdächtigen Personen rund 7 Prozent (117 Personen) und ist damit im Vorjahresvergleich leicht rückläufig. Von den 1899 tatverdächtigen Personen waren 427 (22 Prozent) weiblichen und 1472 (78 Prozent) männlichen Geschlechts.

Im vergangenen Jahr wurden im Kanton Schaffhausen im Bereich des Strafgesetzbuchs rund 56 Prozent der angezeigten Delikte aufgeklärt (CH: 41 Prozent). Bei den Gewaltdelikten beträgt die Aufklärungsquote insgesamt rund 91 Prozent (CH: 84 Prozent) und bei den Vermögensdelikten rund 28 Prozent (CH: 25 Prozent).

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