Achtsamer Aufenthalt im Wald tut gut
Im Wald baden wie in einem grünen Meer – der Trend aus Japan wird auch hierzulande immer beliebter. Das SN-Reporterteam begleitet Fabienne Anghel aus Beringen sowie das Team der Krebsliga Schaffhausen auf einem Rundgang durch die grüne Oase.
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Wer viel Zeit in der Natur verbringt, tut seiner Gesundheit einen grossen Gefallen. Die positiven Auswirkungen sind auch so spürbar, wozu braucht man also eine Führung dafür? «Waldbaden ist mehr als nur ein Waldspaziergang», sagt Fabienne Anghel aus Beringen. Im Februar dieses Jahres hat sie ihre Ausbildung als Shinrin-Yoku-Lehrerin abgeschlossen und bietet seitdem dreistündige und mit Übungen gespickte Rundgänge durch den Wald an. Sandra Koitka, Geschäftsführerin der Krebsliga Schaffhausen, und ihr Team haben sich auf dieses Abenteuer der Sinne eingelassen; das SN-Reporterteam hat sie begleitet. «Wald ist eine starke Ressource», sagte Fabienne Anghel einführend. Zudem habe das Waldbaden erstaunliche Auswirkungen auf die Gesundheit. «Bisher weiss man, dass ein Aufenthalt im Wald vor allem Blutdruck, Stress und Stimmungen positiv beeinflussen kann. Anhand von Studien kommen laufend neue Erkenntnisse hinzu», so Anghel weiter.
Den Alltag ausblenden
Zu Beginn des Rundgangs stehen alle Beteiligten im Kreis. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ziehen ein paar der Teilnehmerinnen, anwesend waren nur Frauen, die Schuhe aus. Das Handy muss stumm bleiben. In der ersten Etappe gehen wir ein paar Minuten stillschweigend durch den Wald. «Die Teilnehmerinnen kommen so bei sich an und können den Alltag für eine kurze Zeit ausblenden», sagt die Kursleiterin. Erster Halt. Die Geräusche und der Duft des Waldes werden bewusst wahrgenommen. Nach diesem Zwischenstopp geht es tiefer in den Wald hinein. Meditatives Laufen, nach dem Tempo der Shinrin-Yoku-Lehrerin, steht an. Schritt für Schritt, in sich gekehrt und schweigend, gehen die Teilnehmerinnen durch die grüne Oase. Der Blick wird auf alles, was einem in diesem Moment begegnet, bewusst gelenkt. Plötzlich beginnt es zu regnen und zu donnern. Fabienne Anghel prüft auf der App das Wetter. «Bald hört der Regen auf», sagt sie und fügt hinzu: «Wir müssen lernen auch diesen Umstand, dass es gerade regnet, wohlwollend zu akzeptieren.» Diese innere Haltung sei ein wichtiger Bestandteil der Achtsamkeit.
«Was ist noch?» Diese drei «magischen Worte» waren Bestandteil in der Partnerübung. Mit Bilderrahmen aus Papier fingen die Teilnehmerinnen Bilder des Waldes ein, welche sie ihrer Übungspartnerin schweigend zeigten. Bereits ist dieser Phase ging das Zeitgefühl verloren. Im weiteren Verlauf des Rundgangs kamen heidnische Elemente hinzu. Auch das eigene innere Licht wurde angesprochen und das Gefühlte aus Ästen und Tannenzapfen in der Einzelübung visualisiert.
Der Rundgang endete mit einem gemeinsamen Essen im Wald. Achtsam wurden Käse, Zopf, Weintrauben und Oliven ertastet. «Wie fühlt es sich für mich an, was zeigt sich in diesem Moment?» Diese Frage begleitete alle Übungen.
«Waldbaden ist tatsächlich mehr als nur ein Spaziergang. Ich fühle mich entschleunigt», sagte eine der Teilnehmenden anschliessend. Eine andere: «Ich bin barfuss durch den Wald gelaufen. Es war eine wohltuende und neue Erfahrung für mich.»