Fast 800 Kinder an einem Tag untersucht

Alexander Hongler | 
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An mehreren Stationen untersuchten Helferinnen und Helfer Kindern aus der Upper-West-Region die Augen. Bilder: zVg

Bereits zum dritten Mal reiste die Schaffhauser Hilfsorganisation «Ghana Vision» für zehn Tage in den Westen Ghanas. Dieses Mal waren vier Vorstandsmitglieder dabei. Für die Teilnehmer war die Reise ein eindrückliches, berührendes Erlebnis.

Ein Februarmorgen an einer Schule in Wa, der Hauptstadt der Upper-West-Region in Ghana. Hunderte Kinder stehen in einer Schlange. Sie warten geduldig, bis sie an die Reihe kommen. An diesem Tag werden für die Kinder aus der Region Sehtests durchgeführt.

Mit dabei Peter Rüegg von der Schaffhauser Hilfsorganisation «Ghana Vision». In Ghana ist er zum ersten Mal. Gemeinsam mit ihrem lokalen Partner «Blissful Sight for Kids» ermöglicht die Schaffhauser Organisation Kindern in der ärmsten Region Ghanas Zugang zu Augenuntersuchen. Die Untersuchungen seien natürlich weniger strukturiert abgelaufen, als sie es hierzulande würden. Obschon es viele Kinder gewesen seien und die Wartezeit sich in die Länge gezogen habe, sei keinerlei Unruhe und Gedrängel entstanden. «Der friedliche und rücksichtsvolle Umgang unter den Kindern hat mir sehr imponiert», erzählt Rüegg. Unsereins werde schon unruhig und nerve sich, wenn er zehn Minuten in einem Wartezimmer ausharren müsse. «In Ghana ist man es sich gewohnt, zu warten. Man konnte gut sehen, dass die Kinder hier anders erzogen sind.»

Hauptverantwortlicher vor Ort ist Zakarea Al-Hasan Balure (kurz: Zak). Der Ghanaer besuchte im Sommer 2022 Schaffhausen (SN vom 25. August). In Ghana stemmt Zak die komplette Organisation der Hilfeleistungen. «Das Netzwerk, welches Zak aufgebaut hat und die Motivation, die er bei seiner Arbeit an den Tag legt, sind sehr beeindruckend», so Rüegg. Trotz des Mangels an Infrastruktur und Kommunikationsmöglichkeiten konnten Zak und sein Team an einem Tag 746 Kinder untersuchen.

Engagiert seit fünf Jahren

Seit 2018 engagiert sich die Hilfsorganisation «Ghana Vision» in der Upper-West Region in Ghana. Gegründet wurde sie von Martin Roost, ehemaliger Geschäftsführer des Brillengeschäfts «Roost». Der Verein möchte Kindern in der ärmsten Region des Landes die Chance geben, besser zu sehen. In Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation ermöglicht man Kindern zwischen 6 und 15 Jahren den Zugang zu Augenuntersuchungen, Brillen, Medikamenten und Operationen. Während die lokale Organisation für die Durchführung vor Ort zuständig ist, stellt der Schaffhauser Verein materielle und finanzielle Mittel sowie ihr Fachwissen zur Verfügung

Der pensionierte Gymnasiallehrer Peter Rüegg ist seit zwei Jahren im Vorstand des Vereins. «Bislang war das Ganze etwas abstrakt für mich», erzählt der 67-Jährige, «durch die Reise wurde es greifbar». Es sei ein sehr wertvolles und emotionales Erlebnis gewesen.

Der Schaffhauser Vorstand mit Zakarea Al-Hasan Balure (kurz: Zak)

Zurück in Ghana: Im Laufe des Tages durchlaufen die Kinder, ähnlich wie bei einem Postenlauf, verschiedene Stationen, wo Untersuch nach Untersuch durchgeführt wird. Unterstützt wird Zak von zahlreichen Helferinnen und Helfern.

Rüsten für die Zukunft

Ein Ziel von «Ghana Vision» und «Blissful Sight for Kids» ist es, die Verantwortung in Zukunft auf mehrere Schulter zu verteilen. Um dies zu realisieren, muss eine nächste Generation ausgebildet werden. In der Upper-West-Region gibt es keine Universitäten. Wer Optometrie studieren will, muss in den Süden des Landes nach Kumasi oder Accra gehen. Rüegg und seine Kollegen besuchten eine Universität in Kumasi. Den Studiengang für Optometrie, welcher vor einigen Jahren gegründet wurde, werden in einigen Jahren bis zu 60 Studierende abschliessen. Viele derjenigen, die aus dem Nordwesten stammen, kommen nach ihrer Ausbildung aber nicht mehr zurück in die Upper-West-Region. «Es verhält sich ähnlich wie bei uns mit den Bergdörfern. Die Jugend geht ins Unterland in die Städte und bleibt oftmals auch da», so Rüegg. Dem wolle man entgegenwirken. Es müssten Anreizsysteme geschaffen werden, um Studierte zurück in die Region zu holen. Massnahmen in diese Richtung seien jedoch erst angedacht und noch nicht spruchreif, so Vereinspräsident Martin Roost.

Ghanaische Musik in der Kammgarn

Ein weiterer Programmpunkt der Reise war ein Besuch bei Zaks Cousine «Wiyaala». Die junge Frau, welche die Projekte von «Ghana Vision» ebenfalls unterstützt, ist eine in Afrika bekannte Afro-Pop-Sängerin. 2014 räumte sie bei der ersten Ausgabe der «All Africa Music Awards» gleich zwei Auszeichnungen ab.

Am 23. September 2023 organisiert Ghana Vision in der Kammgarn ein Konzert des Popstars. Dieses möchte man dazu nutzen, das Projekt in Schaffhausen bekannter zu machen und die Brücke von Ghana nach Schaffhausen zu schlagen.

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